Cookies disclaimer

Our site saves small pieces of text information (cookies) on your device in order to keep sessions open and for statistical purposes. These statistics aren't shared with any third-party company. You can disable the usage of cookies by changing the settings of your browser. By browsing our website without changing the browser settings you grant us permission to store that information on your device.

I agree

08 2005

Während eines Spaziergangs: Notizen über „How to Break the Heart of Empire“

John Jordan

Übersetzt von Stefanie Lotz

Es ist ein warmer Oktobertag, vielleicht ein wenig zu warm, um herbstlich genannt zu werden, einer jener Tage, die einen darüber nachdenken lassen, ob der Klimawandel uns dazu bringen wird, den Jahreszeiten neue Namen zu geben. Ich bin gebeten worden, eine Reaktion auf Marcelo Expositos Film „Radical Imagination“ (Carnivals of Resistance)[1] zu verfassen, der sich mit dem Karneval befasst und sowohl am 18. Juni 1999 in London als auch weltweit stattfand (und mit dem G8-Treffen in Köln zusammenfiel). Ich beschloss, vor dem Schreiben spazieren zu gehen, noch einmal jene Straßen zu betreten, auf denen wir einst eine temporäre Utopie beschritten hatten, meinen Körper noch einmal in Londons Finanzbezirk zu begeben, in jenes Viertel, das an den meisten Tagen des Jahres vom Gemurmel des Profits und Beutemachens erfüllt ist und in dem an jenem historischen Tag für wenige Stunden der Klang subversiven Spiels und Vergnügens widerhallte.

Der 18. Juni oder der J18, worunter er bekannt wurde, veränderte vieles: Er radikalisierte Tausende individueller Menschen, er machte die OrganisatorInnen in Seattle glauben, dass sie das Gipfeltreffen der Weltwirtschaftsorganisation stillstellen könnten (was fünf Monate später geschah und vermutlich den Anfang vom Ende des globalen neoliberalen Projekts darstellte[2]), er stärkte ein keimendes globales Widerstandsnetzwerk (an diesem Tag fanden gleichzeitig Aktionen in vierzig Ländern statt), und er half die “Bewegung der Bewegungen” aus ihrem Schattendasein ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Es war eines dieser Ereignisse, die es fertigbringen, einen historischen Akupunkturpunkt zu treffen, eine perfekt gezielte Aktion, die mit geringen Mitteln so viel erreichte.

Inzwischen sind jedoch sechs Jahre vergangen, die Gruppe Reclaim the Streets[3], die den J18 initiierte, gibt es nicht mehr, nachdem sie in den Medien kriminalisiert, durch den Staat unterdrückt und in internen Streitereien aufgerieben worden war. Die „Bewegung der Bewegungen“ gegen den Neoliberalismus, die nach dem J18 Berühmtheit erlangte, hatte ihre Höhen und Tiefen auf der ganzen Welt, vom Erfolg der selbstorganisierten Fabriken in Argentinien bis zum staatlichen Terror und Blutvergießen Genuas, vom Widerstand gegen die Privatisierung in Bolivien bis zum Misserfolg der bisher weltweit größten koordinierten globalen Demonstration am 15. Februar 2003 gegen den Irakkrieg, von den riesigen Rebellenzusammenkünften auf den Weltsozialforen bis hin zur allgegenwärtigen Unterdrückung von Protesten, die sich ins Absurde verkehrte, als der FBI den „Carnival against Capitalism“ (Karneval gegen das Kapital) auf seine Liste der meistgesuchten terroristischen Vereinigungen setzte.[4] Das Gefühl von Hoffnung, das bei den Bewegungen der direkten Aktion während des letzten Jahrzehnts aufgekommen war, scheint, zu einem gewissen Teil, durch Besorgnis darüber ersetzt worden zu sein, dass unsere Welt sich den biblischen Szenarien der Apokalypse nähert: mit Kriegen, Aufständen, Flutkatastrophen, Erdbeben, Massenvernichtungen, schmelzenden Polkappen, der drohenden Energiekrise und einer globalen Pandemie.

Während ich durch die Straßen der Londoner City lief, versuchte ich jenen Tag in Gedanken zu rekonstruieren – würden noch einmal 10 000 maskierte RebellInnen an einem Freitag hierher zurückkehren? Ich lief am London International Financial Futures Exchange (LIFFE) mit seinen riesigen Stahlsicherheitstoren vorbei – die einige Wochen vorher installiert worden waren, nachdem wir einen der Eingänge symbolisch zugemauert hatten, während ein anderer zertrümmert worden war –, ich erinnerte mich an die betrunkenen Punks, die in den hohlen Ventilationsschächten des Gebäudes verschwunden waren, ich schaute hoch auf den Balkon, von dem die Händler, in einer wunderbaren „Abwandlung“ von Abbie Hoffmans berüchtigter New-York-Stock-Exchange-Aktion aus den 1960er Jahren[5], zerrissene Fotokopien von Fünfzigpfundnoten auf die Köpfe der ungehorsamen Menge hinunter geworfen hatten, und ich realisierte mit Schwermut, dass all das heute völlig unmöglich scheint.

