01 2003
Bibelstunde: Die Empire-Debatte
Zwischenbilanz
nach drei Jahren Diskussion um Negri/Hardts "Empire"
"Hier ist das Imperium" verkünden Tocotronic
auf ihrer letzten Platte, die Asian Dub Foundation bringt
den "Exodus" gegen die "Fortress Europe"
verbal in Stellung, und Johnny Cash kommt in "Man
comes around" scheinbar zufällig auf die "Multitude"
zu sprechen: "Empire" ist Pop. Das Buch von
Michael Hardt und Antonio Negri kann drei Jahre nach seinem
Erscheinen nicht nur beachtliche Verkaufszahlen und Platzierungen
in den Bestsellerlisten vorweisen, wie schon lange kein
linkes Theoriebuch vor ihm, sondern auch zahlreiche Benennungserfolge
verbuchen.
Die Beachtung, die "Empire" zuteil wird, lässt
sich auch an der Zahl der Rezensionen ablesen, die inzwischen
ein unüberschaubares Ausmaß erreicht hat: Scheinbar kommt
an diesem Buch niemand vorbei. Mittlerweile hat beinahe
jede irgendwie politisch orientierte Zeitschrift eine
Besprechung veröffentlicht. So dass nun die Zeit reif
ist, eine Zwischenbilanz der Debatte zu ziehen. Was sind,
neben Lob und Begeisterung, die wichtigsten Kritikpunkte,
die gegen den Negri/Hardt-Text vorgebracht wurden? Die
Autoren selbst hatten in MALMOE schon das Wort (Siehe
MALMOE-Clipboard 3/2000 und MALMOE 03/2002), hier nun
– serviceorientiert wie wir nun mal sind - eine
unkommentierte Übersicht über die zentralen Einwände,
die aus den unterschiedlichsten Richtungen gegen "Empire"
vorgetragen wurden:
Die Multitude der
Kritik
"Empire"-These:
Nationalstaaten verändern ihre Funktion, Souveränität
geht zunehmend auf ein weltumspannendes Empire über, in
dem Nationalstaaten nur Bestandteile sind. Kritik: Der
Bedeutungsverlust der Nationalstaaten, insbesondere der
USA, ist übertrieben (Henwood, Hirsch), die Darstellung
des Empire recht konturlos (Wissel/Buckel). Die Phase
des Imperialismus ist nicht vorüber, was sich
insbesondere im Verhalten der USA nach dem 11.9. zeigt
(Brand, Castronovo, Callinicos, Chingo, Jahnke, Petras,
Post, Wark).
"Empire"-These:
Empire ist eine neue Phase des Kapitalismus, die durch
postmoderne Lebensweise, postfordistische
Produktionsweise und kontrollgesellschaftliche
Herrschaftsmethoden gekennzeichnet ist. Kritik: Es gibt
keine neue Phase, die die alte ablöst, sondern alte
Ausbeutungs- und Herrschaftsmethoden bestehen neben
neuen Formen weiter (Bensaid, Hauer, Lemke). Die
Unterteilung der kapitalistischen Entwicklung in
bestimmte Phasen und Paradigmen suggeriert eine Stabilität,
Ordnung und innere Geschlossenheit innerhalb dieser
Paradigmen, die deren Widersprüche, Ungereimtheiten und
Instabilität unterschätzt (Bonnet, Hauer, Holloway).
Mit der Ausrufung einer neuen Phase wird auch die Kritik
vergangener linker Bewegungen geschickt umgangen: Was
damals geschah, war laut "Empire" für damals
schon richtig, bloß heute ist alles neu. Damit wird
jedes Lernen aus der Vergangenheit umschifft (Bernhard).
"Empire"-These:
Es gibt keine klare Trennung mehr zwischen erster und
dritter Welt, Reichtum und Elend finden sich überall.
Kritik: Es gibt sehr wohl noch drastische geografische
Unterschiede, das Kapital misst unterschiedlichen Räumen
auch unterschiedliche Bedeutung zu. Der globale Süden
ist in "Empire" zu wenig analysiert, es wird
zu sehr von den Bedingungen in den Industrieländern
verallgemeinert. (Arrighi, Boron, Callinicos, Chingo,
Diefenbach, Ludmer, Moore, Mutman).
