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04 2008

Die Metropole und die so genannte Krise der Politik

Die Erfahrung von Esc

Atelier Occupato ESC (Rome)

Übersetzt von Stephanie Weiss, Beratung: Klaus Neundlinger

 

1. Die Metropole und die so genannte Krise der Politik

In Italien hat sich in letzter Zeit in der medialen und journalistischen Debatte das große Thema der „Krise der Politik“ durchgesetzt. Mit einem Schlag hat sich die Instabilität eines gesamten institutionellen Rahmenwerks, das Schwierigkeiten hat, Konsens zu schaffen und politische Entscheidungen zu legitimieren, in die moralische Krise eines gesamten Landes verwandelt. Alles, was die Grenzen der institutionellen Repräsentation überschreitet, wird bezichtigt, „unpolitisch“ zu sein. Gleichsam, als wäre die Kategorie des Politischen ein einfaches Vorrecht derjenigen, die das Monopol darüber beanspruchen.

Die Gewalt des Sicherheitsdiskurses und die Neudefinition des institutionellen Gefüges rund um die Produktion öffentlicher Meinung haben ein Übriges getan. Es ist jedoch unserer Meinung nach notwendig, jene Prozesse in Betracht zu ziehen, die gerade die Neudefinition des „Politischen“ genau dort mit sich bringen, wo dieses seiner traditionellen Gegenstände verlustig zu gehen scheint.

Es ist uns wichtig von dieser Überlegung auszugehen, da wir gerade die Metropole für den Kontext halten, innerhalb dessen diese Prozesse volle Sichtbarkeit erlangen. Im Besonderen stellt das sich gerade in einer Phase größerer wirtschaftlicher Expansion befindliche Rom selbst ein „Labor“ dar, innerhalb dessen die komplexe Neuerfindung der italienischen institutionellen Politik (siehe die Erfahrung von Veltroni und die Gründung der Demokratischen Partei (PD)) und die Rekonstruktion einer jener Krise der Repräsentanz adäquaten Vorstellung erprobt werden, und das ausgehend von der kritischen Perspektive der sozialen Bewegungen, die bald die Begrifflichkeiten der italienischen Debatte prägen wird.

Was sind also die Prozesse, die diese „Krise der Politik“ bestimmen und deren bedeutendste Bühne die Metropole ist? Im Wesentlichen zwei: Auf der einen Seite die Neudefinition der Zusammensetzung der metropolitanen Klasse und auf der anderen Seite die Zurücknahme traditioneller Regierungs- und Normierungsdispositive des sozialen Lebens; vom Ende der politischen Stabilisierungsfunktion der so genannten „Mittelklasse“ über die Formierung neuer sozialer Polarisierungen, die die rigide Gegenüberstellung zwischen Einbezogenen und Ausgeschlossenen verschwinden lässt, über die Prozesse der Abwertung der neuen sozialen und intellektuellen Produktionsfiguren, bis zu den Veränderungen, die die Natur des Kapitals selbst und seine Regierungs- und Kontrollfunktion betreffen. Wenn wir eine moralisierende und ideologische Lesart der Krise der Repräsentanz vermeiden wollen, dann müssen wir genau in dieser Veränderung der sozialen Zusammensetzung sehen, wie die traditionellen Dispositive der Interessenvertretung an Einfluss verlieren, wie die Delegationsfähigkeit der klassischen politischen Institutionen geschwächt wird und wie genau jenes Objekt, über das die Regierung ihre Macht ausüben sollte, für diese unwahrnehmbar wird.

Kurzum: Die Metropolen sind kreuz und quer von einem heftigen Prozess der Neudefinierung der Klassen durchzogen, diese Neudefinierung produziert faktisch eine Legitimitätskrise der traditionellen Institutionen politischer Repräsentation und eröffnet gleichzeitig neue Szenarien. Und genau innerhalb dieser Szenarien sind die politischen Projekte der Bewegungen zu verorten.