Heute würde das Ausrufen eines „Carnival against Capitalism“ in London mit großer Sicherheit auf taube Ohren stoßen, wenige Leute wären bereit, ein weiteres Jahr für seine Organisation zu opfern, nur eine Handvoll Leute würde kommen, und die Polizei wäre schon überall postiert, noch bevor die Tinte auf den Flugblättern getrocknet wäre. Ohnehin würde die Besetzung und Beschädigung von Eigentum in einem Finanzzentrum seit jenem sonnigen Septembertag nie mehr das Gleiche bedeuten, als zwei Flugzeuge in das Herz von New Yorks Finanzdistrikt geflogen waren. Nicht mehr daran zu glauben, dass es möglich wäre, war ein seltsames Gefühl, irgendwie fühlte es sich wie eine Niederlage, wie ein Misserfolg, an, denn es war gerade die Überschreitung dessen, was „RealistInnen“ für möglich hielten, gewesen: der Triumph über die Welt der Fakten, der Glaube an die Realität unserer Wünsche, die Transformation unserer radikalen Vorstellungen in radikale Aktion, was den Kern dieses karnevalesken Protestes ausgemacht hatte. Der J18 transformierte die Zukunft unserer Vorstellung in die Gegenwart, und sie widersetzte sich, wie alle guten utopischen Visionen, aus der Geschichte in ein futuristisches Wunschdenken zu verschwinden, sondern veränderte die Geschichte  selbst, indem sie in der Gegenwart intervenierte. Dem Karneval ging es weniger um Protest, als um die Schaffung eines anderen Lebens, einer Poesie des Lebens.

 
Ermutigung zum Vergessen

London war die erste Stadt, die so groß war, dass man, im Zentrum wohnend, nicht zum Stadtrand und damit aufs Land laufen konnte. Für Hunderte von Jahren waren die EinwohnerInnen dieser Stadt in der Lage, ihren Alltagsgeschäften nachzugehen und dabei zu vergessen, dass es die Natur gibt. Vielleicht war es die erste moderne Metropole, die in ihren Steinen und Straßen das großartige zivilisatorische Zauberkunststück beherbergte: das Vergessen ihrer Abhängigkeit von der natürlichen Welt. Ein Trick, der so manches Reich dem Untergang geweiht hatte. Von den Römern bis zu den alten Mayas, von den polynesischen Kulturen auf den Osterinseln bis zu den Erbauern der Anasazi-Pueblos im amerikanischen Südwesten –- sie alle brachte unter anderem die Tatsache zu Fall, dass sie ihre ökologische Kapazität überdehnten.

Der J18 fand im Tal des heute zugeschütteten Flusses Walbrook statt, des kleinen, schnell fließenden Flusses, um den herum London erbaut worden war. Dieser vergessenen, fließenden Grundlage der Stadt – ihrem ökologischen und mythischen Grundstein –, die im 13. Jahrhundert begraben wurde, war ein neues Leben  gegeben worden, als man den Fluss während des Karnevals symbolisch freiließ, indem ein Standrohr aufgedreht wurde und das Wasser aus der Hauptleitung zwanzig Meter in den heißen Sommerhimmel hinaufschoss.

In diesem scheinbar einfachen Akt der „Freilegung des Walbrook“ versammelten sich viele Elemente einer erfolgreichen ästhetischen politischen Geste.[6] Ihre pragmatische Aufgabe war, die heißen tanzenden Körper zu kühlen, ihre rebellische Rolle war, die in der Nähe liegende Börse zu überfluten, ihre ästhetische Funktion war ein spektakulärer Hintergrund von herausschiessendem Wasser, das Chaos und Befreiung inmitten der scheinbar unveränderlichen Stadtgebäude aus Beton symbolisierte – und nicht zuletzt erinnerte sie uns daran, dass die natürliche Welt im Beton unter unseren Füßen eingeschlossen ist. Das Rauschen des Wassers und das epische Geräusch spöttischen Gelächters, die an diesem Tag aus den Straßen erklangen, erinnerten uns daran, dass unsere Gesellschaft auf dem brutalen Akt basiert, dass die Natur einst zum Schweigen gebracht wurde und dass die Existenz unserer Gesellschaft auf das Vergessen angewiesen ist – auf das Vergessen des Widerstands, auf das Vergessen unserer Verbindung zur Erde, zu den Planeten, zur Luft, zum Wasser, auf das Vergessen unserer leiblichen, zerbrechlichen Körper, auf das Vergessen, dass alles dem Wandel unterliegt, dass alles stirbt und dass nichts für immer bleibt, nicht einmal das Empire. Und mit all diesem Vergessen einhergehend vielleicht auch das Vergessen der Hoffnung auf eine bessere Welt.