"Empire"-These:
Das Empire gehorcht einem Prinzip, das sich aus der
US-Verfassung ableitet (Offenheit, Integrationsfähigkeit
des Neuen). Kritik: Das verklärt sowohl die
US-Verfassung als auch ihre Anwendung in der Praxis (Panitch).
Zudem wird hier politisch-juristische Theorie statt
politischer Ökonomie und sozialer Kräfte zum Motor von
realen Phänomenen erklärt (Bamyeh, Beasley-Murray,
Dyer, Hartmann).
"Empire"-These:
Die Entwicklung des Kapitalismus wird vor allem durch
den Widerstand der Multitude vorangetrieben, auf den das
Kapital immer wieder aufs Neue mit Reorganisation der
Produktionsbedingungen reagieren muss. Kritik: Die
Konzentration auf den Kampf zwischen Arbeit und Kapital
lässt außer acht, dass auch die Konkurrenz zwischen
den Unternehmen eine wichtige Triebkraft für Innovation
und Entwicklung ist (Callinicos, Coates, Kittsteiner,
Chingo, Panitch, Wolf). Mit der ausschließlichen
Konzentration auf den Kampf werden Bewegungsgesetze des
Kapitalismus geleugnet (Callinicos, Jahnke). Außerdem
wird die These im Buch selbst nicht konsequent auf alle
geschichtlichen Phasen angewendet (Panitch).
Die Definition von Multitude ist unklar und wechselt
innerhalb des Buches (Rapp). Mit dem schillernden
Begriff Multitude wird jede detaillierte
Auseinandersetzung mit der Zusammensetzung, den Widersprüchen,
der Herkunft und den Potenzialen des Widerstands zugeschüttet,
der Begriff liefert nur eine schillernde Benennung
bestehender Bewegungen, keine Kriterien für eine
Bewertung und Auseinandersetzung mit ihnen (Wildcat,
Bernhard, Panitch). Die Notwendigkeit von Organisation
und Führung der Bewegung, sowie die potenziell positive
Rolle des Staates werden unterschätzt (Proyect,
Bischoff).
"Empire"-These:
Multitude und Empire stehen einander antagonistisch
gegenüber. Kritik: Das Kapital bzw. das Empire ist kein
Subjekt, sondern ein gesellschaftliches Verhältnis, in
das alle verstrickt sind (Hirsch). Deshalb kann die
Multitude kein "reines Subjekt" sein, das von
den Herrschaftsverhältnissen unverseucht seinen Weg
geht. Damit wird die Verstrickung aller Widerstände in
die bestehende Macht unterbelichtet. Wie man im realen
Leben sehen kann, sind nicht alle Widerstandskämpfe
emanzipatorisch, sondern oft von Herrschaftsverhältnissen
wie Machtstreben, Rassismus und Sexismus durchzogen
(Anne, Arrighi, Dyer, Hauer, Lemke, Ricos). Die
Restrukturierung des Kapitalismus produziert auch neue
Spaltungen und Hierarchien zwischen den Arbeitenden. Die
Wirkungsmacht neoliberaler Ideologie und der Konkurrenz
unter den Individuen wird unterschätzt (Coates).
"Empire" weicht auch jeder Auseinandersetzung
sowohl mit dem historischen Faschismus als auch der
Macht aktueller rechtspopulistischer Bewegungen aus (Benl,
Bischoff, Olma).
Die Konstruktion zweier Kontrahentenblöcke behauptet
eigentlich, dass Macht etwas den Menschen externes ist,
und steht im Widerspruch zu einer anderen "Empire"-These,
nämlich dass wir in einer Phase der "realen
Subsumtion" leben, wo alle Lebensbereiche vom
Kapitalismus durchdrungen sind (Balakrishnan, Hauer).
Dass das Argument in "Empire" so weit
getrieben wird, dass das Empire letztlich als externer
unproduktiver Parasit dargestellt wird, der der
produktiven Kooperation der Multitude nur den Profit
abzapft, gerät letztlich in die Nähe eines
strukturellen Antisemitismus (Kurz, Hartmann, Benl).