 
2. Die Governance und die Unmöglichkeit des Regierens

Die von den Bewegungen in den letzten Jahren vollzogene Analysearbeit ist gänzlich auf die Beschreibung dieser Wasserscheide (Fordismus – Postfordismus, modern – postmodern) gerichtet gewesen, die ein Vorher und ein Nachher unterschied, und zwar war sie in der Lage, genau all diese Übergänge in der Veränderung des globalen Kapitalismus deutlich zu formulieren, von den Produktionsbeziehungen und den Machtbeziehungen, den Transformationen räumlicher und zeitlicher Parameter politischen Handelns, bis zu den Mutationen, die die Institutionen der politischen Repräsentation und die Zusammensetzung der Subjektivitäten in Konflikten betreffen.

Das Verständnis dieser Transformation hat uns mit der Zeit das hinter uns zu lassen erlaubt, dessen Ende wir ankündigten, und vor allem hat es die Möglichkeit einer Neuerfindung der Bewegungen selbst eröffnet, und zwar jenseits derjenigen Kategorien, in denen die Linke, die gesamte Linke, tödlich verfangen war.

Von der Beschreibung dieses allgemeinen Übergangs ausgehend besteht heute die Dringlichkeit, Begrifflichkeiten, Analysen und politische Hypothesen zu entwickeln, in denen die Gegenwart als Kampffeld betrachtet wird und Bruchlinien im Hier und Jetzt ausfindig gemacht werden.

Die Suche nach einer „politischen“ Definition der Metropole erlangt in diesem Sinn besonderes Gewicht. Es ist notwendig, sich von rein soziologischen Definitionen zu befreien, die in den letzten Jahren die Untersuchung von Phänomenen charakterisiert haben, die an das Aufkommen einer neuen Räumlichkeit und Zeitlichkeit innerhalb der urbanen Kontexte geknüpft sind.

Solche Betrachtungen müssen nun innerhalb eines Diskurses eingegliedert werden, der die Form der Metropole als konstituierend für ein sich in Veränderung befindliches Kräftefeld betrachtet, das von mobilen Grenzen, Hierarchisierungslinien und Prozessen der Produktion neuer Institutionalitäten durchzogen ist. Dieses Feld ist die Arena, in der die durch die politischen Kämpfe und Bewegungen produzierte Krise der traditionellen Regierungsformen aufgetreten ist, und gleichzeitig der Bereich, in dem neue Formen der Vereinnahmung und Kontrolle, der Inklusion und Gewalt erprobt werden.

In diesem Sinne ist das, was wir für gewöhnlich als Governance bezeichnen, untrennbar mit dem Versuch verbunden, auf diese Krise zu reagieren. Jegliche lineare Sichtweise, bei der Governance mit einer sanften Regierungsform assoziiert wird, die offen ist in Hinblick auf Prozesse der Demokratisierung und Pluralisierung der Gesellschaft, birgt die Gefahr in sich, dass wir den Faden dieser verwickelten Angelegenheit verlieren. Governance agiert dort, wo traditionelle Regierungsformen nicht mehr funktionieren: das ist ihre einzige Existenzberechtigung. Von diesem Gesichtspunkt aus spielen wir, wenn wir von metropolitaner Governance sprechen, auf dieses Zusammenwirken öffentlicher Praktiken an, die in der Harmonisierung irreduzibler und heterogener Interessen die Antwort auf die Unfähigkeit sehen, Entscheidungen durch einen vorgängigen Prozess institutioneller Legitimation zu erlangen. Das Schwächerwerden traditioneller Mechanismen sozialer Disziplinierung und der Kanalisierung von Interessen endete damit, dass die Subjektivitäten selbst für die Praxen der Regierung undurchsichtig wurden. Governance bezeichnet in einem gewissen Sinn die Anstrengung, kontinuierlich und mittels flexibler und variabler Geometrien der Verwaltbarkeit des Lebens zweckdienliche Subjektivitäten zu produzieren, wo die Grenzen zwischen öffentlich und privat labil und flüchtig werden. Es ist das Verhältnis zwischen Inklusion und Exklusion, das gerade gänzlich überwunden wird. Wir werden somit zu Zeugen einer Multiplikation der Regierungsinstanzen, die in ihrem einschließenden und gleichzeitig unterscheidenden, trennenden Vermögen die Bedingung des eigenen Funktionierens sehen.

Das, was gemeinhin „sicherheitspolitische Wende“ genannt wird – etwas, das im Endeffekt in hohem Ausmaß das urbane Leben betroffen hat –, hat in Wirklichkeit anstatt mit einer neo-autoritären Inszenierung der Macht (von daher, auch innerhalb der Bewegung, die Rückkehr zum obszönen Refrain über die Faschisierung) eher mit der ununterdrückbaren Notwendigkeit zu tun, das Soziale zu durchdringen und es vor allem sichtbar und verwaltbar zu machen.