Karnevale des Widerstands mit ihren grotesken, entgrenzten Körpern, ihrer absoluten Missachtung von Hierarchien, ihrem Insistieren auf totaler Beteiligung, ihrem unvorhersehbaren kreativen Chaos, ihren fließenden Mengen und ihrer Gesetzlosigkeit bringen uns Auge in Auge – oder: Hintern an Hintern – mit allem, was unsere Gesellschaft fürchtet und kontrollieren muss, mit allem, was der Kapitalismus uns vergessen lassen will. Der Karneval ist eine von Natur aus flüchtige Erscheinung, und er spottet all jener, die sich hinter der Fassade von Dauerhaftigkeit verstecken. Paradoxerweise musste ich feststellen, dass ich wollte, dass zukünftige Generationen sich an diesen besonderen Karneval erinnern, dass sie wissen, dass es solche Aktionen imaginativer Kühnheit sind, die rebellischen Bewegungen Elan geben. Dass sie sich daran erinnern, dass radikale Vorstellungen aus den Köpfen, Notebooks, den Galerien heraus auf die Straße fließen können.

Der J18 versinkt langsam im Morast des Vergessens, den diese Stadt so hervorragend produziert. Londons Geschichte besitzt viele Schichten kreativer Rebellionen, von denen viele für ihre Zeit visionär waren. Sie reichen von den Bauernaufständen des 12. Jahrhunderts, die mit der Leibeigenschaft ein Ende machten und das Teilen „aller gemeinsamen Dinge“ proklamierten, hin zu den außerordentlichen Bürgerkriegssekten des 17. Jahrhunderts – wie den Ranters, deren orgiastische Form ekstatischer Gemeinschaft in den Gasthäusern der Stadt „das wahre Gotteshaus“ durch „Gleichberechtigung, Gleichheit und Gemeinschaft“ als einen Ort „von universaler Liebe, Frieden und perfekter Freiheit“ betrunken im Hier und Jetzt inszenierten.[7] Sie reichen von den militanten Suffragetten zweihundert Jahre später, die in ihren adretten Hüten und langen weißen Kleidern lächelten, während sie Steine in die Fenster von Banken und Geschäften warfen und Kirchen und die Wohnhäuser von Parlamentariern anzündeten, bis hin zu den Ereignissen, die den J18 mitinspirierten, den „Stop the City“-Aktionen in den frühen 1980erJahren, in denen sich Punk- und Friedensbewegung trafen, um das Finanzviertel anzugreifen, ein Augenblick, der beinahe in der Geschichte verloren gegangen ist. Genau wie Londons unersättlicher Stoffwechsel so tut, als ob die Natur gar nicht mehr existierte, lässt er uns auch an eine homogene Geschichte glauben, in der es keine Sprünge, keine Spalten gibt, die radikale Vorstellungen ermöglichen, die sich gar in tatsächliche Akte des Widerstands verwandeln könnten.

London wird selten als revolutionäre westliche Stadt wahrgenommen, im Gegensatz zu Paris, Prag oder Barcelona. Sie ist die Stadt der Tradition, der Monarchen und der Unveränderlichkeit, des Kapitals und des Empire. Während ich durch das Finanzviertel lief, versuchte ich, Spuren des J18 zu finden. Der unautorisierte Karneval kam und ging. Er bleibt in der Erinnerung all jener, die an ihm teilnahmen, er findet ein Echo in jenen Bewegungen, die das wenige, das über ihn geschrieben wurde, gelesen[8] und die Geschichten und Anekdoten gehört haben. Aber was ist wirklich im Gewebe dieser vergesslichen Stadt hängen geblieben? Wird irgendetwas hängen bleiben, wenn die Geschichten verblasst, die wenigen Bücher und Videos in den Labyrinthen der Bibliotheken verloren gegangen und die tanzenden Körper der TeilnehmerInnen verrottet und wieder zu Erde geworden sind? Natürlich gibt es keine Denkmäler oder Plaketten, die auf jene Aktionen verweisen, die die vorherrschenden Erzählungen der Geschichte auf den Kopf gestellt haben. Rebellionen müssen nicht nur von den Autoritäten niedergeschlagen werden, sondern jene, die heute rebellieren, werden dazu ermuntert, die Erfolge von gestern zu vergessen. Die Rolle der Macht besteht darin, uns von der Vergeblichkeit unserer Handlungen zu überzeugen.

Während des J18 hatten Graffiti die sauberen und perfekten Fassaden der Finanz befleckt. Jahrelang danach hatte man immer noch ein winziges Stück Graffiti sehen können. Aber im vergangenen Jahr war auch dieses magere Relikt verschwunden. Also lief ich durch die Stadt und suchte die Mauern nach Hinweisen ab, nach Rückständen des Widerstands – und auf einer Ziegelsteinmauer nahe der Terminbörse entdeckte ich einen großen hellgelben Fleck von etwa einem Meter Durchmesser, in der Form des klassischen Anarchistensymbols: des eingekreisten A.