Generell wird in "Empire" oft mit simplen
Dichotomien gearbeitet, statt Dinge in ihrer Ambivalenz
zu analysieren (Lemke).
Stattdessen stellt sich die Frage, ob nicht
emanzipatorisches Veränderungspotenzial eher in den
Umständen und Konstellationen, die Hardt/Negri als für
heute typisch beschreiben, als in bestimmten Subjekten
zu verorten ist (Diefenbach).
"Empire"-These:
Die Zivilgesellschaft als autonome Sphäre ist
zusammengebrochen, Empire und Multitude stehen einander
unvermittelt gegenüber. Kritik: Intermediäre sind nach
wie vor extrem wichtig (Coates), Kämpfe innerhalb
bestehender Institutionen sind wichtig, weil sie Terrain
für aggressivere und weitreichendere Kämpfe
vorbereiten (Brand).
"Empire"-These:
Immaterielle Arbeit ist heute im Produktionsprozess
zentral, die dort vorherrschende Kooperation bietet
befreiende Potenziale zur Selbstorganisation. Kritik:
Die Bedeutung immaterieller Arbeit wird überbetont und
nicht statistisch belegt. Die Darstellung beruht zu sehr
auf einer ungeprüften Übernahme von new
economy-Propaganda, die Analyse der
Informationsgesellschaft in "Empire" ist
mitunter recht schwach (Galagher, Hauer, Henwood,
Panitch, Wildcat). Der Begriff "Immaterielle
Arbeit" subsumiert zu viel Heterogenes (Diefenbach,
Dyer, Levinson). Und dass immaterielle Arbeit heute für
den Kapitalismus zentral ist, bedeutet nicht
automatisch, dass ihr auch im Widerstand eine
entscheidende Rolle zukommt (Dyer). Die These hat einen
elitären Touch, der die Rolle der breiten Masse
materieller Arbeitender unterbewertet (Callinicos, Olma).
Auch wird die Frage nach dem Inhalt der Kreativität der
produzierenden Multitude nicht gestellt, das
Selbstbestimmungspotenzial in kommunikativen Fähigkeiten
wird überbewertet, die Herrschaftsaspekte von
Kommunikation werden ausgeblendet (Benl, Hauer, Jappe,
Kurz, Wassmer).
"Empire"-These:
Existenzgeld für alle ist eine Grundforderung der
Multitude. Kritik: "Empire" kritisiert
einerseits Kämpfe, die den Nationalstaat gegen die
Globalisierung verteidigen, fordert aber gleichzeitig
ein Existenzgeld für alle. Wer soll dieses Geld
auszahlen außer der Staat? (Rapp, Henwood)
"Empire"-These:
Das Kapital soll die Realität der Migration und seine
Abhängigkeit von ihr durch Einrichtung einer WeltbürgerInnenschaft
anerkennen. Kritik: Die Forderungen nach Existenzgeld
und WeltbürgerInnenrecht werden mit der Produktivität
der Beteiligten, der Multitude, argumentiert. Damit wird
nicht der/die Einzelne ins Zentrum gerückt, sondern
seine/ihre Verwertbarkeit, womit der reaktionäre
"Wer nicht arbeitet, soll nicht essen"-Spruch
nicht bekämpft wird, sondern bloß der Arbeitsbegriff
so weit ausgedehnt wird, dass tendenziell alle darunter
fallen (Wissel/Buckel, Kurz, Hauer). Auch wird übergangen,
dass gerade die Illegalisierung von MigrantInnen
Voraussetzung für ihre verschärfte Ausbeutbarkeit
durch das Kapital darstellt.
Das Feiern der befreienden Aspekte von Migration übersieht,
dass diese meist unfreiwillig erfolgt (Anne), dass die
Mehrheit der Menschen nicht mobil ist (Mishra) und dass
Migrationserfahrung oft nicht zu emanzipatorischem
Denken beiträgt (Jappe).