Was bedeutet es, eine Arbeitskraft wie die metropolitane zu verwalten, wenn diese absolut nicht mehr auf traditionelle Disziplinierung zurückzuführen ist? Was bedeutet es, urbane Strömungen im Zeitalter ihrer maximalen De-Synchronisierung zu verwalten? Diese Grenzen der Regierung und ihre Zersplitterung, sind das Ergebnis eines wachsenden Antagonismus, der in der metropolitanen Räumlichkeit und Zeitlichkeit seine Konfliktfelder und seine Kampfesterrains erkennt.

 
3. Gentrifizierung und die Gestaltung des urbanen Raums: zur Erfahrung von Esc (Rom)

Die Erfahrung von Esc ist innerhalb eines konkreten Stadtgebiets verortet: San Lorenzo (Rom), ein Viertel, das stark von diesen Dynamiken betroffen ist. Es ist ein historisches Universitätsviertel, das sich in den letzten Jahren zu einem wahren Gebiet des Kulturkonsums entwickelt hat. Auf das Dichterwerden spekulativer Interessen von Seiten der Immobilienbranche, die Schwindel erregende Mieterhöhungen und Steigerungen der Lebenskosten bewirkt haben, hat die historische Anwohnerschaft des Viertels mit wachsender Schärfe reagiert und einen wahrhaften „Krieg gegen die jungen Menschen“ ins Leben gerufen.

Auf der einen Seite führt die kapitalistische Verwertung des Stadtgebiets zu einem bedeutenden Prozess sozialer Polarisierung: die „Gentrifizierung“ vereint das Immobiliengeschäft mit der Schaffung einer kreativen High Class, die den urbanen Raum neu formt. Auf der anderen Seite haben die historischen Anwohnergemeinschaften durch Praxen identitärer Reterritorialisierung als Ankerpunkt für die Legitimierung von Kontrolldispositiven im Stadtviertel und für die Segmentierung der jugendlichen Ströme fungiert.

Es ist notwendig, diese Prozesse in ihrer gegenseitigen Ergänzung zu lesen. Denn beide gründen auf der Dynamik einer komplexen Deterritorialisierung des Viertels, das von jugendlichen und studentischen Lebensformen bestimmt ist, die eine Alternative zur Zeitlichkeit der Lohnarbeit darstellen und die mumifizierten Identitäten des Viertels selbst transzendieren.

Mit anderen Worten, die Gentrifizierung und der gemeinschaftliche Widerstand haben beide auf diesem glatten Raum, der durch das nomadische Durchqueren von auf dem Gebrauchswert und der Arbeitsverweigerung basierenden Lebensformen hervorgebracht wurde, agiert. Die Gentrifizierung ist der Versuch, einen von produktiven urbanen Kräften neu definierten urbanen Raum durch Ausnahmemaßnahmen, durch Rendite und Kontrolle zu verwerten. Der zunehmende Antagonismus dieser Kräfte und der Versuch ihrer normativen Kodifizierung und Vermarktung haben die Annäherung öffentlicher und privater Subjekte bewirkt, die im Willen, den urbanen Raum und die urbane Zeit zu reglementieren, vereint sind: lokale Institutionen, Anwohnergemeinschaften, Händler, Vereine, historische linke Parteien und Polizeikräfte haben eine noch nie da gewesene Form transversalen politischen Handelns hervorgebracht, und damit eine Militarisierung des Viertels und eine umfassende und kontinuierliche Kontrolle der sie durchlaufenden Menschenflüsse bewirkt.

Innerhalb dieses Szenarios ist die Funktion eines besetzten Raums wie des unseren die, uns als Katalysator dieser studentischen und prekären Kräfte einzubringen und als Anreger autonomer Formen von Institutionalität zu fungieren. Ältere Vorstellungen bezüglich territorialer Verwurzelung sind nicht nur überholt, sondern bedeuten Selbstmord. Nachdem die Mechanismen metropolitaner Hierarchisierung nicht mehr mittels der Dialektik zwischen Inklusion und Exklusion funktionieren, sondern mittels der Mechanismen differentieller Inklusion, wird das Problem darin bestehen, zu begreifen, welche Rolle die sozialen Zentren künftig ausüben können.