Die Geschichte dieses populären Symbols ist kaum dokumentiert. Bekannt gemacht durch die Punkbewegung der späten 1970er Jahre geht es wahrscheinlich auf Proudhons Maxime zurück, dass „Anarchie Ordnung“ sei, daher also das A in einem großen O. Demnach repräsentiert es die klassische anarchistische Schlüsselidee, dass das Chaos in der Regierung beheimatet und wirkliche Ordnung nur in einer Gesellschaft freiwilliger Kooperation zu finden sei, in der die Menschen „natürlicherweise“ ihre gegenseitige Freiheit respektierten. Heute schmückt das „Kreis-A“ mit seinem Echo des Chaos alles, von Mobiltelefonhintergründen bis zu T-Shirts aus Ladenketten. Es scheint einen weiten Weg von Proudhons Maxime genommen zu haben. Ich selbst war nie ein Liebhaber von politischen Symbolen, da sie mich zu sehr an Marken erinnern. Aber in diesem Jahr habe ich begonnen, einen kleinen Anstecker zu tragen, den ein Freund für mich gemacht hat. Auf ihm ist ein neues, aber ähnliches Symbol zu sehen, das immer häufiger auftaucht – ein A, bei dem der Kreis durch ein Herz ersetzt ist. Mir scheint dies ein viel passenderes Symbol für die neuen politischen Philosophien zu sein, an deren Entwicklung der J18 mit beteiligt war.

Das O durch ein Herz zu ersetzen scheint völlig angemessen für ein Symbol, das vielleicht den neuen Radikalismus der flüssigen Netzwerke der globalen Bewegungen widerspiegelt, die während des letzten Jahrzehnts entstanden sind. Das Wort Ordnung hat seine Wurzeln im lateinischen ordo, was „Reihe, Folge, Rang“ bedeutet – irgendwie irrelevant für eine Bewegung, die in Netzwerken denkt und handelt, die sich weigert, geradlinig zu marschieren, sondern stattdessen sich lieber durch die Straßen schiebt und tanzt, und die Kreativität und Vergnügen ins Zentrum ihrer Politik rückt. Das Herz spricht von organischen Körpern, von Gefühlen, von affektivem Handeln, von Begierden – und vielleicht von einer Bewegung, die sich daran zu erinnern versucht, wie man liebt.

 
Eine Liebeswahl

Innerhalb der harten politischen Kultur radikaler Bewegungen oder der coolen und hippen Welt der Kunst von Liebe zu sprechen, ist keine bequeme Angelegenheit. Aber wie Bell Hooks in ihrem Essay „Love as the Practice of Freedom“ (Liebe als Freiheitspraxis) so schön zeigt, stammt „die Abwesenheit eines nachhaltigen Fokus auf der Liebe in progressiven Kreisen vom kollektiven Scheitern, geistige Bedürfnisse anzuerkennen, und von der überdeterminierten Betonung materieller Angelegenheiten. Ohne Liebe sind unsere Bemühungen, uns selbst und die Weltgemeinschaft von Unterdrückung und Ausbeutung zu befreien, aussichtslos. Solange wir uns weigern, der Liebe in unserem Befreiungskampf einen Ort zuzuweisen, werden wir nicht in der Lage sein, eine Kultur der Umkehr zu schaffen, in der es eine massenhafte Abkehr von der Ethik der Herrschaft gibt.“[9] Die allumfassende Umarmung des Karnevals mit seiner leidenschaftlichen Befreiung der Körper und seiner kollektiven soziokulturellen Verzauberung feiert eine Politik, die qualitative Begierden als ebenso wichtig erachtet wie materielle Bedürfnisse und sich weigert, die Notwendigkeit materiellen Überlebens von den Freuden des Lebens zu trennen. Aber selbst innerhalb ebenjenes politischen Kontextes werden diejenigen, die von Liebe sprechen, nicht ernst genommen. Wenn ich hier von Liebe spreche, meine ich nicht die selbstbezüglichen Vorstellungen romantischer Liebe, die wie ein Geschäft gehandelt werden, als Austausch zwischen zwei Menschen – sondern spreche von Liebe als einem kollektiven Geschenk, einem Ausdehnen des Selbst zugunsten des Anderen, einem verkörperten Verständnis, dass wir tief verbundene Wesen sind, verbunden mit Allem und Jedem. Die Liebe zu wählen bedeutet, sich gegen die landläufigen kulturellen Werte zu stellen, die überall den Hobbes’schen Krieg aller gegen alle erblicken; es bedeutet die Weigerung, den Wettbewerb als die Währung menschlicher Beziehungen anzuerkennen.

