Remembering Gastarbeiters: Labour and Migration in the Age of Neoliberalism
07 2018
Today’s migrant is more than an accidental catalyst of crisis. Properly historicized in their European context, which links contemporary forms of movement to the older figure of the Gastarbeiter, the connections between current and historical forms of oppression and exclusion are exposed. This genealogy immediately brings to light the strong historical bonds between migration and crisis. In other words, the push and pull between market demands and the need for a reserve labor force reveal the shifting axes between economic crises and the designation of migrants as a crisis in and of themselves. The larger situation reveals itself, showing the existing (neo-)liberal democratic order’s fragility.
However, it is important to analyze this phenomenon from various perspectives, highlighting the numerous forms of marginalization, class, gender, ethnicity, and geopolitics, and their relations to economic exploitation in the past and present. The essays in this issue therefore go well beyond the politico-economic logic of migrant labor. They question how both current market needs and racist right-wing mobilization influence realpolitik, and the determination of shifting quotas on how many migrants a society can sustain and for how long, as well as how responsibility should be divided by the host and the guest, and who should be included or saved, and who should be excluded or left to drown: refugees? sans papiers? economic migrants? Only by interrogating the present with an understanding of the past can we grasp the current crisis, and open prospects for a new, changed future.
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Die heutige Migrant_in ist mehr als ein zufälliger Auslöser der Krise. Durch die entsprechende historische Einordnung in den europäischen Kontext, die zeitgenössische Migrationsformen mit der alten Figur der Gastarbeiter_in verbindet, werden die Zusammenhänge zwischen gegenwärtigen und historischen Formen von Unterdrückung und Ausgrenzung sichtbar. Diese Genealogie bringt sofort den historischen Zusammenhang zwischen Migration und Krise ans Licht. Anders ausgedrückt zeigen die Push- und Pull-Faktoren zwischen den Marktanforderungen und dem Bedarf an Reservearbeitskraft die sich verschiebenden Achsen zwischen Wirtschaftskrise und der Bezeichnung von Migrant_innen als Krise an und für sich. Dadurch wird die größere Dimension sichtbar und offenbart die Zerbrechlichkeit der bestehenden (neo-) liberalen demokratischen Ordnung.
Dieses Phänomen aus verschiedenen Blickwinkeln zu analysieren und dabei verschiedene Formen von Marginalisierung, Klassenzugehörigkeit, Geschlecht, Ethnizität und Geopolitik sowie ihre Beziehungen zu wirtschaftlicher Ausbeutung in Vergangenheit und Gegenwart hervorzuheben, ist von großer Bedeutung. Die in dieser Ausgabe gesammelten Aufsätze gehen weit über die politisch-ökonomische Logik der Arbeitsmigration hinaus. Sie hinterfragen sowohl, wie aktuelle Marktbedürfnisse und rassistische, rechtsgerichtete Mobilisierungen die Realpolitik beeinflussen, als auch die Festlegung sich ändernder Quoten, wie viele Migrant_innen eine Gesellschaft aufnehmen kann und für wie lange, wie die Verantwortung von Gastgeber_in und Gäst_in geteilt werden sollte, und wer einbezogen / gerettet, wer ausgeschlossen werden oder wer ertrinken sollte: Flüchtlinge? Sans Papiers? Wirtschaftsmigrant_innen? Nur wenn wir die Gegenwart mit einem Verständnis der Vergangenheit befragen, können wir die aktuelle Krise erfassen und Perspektiven für eine neue, veränderte Zukunft eröffnen.