"Empire"-These:
Unterschiede zwischen Produktion und Reproduktion
verschwimmen, früher Frauen zugeschriebene
"affektive Arbeit" ist heute für alle
Arbeitsbereiche eine Grundanforderung. Kritik:
Frauenarbeit wird als egalitär und
gemeinschaftsorientiert idealisiert, aber Analyse von
Geschlechterverhältnissen und geschlechtlicher
Arbeitsteilung fehlt (Schultz). Der Weiterbestand bzw.
die Ausweitung unbezahlter Reproduktionsarbeit, die
vorwiegend von Frauen geleistet wird, wird ignoriert
(Schultz). Konkrete Lebensumstände als Basis oder
Hindernis politischer Aktivität bleiben unanalyisert
(Bernhard)
Optimistischer
und visionärer Ton in "Empire". Kritik:
Statt Herrschaft zu kritisieren, wird sie in
"Empire" bloß neu interpretiert und
optimistische Potenziale in sie hineingedacht.
Optimismus ist aber unangebracht und liefert bloß eine
Apologie der bestehenden Verhältnisse (Brand,
Castronovo, Callinicos, Conert, Fülberth), weil in
"Empire" statt Ablehnung des Bestehenden
Mitmachen und darüber Hinausgehen vorgeschlagen wird
(Hartmann).
Zu viel Metaphern/Ungenauigkeiten/Übertreibungen/religiöse
Aura und Theorie (Diese zudem verfälscht rezipiert,
insbes. Foucault (Hartmann)), zu wenig politische Ökonomie
und Empirie (Arrighi, Balakrishnan, Benl, Brand, Burgio,
Conert, Flood, Panitch, Wissel/Buckel). Theorien dienen
Hardt/Negri nur zur Rechtfertigung ihrer Handlungsansätze,
nicht als Verfahrensweise politischer Analyse (Maniglier).
Die fünf Stränge
der Kritik
Die erste Phase der Debatte um "Empire" ist
nunmehr weitgehend abgeschlossen – die zentralen
Kritikpunkte wurden vorgebracht. Die innerlinken
KritikerInnen lassen sich dabei in mehrere Gruppen
einteilen:
Eine erste Gruppe hat vor allem Stilschwierigkeiten. Der
manifesthafte und visionäre Zugang in
"Empire" sowie die eigenwillige Verwendung von
Quellen widersprechen einer Wissenschaftsauffassung, die
die akribische Bestandsaufnahme und Kritik des
Bestehenden sowie die authentische Interpretation von
theoretischen Klassikern in den Vordergrund stellt,
sowie einer Denkschule, die sich den als übermächtig
interpretierten herrschenden Verhältnissen gegenüber
in einer ohnmächtigen Position verortet. Demgegenüber
ist der Hardt/Negri-Stil mit seinen Übertreibungen und
seinem Skizzenzeichnen ein Versuch, Handlungsspielräume
auszuloten, Breschen in eine umkämpfte Wirklichkeit zu
schlagen, sich als Bestandteil einer politischen
Bewegung zu verorten und diese mitzuformen – ein gänzlich
anderer Anspruch an Theorie.
Eine zweite Gruppe erhebt empirische Einwände gegen die
"Empire"-Thesen - mal mehr, mal weniger
stichhaltig.
Ein dritter bedeutender Kritikstrang kommt aus der
Richtung anderer theoretischer Schulen, von wo aus erst
mal die Abgrenzung gegen alles Neue im Vordergrund steht
(andere marxistische Richtungen; an Partei, Gewerkschaft
und Staat Orientierte etc.), was auch darin zum Ausdruck
kommt, dass vor allem der Erfolg von "Empire"
als verdächtig gilt, ja fast schon als Beweis für
seine mangelnde Qualität oder seinen Opportunismus.
Hier werden gegen "Empire" vor allem jene
Sachen als Auslassungsvorwurf oder Gegenargument
vorgebracht, die in der jeweils eigenen Theorie eine
traditionell wichtige Rolle spielen. Diese Vorgangsweise
erfüllt eine wichtige Funktion, weil sie politische
Positionsunterschiede transparent macht, die auch dazu
beitragen, das Neue an "Empire"
herauszuarbeiten und der/dem unvoreingenommenen
BeobachterIn Vergleichsmöglichkeiten bietet.
Ein interessanter vierter Strang macht auf interne
Widersprüche innerhalb des Buches aufmerksam. Kein
Wunder, dass bei einem derart ambitiösen Werk
Ungereimtheiten auftreten, oft sind es auch bloß
Ambivalenzen. Diese herauszustreichen ist manchmal übertriebene
Erbsenzählerei, bietet aber oft auch sinnvolle Hinweise
zum Weiterdenken für die Autoren und Lesende.