Ein Jahr nach dem J18 fiel die Gruppe, die ihn organisiert hatte, auseinander, auch wegen innerer Querelen. Etwas mehr Liebe, etwas mehr Raum für den Ausdruck von Gefühlen, für das Außprechen sowohl der Verzweiflung als auch unserer Hoffnung und Freude hätte uns vielleicht zusammengehalten. Nachdem ich inzwischen zahlreiche radikale Gruppen beobachtet habe, ist mir klar geworden, dass mehr Gruppen und Bewegungen durch schlechte Gruppendynamik und interne Streitigkeiten auseinanderbrechen als durch polizeiliches Eingreifen. Es ist viel effektiver für den Staat, mit den PolizistInnen in unseren Köpfen zu spielen als mit Schlagstöcken auf unsere Köpfe zu hauen.

Radikale sind oft verletzliche Seelen. Viele von uns werden politisch aktiv, weil uns etwas sehr stark berührt hat, wie Ungerechtigkeit oder ökologische Zerstörung. Es ist jenes Gefühl, das eine Veränderung in unserem Verhalten bewirkt und uns politisiert. Es ist unsere Fähigkeit, unsere Gefühle zur Welt in Handlungen zu transformieren, die uns in den radikalen Kampf treibt. Häufig aber scheint Folgendes zu passieren: Je mehr wir über die Dinge, die uns tangieren, erfahren, je mehr Kriegsbilder wir sehen, je stärker wir Klimachaos, Armut und die tägliche Gewalt des Kapitalismus erleben, umso mehr härten unsere Gefühle ab, denn obwohl Gefühle zu Handlungen führen können, wissen wir auch, dass das „Zuvielfühlen zu Depression und Lähmung führen kann. Kombiniert man das mit dem Stress von Unterdrückung und Kriminalisierung durch den Staat, beginnen viele AktivistInnen, sich einen dicken Panzer anzulegen. Unsere Gefühle zu verleugnen, wird zur Überlebensstrategie.

In einem solch kontrollierten Zustand wird es schwierig, offen zu sein, in sich selbst hineinzuhören und anderen zuzuhören. Liebe wird unmöglich. Oft überdecken wir diesen Verlust mit der Illusion von Tapferkeit – wir werden zu furchtlosen KriegerInnen für den Planeten. Aber einE KriegerIn, die/der nicht wirklich fühlen und wahrnehmen kann, was um ihn oder sie herum passiert, ist bald tot und ineffektiv. Furchtlosigkeit entspringt der Flucht aus unseren Körpern, dem Vergessen, dass wir aus Fleisch und Blut sind, dem Leben in purer geistiger Abstraktion. Wenn wir die Liebe wählen, fangen wir an, unsere Furchtlosigkeit in Mut umzuwandeln – ein Wort, das seine Wurzeln im französischen Wort cœur hat, was „Herz“ bedeutet. Mut ist, Angst zu empfinden und sich dennoch zu entschließen, sie zu überwinden, weil das Herz einem sagt, dass es das Richtige ist.

 
Die Verkörperung des Karnevals

Am J18 brachen die Werte des Karnevals in die Straßen aus – Geselligkeit, Kreativität, Spontaneität, Liebe und die Hingabe an den Moment. Dies aber sind keine Werte, die sich im Alltag in unserem Verhalten und in unseren Körpern leicht unterbringen ließen. Es schien paradox, dass die Gruppen, die karnevaleske Aktionen organisierten, in denen rebellisches Spiel und befreite Körper auf die Straße gelassen wurden, in ihre eigenen kreativen/organisatorischen Prozesse selbst nie Spiel und Körperarbeit einbezogen. Tatsächlich ähnelte der Prozess einem x-beliebigen linken Treffen: Eine Gruppe von Leuten saß herum und redete. Alles war Kopf mit wenig Herz.

Es war diese Einsicht, die mich im Jahr 2003 veranlasste, die Praxis des „Rebel Clowning“[10] zu entwickeln und mit einem losen Kollektiv zu arbeiten, das unter dem Namen der Clandestine Insurgent Rebel Clown Army / CIRCA (Heimliche aufständische Rebellen-Clown-Armee) bekannt wurde. Indem wir die alte Clownskunst mit zeitgenössischen Formen zivilen Ungehorsams mischten, entwickelten wir eine Praktik, die Werkzeuge für AktivistInnen bereitstellen sollte, mit denen sie sowohl ihr inneres emotionales Leben verändern und unterstützen, als auch effektive Techniken für direkte Aktionen zur Hand haben sollten. Es war ein Weg, den Geist des Karnevals in unseren Herzen und Muskeln aufzunehmen.

„Rebel Clowning“ führte Spiele in den Prozess politischer Organisation ein. Wir entwickelten eine Reihe von Trainings, die AktivistInnen dazu ermutigten, ihre Körper neu zu programmieren, ihre Intuition zu entfalten und „ihren Clown“ zu finden – einen kindartigen Zustand von Großzügigkeit und Spontaneität. Die „Rebel Clown“-Trainings zielten darauf, die Aktivistenrüstung abzulegen, wieder weiche Haut zu zeigen, den verletzlichen Menschen zu finden, der einst alles so intensiv gespürt hatte.