In diesem Zusammenhang sind wir auf zwei Tendenzen im Panorama vieler italienischer sozialer Zentren gestoßen: einerseits Integration in die metropolitane Hierarchie und Streben nach Anerkennung der eigenen politischen und kulturellen Rolle, andererseits die Wahl des Ghettos, die ebenfalls hochgradig funktional hinsichtlich der Mechanismen differentieller Inklusion ist.

Das politische Problem, das wir uns also stellen, ist, wie man die Mechanismen der Governance inflationieren kann, wie man den Kampf nicht in einem unmöglichen Außerhalb, sondern innerhalb und gegen die Prozesse differentieller Inklusion konstruieren kann; wie man sich die Öffentlichkeit wiederaneignen und kollektive Regeln (Institutionen des Gemeinsamen als Orte der Organisierung des Entkommens und des Bruchs) festlegen kann; wie man entlang der Grenzen agieren kann, soweit sie Räume des Widerstands, der Subversion und des Exodus sind.

 
4. Die metropolitane Organisierung zwischen technischer und politischer Zusammensetzung

Die Metropole ist ein opaker, unartikulierter Raum. Ein politisches Bild der Metropole zu entwerfen will in diesem Sinne heißen, eine Kartographie der hierarchischen Linien, die sie durchziehen und der verschiedenen Potenziale, die sie überschreiten und als lebendigen Körper konstituieren, zu zeichnen. Die romantische Idee einer der Macht gegenübergestellten Zivilgesellschaft ist uns in diesem Zusammenhang nur wenig nützlich.

 Es bedarf im Gegensatz des Eintauchens in die metropolitane Zusammensetzung, um in ihrer irreduziblen Heterogenität die Ansatzpunkte möglichen politischen Agierens zu begreifen, innerhalb der hierarchischen Manöver des biopolitischen Gewebes die Produktionen von Subjektivitäten und ihre unterschiedlichen Fähigkeiten zur Eröffnung von Szenarien der Generalisierung zu erkennen, erfolgreich an den Bruchpunkten anzusetzen und Formen autonomer Institutionalität zu produzieren. Das ist es, was uns umtreibt.

Wie ist es möglich, die Dynamiken differentieller Inklusion und die Prozesse der Hierarchisierung der postfordistischen Arbeitskraft in Angriffspunkte umzuwandeln?

An dieser Stelle erscheint es uns sinnvoll, die operaistische Unterscheidung zwischen technischer und politischer Klassenzusammensetzung wieder aufzugreifen. Schematisch können wir die technische Zusammensetzung als die kapitalistische Strukturierung der Produktionsbeziehungen definieren, also als das Gemeinsame von organisatorischen, technischen und juridischen Prozessen, die die Form der Arbeitsaktivität definieren; und als politische Zusammensetzung die Formen der Subjektivierung der lebendigen Arbeit, durch die das Kapital gezwungen ist, den Ausbeutungsprozess kontinuierlich zu restrukturieren und zu verändern.

Diese Unterscheidung wird vor allem wieder aufgenommen, um die Begrifflichkeiten radikal neu zu definieren: Die Dynamiken, die den kognitiven Kapitalismus charakterisieren, zwingen uns in der Tat, überholte Gedanken zur Fabrikarbeit und den Subjektivitäten von ArbeiterInnen von Grund auf neu zu formulieren. Was soll heute technische Zusammensetzung heißen, wenn die sozialen, kognitiven und anthropologischen Dimensionen immer zentraler in den Formen der Erwerbsarbeit werden? Und wie sollen wir die politische Zusammensetzung definieren, wenn wir davon ausgehen müssen, dass die aktuellen Konflikte den engen Rahmen der Erwerbsarbeit bei weitem überschreiten? Dieser Artikel wird diese Fragen nicht beantworten. Es geht uns lediglich darum, auf der Zentralität zu beharren, die die Beziehung zwischen diesen beiden Dimensionen innerhalb der Analyse metropolitaner Konflikte unserer Ansicht nach einnehmen muss. Das Problem besteht, anders ausgedrückt, darin, diese Verbindung wiederherzustellen.