Bislang noch ziemlich schwach ausgeprägt ist ein fünfter
Strang – einer, der aus "Empire"
Anregungen zum Weiterdenken übernimmt, die dort
vorgestellten Konzepte auf andere Bereiche anwendet, ergänzt
und weiterentwickelt.
Wie weiter?
Eine endgültige Bewertung von "Empire" im
Lichte der Kritik übersteigt unsere zeitlichen und intellektuellen
Möglichkeiten. Aber muss "Empire" überhaupt
verteidigt werden? Zum Teil haben die Autoren (insbesondere
in einer Empire-Sondernummer der Zeitschrift "Rethinking
Marxism" und in zahlreichen Interviews) auf die
vorgebrachte Kritik geantwortet: Die Behauptung, immaterielle
Arbeit sei zentral, beziehe sich nicht auf die Anzahl
der immateriellen Arbeitsplätze und Werktätigen, sondern
auf ihre qualitativ dominante Stellung. Empire behaupte
nicht, der Nationalstaat verliere an Bedeutung, sondern
bloß, dass er seine Funktion verändere. Die These von
der Auflösung der Dritten Welt bedeute nicht, dass die
Welt homogen werde, sondern, dass die Hierarchien und
Trennlinien nicht mehr so genau entlang nationaler Grenzen
verlaufen, sondern auch durch die Staaten hindurchgehen.
Und: ja, nach dem 11. September habe es einen imperialistischen
Backlash in den USA gegeben (die Krise, in die der 11.9.
die Empire-These gestürzt hat, lässt sich u.a. daran
ablesen, dass Michael Hardt sich unlängst veranlasst
sah, einen seltsamen Artikel im britischen Guardian
zu veröffentlichen, in dem er quasi an die Weltelite
appelliert, doch einzusehen, dass ein dezentrales Empire-Herrschaftssystem
besser wäre als ein imperialistischer Krieg –
irgendwie lustig). Zum Teil hat die "Empire"-Gedankenwelt
AnhängerInnen in politischen Bewegungen und Theoriezirkeln
gefunden, die sich nun in den unterschiedlichsten Zusammenhängen
und Foren mit den KritikerInnen streiten. Im übrigen
arbeiten Hardt und Negri an einer Fortsetzung –
Empire, Teil zwei. Wie es sich für einen Blockbuster
gehört...
Aber warum sollte man von den zweien überhaupt erwarten,
eine saubere, stichhaltige Welterklärung vorzulegen,
die alle überzeugt? Vieles wackelt natürlich in dem
Theoriegebäude der beiden, wie in allen anderen Entwürfen
– so ist das Theoriegewerbe. Nicht alle Argumente
aus Empire müssen verteidigt werden – der Ansatz
und die zentralen Impulse daraus aber sehr wohl. Denn
"eine Theorie ist so gut wie das, was man mit ihr
machen kann", so Katja Diefenbach in Anlehnung
an Deleuze/Guattari, "und mit Empire kann man viel
machen." Den Aufruf zur Unruhe, die unablässige
Suche nach Bruchstellen, Verbindungen und Verknüpfungen,
das offensive Ausloten von Möglichkeiten und zur Diskussion
stellen von politischen Projekten in neuen Konstellationen
– diese Impulse gilt es weiter zu tragen.
Jetzt wird sich zeigen, ob nach Abschluss der ersten
Phase, in der alle ihre Kritik angebracht haben, eine
zweite Phase folgt, in der es zu produktiver Auseinandersetzung,
Weiterentwicklung und politischen Effekten des "Empire"-Impulses
kommt. Ein solcher Prozess wird sich nicht auf Bücher
beschränken können. Denn auf die wesentlichen Fragen
können nur politische Bewegungen eine Antwort finden
– Multitude, beweg dich!
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Subjekts hat seinen Gehalt verändert, Subtropen 16,
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Albrecht, Christoph.: Die neue Religion der philosophischen
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Arrighi, Giovanni: Lineages of Empire, Philosophia Africana
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Bamyeh, Mohammed: Life and vision under globalization,
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