Die Geschichte der Clownfigur kann man auf die frühesten Performanzformen der Welt zurückführen. Gekoppelt an die Rolle des Schamanen, des sozialen Heilers und Zauberers, war der Clown durch die Geschichte hindurch in verschiedenen Verkleidungen jemand, der die Freiheit besaß, alle Tabus und Wahrheiten einer Kultur unbeschadet ans Tageslicht zu bringen und die Hauptprinzipien einer Gesellschaft zu kritisieren, ohne selbst behelligt zu werden. Er war dazu in der Lage, weil er einen besonderen Ort bewohnte, einen Zwischenraum, ein seltsames soziales Niemandsland. Der Clown schafft es, gleichzeitig im Zentrum und am Rande der Gesellschaft zu sein. Er/sie ist ein populärer Archetyp, den man überall sehen kann, vom Zirkus bis zur Konzernwerbung, von der Straße bis zur privaten Kinderparty. Er ist anerkannt, weil er unter der Oberfläche der Torheit eine gewisse Weisheit zeigt. Gleichzeitig aber ist der Clown ein Außenseiter, ein Freak, ein Objekt des Spottes. Dieser Schwellenraum, den der Clown bewohnt, ist mächtig, da er die binären Kategorien des Systems durcheinanderbringt.

Clownerie ist nicht so sehr eine Technik als ein Zustand. Im Grunde geht es bei der Clownerie um Loslassen, darum, zu lernen, jeder Situation mit einer Offenheit und Verwundbarkeit zu begegnen, die wir als Kinder hatten. Sie ist ein Zustand, in dem wir die Sogkraft, sich der Erfahrung hinzugeben und ohne Erwartungen zu leben, spüren. Sie ist ein Zustand, mit dem wir alle groß geworden sind und der von der Gesellschaft mit Füßen getreten und auf Rummelplätze, ins Theater und in den Zirkus verbannt worden ist. Sie ist der Zustand, der im Spiel Wissen über die Welt erlangt und der den Unterschied zwischen der Vorstellungskraft und der Wirklichkeit lediglich als Meinungsfrage zu betrachten weiss.

Bewaffnet mit Spott und Liebe und mit Verwirrungs- statt Konfrontationstaktiken, unternahm CIRCA direkte Aktionen in kleinem Umfang, z. B. indem Musterungsbüros der Armee besetzt und geschlossen wurden (mit dem Angebot, CIRCA beizutreten), indem Präsident Bush mit einer Brezelkanone empfangen wurde und indem eine Pseudodemonstration von „Pro-Kapitalisten“ angegriffen wurde, was die Premiere eines Johnny-Depp-Films durcheinanderbrachte.

Als die G8 ihr Treffen für Juli 2005 in Schottland ankündigte, beschlossen wir, sie mit einer großen Clownsarmee zu begrüßen. So tourten wir auf einer lustigen Rekrutierungsfahrt durchs Land und trainierten Clowns in Städten überall im Vereinigten Königreich. Aus einem solarbetriebenen Wohnwagen, den wir auf Marktplätzen und Parks aufstellten, proklamierten wir unsere Operation HAHAHAA (Helping the Authorities House Arrest Halfwitted Authoritarian Androids = Hilfe zur Hausarrestierung hilfloser autoritärer Androiden durch die Autoritäten) und erklärten, dass es unser Ziel sei, den Autoritäten dabei zu helfen, die Sicherheitszäune höher zu bauen, um die G8-Regierungschefs und ihr Gefolge dahinter festzuhalten, was unsere Welt vor gefährlichen gewalttätigen Männern bewahren würde.

200 trainierte Clowns kamen in Schottland für die erste Aktionswoche zusammen, in der viele schöne Momente rebellischer Clownerie zu sehen waren. Da war die Clownsfrau, die mit Lippenstift Smileys auf Polizeischilder malte und dann die Polizisten mit ihren leuchtend pinkfarbenen Lippen küsste. Es gab Polizisten, die den schwarzen Block eingekreist hatten und sich ihr Lachen nicht verkneifen konnten, als ihnen eine kleine Gruppe von neckenden Clowns das Lied „One banana two banana three banana four“ vorsang. Da war das Dutzend leuchtend bunter Clowns, die sich in einer Reihe durch die kniehohe Gerste bewegten, während die Zäune eingerissen wurden. Da war der Augenblick ekstatischer Freude, als ein großes entschlossenes Clownsbataillon mit „Liebe und Respekt“-Rufen geradewegs durch eine Reihe lächelnder, aber verwirrter Polizisten marschierte und die Autobahn A9 betrat – und da war der Augenblick, als die Polizisten für einige Sekunden vergaßen, auf welcher Seite sie standen, und einige Trainingsspiele mit uns spielten, die in einer bizarren Clown-Polizei-Umarmung endeten.