Die Diskussionen der Bewegung scheinen in der Tat(zumindest in Italien) zwischen zwei gegensätzlichen Positionen zu oszillieren. Auf der einen Seite stützt sich die Definition der Subjektivität auf eine Art Verabsolutierung der technischen Zusammensetzung. Die Subjektivität wäre demnach auf nichts anderes als auf ihre soziologische Definition zurückzuführen: Sie ist die Struktur des postfordistischen Arbeitsmarktes, der die antagonistischen Subjekte produziert. In diesem Sinne teilen Ausdrücke wie Kognitariat, Migrariat, Prekariat, creative class usw. alle die Vorstellung, dass die technische Struktur die Basis ist, von der ausgehend Subjektivierung produziert wird. Die mit diesen Positionen verbundene Gefahr liegt einerseits darin, die innerhalb des Arbeitsmarktes präsenten Hierarchien zu naturalisieren und dabei zu übersehen, dass diese Hierarchien als kapitalistisches Instrument der trennenden Verbindung innerhalb der Produktivprozesse funktionieren; andererseits besteht die Gefahr, den Prozess der Subjektivierung einfach als Vorrecht eines Akts des Bewusstseins zu betrachten, das über eine bereits strukturierte Identität, der jedoch das politische Bewusstsein fehlt, handelt. Dieses Bewusstsein fällt außerdem fast immer mit einer reinen Forderung nach Anerkennung (der Kompetenzen, des sozialen und wirtschaftlichen Status) innerhalb des Marktes zusammen.

Auf der anderen Seite hingegen finden wir Positionen, in denen die Definition der Subjektivität gänzlich auf die politische Zusammensetzung reduziert wird: In diesem Fall fällt die Subjektivität mit dem Moment ihres Aufbegehrens zusammen: der entfaltete Konflikt ist ihr einzig mögliches Definitions- und Analysekriterium. Es ist das Ereignis, das in seiner Transzendenz die Subjektivität definiert. Diese Positionen haben die große Schwäche, nicht nur die Subjekte von der Körperlichkeit der Produktions- und Ausbeutungsbeziehungen zu entkoppeln, sondern sie sagen auch nichts über das, was vor oder nach dem Ereignis selbst geschieht. Sie richten ihre Aufmerksamkeit nicht ausreichend auf die “Möglichkeit” und die “Kontinuität” der Schaffung von Subjektivitäten und des Ereignisses selbst. Es ist das Risiko, das in einer Definition von Multitude steckt, wenn diese nicht auch als Neudefinition des Klassenbegriffs verstanden wird. Diese Positionen laufen letztlich Gefahr, in Zeiten der Abwesenheit bedeutender Konfliktmomente der Versuchung zu verfallen, einen Diskurs über die Organisierung zu entwickeln, der gänzlich auf die bereits existierenden militanten Gemeinschaften konzentriert ist.

Von unserem Gesichtspunkt aus hingegen verortet sich die Frage metropolitaner Organisierung innerhalb der problematischen und komplexen Beziehung zwischen der Analyse der Vermögen und der Produktion von Subjektivität, zwischen technischer und politischer Zusammensetzung. Die Frage der Definition von Subjektivitäten wird schließlich jene Prozesse betrachten müssen, die sich über hierarchische Strukturen hinweg bewegen und Linien möglicher Gestaltung entwerfen. Die an der Universität geleistete politische Arbeit ergibt sich nicht einfach aus der sozialen Lage derjenigen, die Esc frequentieren, sondern ist im Gegensatz der Kampf um Schlüsselelemente in der Neudefinierung der Beziehung zwischen der Konstitution und Differenzierung postfordistischer Arbeitskraft und der Akkumulation subjektiver Stärke.

Wir befinden uns bereits innerhalb der Bedingungen der Möglichkeit einer Veränderung: jegliche Hypothese einer Avantgarde ‚von außen’ ist schon lange glücklich untergegangen. Wie auch immer, diese Umstände identifizieren uns nicht als konstituierte Subjektivität: die politischen Militanten befinden sich zwar gänzlich innerhalb der Zusammensetzung der Multitude, aber sind „noch“ nicht die Zusammensetzung der Multitude. In diesen Abstand hinein müssen wir die Frage nach der Organisierung und der „kommenden Klasse“ stellen.