Aber einen Tag nach den Aktionen gegen G8 schlichen sich vier normal aussehende Männer unbemerkt in Londons öffentliches Nahverkehrssystem, beladen mit Rucksäcken voller Sprengstoff. Innerhalb einer Stunde hatten sie ihre eigenen Körper in die Luft gesprengt, 56 andere Menschen getötet und 700 verletzt. London war völlig erstarrt. Alles, wofür wir mehr als ein Jahr für die G8-Aktionen gearbeitet hatten, war überschattet, weggeblasen mit den Explosionen und den daraus resultierenden verstärkten Sicherheitsmaßnahmen, Repressionen und der weiteren Einschränkung bürgerlicher Freiheiten. Die Themen Klimawandel, Armut, Diktatur der Märkte, alles, wofür die Bewegungen gearbeitet hatten, um öffentliche Aufmerksamkeit zu erlangen, war innerhalb dieser Augenblicke überschattet worden.

Die Schwester einer der Bombenleger hatte ihrem Bruder angeblich eine E-Mail geschrieben und ihn ermuntert, die Aktion durchzuziehen: „Wir alle müssen stark sein und auf die Wirklichkeit gerichtet sein, während die Zeit vorbeistreicht“[11], schrieb sie, „und es ist nicht die Zeit, um schwach und emotional zu sein.“ In der Zwischenzeit haben „neuroökonomische“ Untersuchungen aus der Tiefe des akademischen Betriebs herausgefunden, dass „Menschen mit gewissen Veränderungen im Gehirn, die deren Fähigkeit, Emotionen zu empfinden, einschränken, in Laborglückspielen weniger ängstlich sind, mehr Risiken eingehen und größere Gewinne erzielen als ihre Rivalen“.[12] Folgt man der Logik von Markt und Terror, haben all diejenigen Erfolg, deren Fähigkeit zu fühlen Schaden genommen hat.

 
Sich daran erinnern, wie man fühlt

Soziale Bewegungen sind wie Jahreszeiten, sie haben ihren Frühling und Sommer, ihre Momente von Wachstum und Entfaltung, aber auch ihren Herbst und Winter, Zeiten von Schrumpfung, Langsamkeit und Brüten. Als AktivistInnen tendieren wir dazu, immer agieren zu wollen, als ob wir das, worauf wir unsere Identität aufbauen, verlören, sobald wir nichts tun. Der J18 fand in einem Moment intensiver globaler Aktivität statt, alles schien im Bereich des Möglichen. Heute fühlt sich alles anders an. Unsere Welt kollabiert um uns herum – sollten wir uns darauf konzentrieren, Rettungsboote zu bauen, die uns durch diese Krise bringen? Sollten wir uns dem Zustand permanenten Kriegs widersetzen? Wie können wir mit den sozialen Konflikten, die durch Peak Oil entstehen, fertig werden? Wie agiert man mit ansteckender Fröhlichkeit, wenn es einfacher ist, vor Verzweiflung gelähmt zu sein? Das Tao Te King fragt: „Hast du die Geduld zu warten, bis der Schlamm sich gesetzt hat und das Wasser klar geworden ist? Kannst du reglos bleiben, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist?“ Vielleicht ist die Liebe in diesen seltsamen, nebulösen Zeiten wichtiger denn je, die Liebe als Übung des Zuhörens, der Fürsorge, der Freiheit.

Während es Abend wird, die Themse steigt und mein Weg mich in die kalten Marmorräume der Guildhall Art Gallery führt, bin ich plötzlich umgeben von riesigen goldgerahmten Gemälden, in denen Augenblicke von Pomp und Feierlichkeit festgehalten sind, die sich in dieser Stadt ereigneten. Und da in der Mitte ist ein Bild, das mich mehr als alle anderen an den J18 erinnert. Es zeigt den Blick von einem Dach hinunter auf die Stadt, genau auf jenes Viertel, wo der Karneval stattgefunden hat. Die Straßen unten sind voller Leute, Pferde und Kutschen, Kohlerauch steigt aus den Schornsteinen auf. Ich erinnere mich daran, dass ich am Abend nach dem Karneval auf der anderen Seite des Flusses im Hof eines Pubs saß; wir legten unsere Verkleidung ab und feierten den Tag, während wir dem aufsteigenden Rauch zusahen, der von den wenigen Feuern stammte, die gelegt worden waren, als der Tag sich von einem festlichen in einen rebellischen gewandelt hatte. Unsere Körper beruhigten sich, und das Adrenalin, das den ganzen Tag durch sie geflossen war, fing an, sich zu verflüchtigen; wir fühlten uns unbesiegbar. Aber wir hätten nie die Zukunft vorhersagen können, weder den enormen Anstieg sozialer Bewegungen, der kommen sollte, noch diesen seltsamen Moment, in dem es unmöglich schien, wieder Hoffnung zu fassen.

Der Titel des Gemäldes ist „Das Herz des Empire“. Der J18 hatte dieses Herz für einen Moment zum Stillstand gebracht. Aber dieses gefühllose Organ ist stark, mehr aus Stein als aus Fleisch, und sein Rhythmus endlosen Kriegs und Wettbewerbs schlägt immer weiter, trotz dieser kleinen Einbrüche von Widerstand, die es kurzzeitig aus dem Tritt bringen. Aber sicher ist, dass Niels Moeller Lund, als er sein Gemälde 1904 fertigstellte, keine Ahnung hatte, dass das Britische Empire, das für ihn eine Selbstverständlichkeit darstellte, eines Tages nicht mehr wiederzuerkennen sein würde. Er hätte nie vorhergesehen, dass einer seiner größten Risse vierzehn Jahre später entstehen würde, als ein kleiner Mann, clownartig in seiner Erscheinung, seinen halbnackten Körper in handgewebter Baumwolle eingewickelt, mit einer außerordentlich radikalen Vorstellungskraft versehen, anfing, in Indien Unruhe zu stiften. In seiner Hingabe an den Ungehorsam gegen das Empire und ein Leben der Liebe fasste Gandhi seine Mischung aus Kreativität und Widerstand, aus Persönlichem und Politischem, Imagination und Aktion, Mitteln und Zweck zusammen, als er sagte: „Sei die Veränderung, die du sehen willst.“ Diese Herausforderung bleibt das Radikalste, was wir in diesen verworrenen Zeiten tun können. Sie fordert uns dazu heraus, die Verzweiflung zu verbannen, weil sie will, dass wir im Hier und Jetzt handeln, dass wir uns weigern, eine andere Welt in der Zukunft zu erträumen, die mit Warten und Hoffnung einhergeht. Ich starre auf das Bild und weiß, dass dieses globale Imperium auf die unerwartetste Weise niedergehen wird, und vermutlich aufgrund des Zusammentreffens vieler augenscheinlich kleiner Aktionen. Ich stelle mir vor, wie ich eine Spraydose auspacke und ein Graffiti auf die Leinwand sprühe: „Wird die Liebe dir das Herz brechen?“ In Wirklichkeit verlasse ich die Galerie, laufe in die Stadt zurück und stelle fest, dass ich vielleicht zu dem zurückgekehrt bin, was Baudelaire so beschrieb: eine Welt, in der „die Tat nicht die Schwester des Traums“ ist.

 
Der Text ist einem Reader entnommen, der im Rahmen der Thematischen Projektreihe “Spektakel, Lustprinzip oder das Karnevaleske?” der Shedhalle (www.shedhalle.ch) entstanden ist. Die Publikation erscheint bei bbooks Berlin im Winter 07/08.



[2] Für Emmanuel Wallerstein endet das neoliberale Modell der Zeit nach den 1970er Jahren mit der Unterbrechung der Gespräche auf dem WTO-Gipfel in Cancún 2003. Vgl. ders. „Cancun: The Collapse of the Neo-Liberal Offensive“ http://fbc.binghamton.edu/122en.htm.

[3] Zur frühen Geschichte von “Reclaim the Streets” s. John Jordan, „The Art of Necessity“, in: George Mackay (ed.), „DIY Culture: Party and Protest in 90’s Britain“. London / New York: Verso, 1997.

[4] Trotz der Tatsache, dass der „Carnival against Capitalism“ keine Gruppe ist, sondern bloß eine Taktik, die verschiedene Gruppen nutzen.

[5] 1967 ließen Abbie Hoffman und eine Gruppe zukünftiger Hippies Hunderte von Dollars von der Besuchergalerie auf den Boden der New Yorker Börse fallen, proklamierten den „Tod des Geldes“ und verursachten einen wilden Kampf der Börsenangestellten um die Banknoten.

[6] Das Studium von Ökosystemen lehrt uns, dass die erfolgreichsten Teile eines komplexen Systems zahlreiche Funktionen haben – das Blatt eines Baumes fängt Energie und Feuchtigkeit auf, spendet Schatten, wird zum Dünger, bietet Windschutz und produziert Kohlendioxid, um nur einige seiner zahlreichen Funktionen zu nennen. Die erfolgreichsten Aktionen kreativen Widerstands folgen diesem Muster, was man in der radikalen Designtheorie „Permaculture“ als „stack functioning“ bezeichnet. Beim J18 hatten viele Elemente mehrere Funktionen, wie zum Beispiel die berüchtigten 8000 Masken, die Identitäten verbargen, textuell Propaganda machten und als choreografisches Werkzeug dienten, um die Menge zu teilen und zu bewegen.

[7] Clifford Harper, „Anarchy – a Graphic Guide“. London: Camden Press, 1987.

[8] S. Notes From Nowhere (ed.), „We Are Everywhere: the Irresistible Rise of Global Anticapitalism“. London / New York: Verso, 2003.

[9] Hooks, Bell, „Outlaw Culture – Resisting Representations“. London: Routledge 1994.

[10] Mehr zu „Rebel Clowning“ unter www.clownarmy.org.

[11] Berichtet von der BBC am 6. Oktober 2005 – http://news.bbc.co.uk/1/hi/uk/4315896.stm

[12] „The Guardian“, 3. Oktober 2005, London – Neuro-economics, Briefing.