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12 2021

Die Casa Invisible trotzt der Räumung mit der Ankündigung eines internationalen Kongresses

Regina Sotorrío

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Mit einer Veranstaltung, an der Manuel Borja-Villel, Direktor des Museo Nacional Reina Sofía in Madrid, Bernard Blistène, Ex-Direktor des Pariser Pompidou, Künstler_innen wie Elo Vega und Rogelio López Cuenca und europäische Politiker_innen wie die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler teilnehmen, zeigt das soziale Zentrum der Stadtregierung von Málaga die Zähne.

[auf Spanisch zuerst veröffentlicht in Diario Sur, 9.12.2021, https://www.diariosur.es/culturas/invisible-desafia-desalojo-congreso-reina-sofia-20211209143118-nt.html]

Die Casa Invisible lässt angesichts der drohenden Räumung mit einer Ansage an die Stadtregierung aufhorchen. Inmitten des offenen Konflikts und gegen die tickende Uhr der Räumungsandrohung kündigt das soziale Zentrum einen internationalen Kongress an, der gemeinsam mit dem Museum Reina Sofía organisiert wird und an dem wichtige Akteur_innen des europäischen Kultursystems teilnehmen werden. Zu den Gästen zählen der Direktor des Museo Nacional Reina Sofía in Madrid, Manuel Borja-Villel, der ehemalige Direktor des Centre Pompidou Paris, Bernard Blistène, die Künstler_innen Elo Vega und Rogelio López Cuenca sowie die Wiener Kulturstadträtin Verónica Kaup-Hasler. Der Kongress wird an drei Tagen im Februar 2022, vom 25. bis zum 27. Februar, stattfinden, aber er wird schon jetzt angekündigt, als Machtdemonstration gegenüber der Stadt vor der drohenden Räumung des Gebäudes.

"Wir bekräftigen: Die Invisible bleibt, und wir tragen Sorge für das Haus ", sagt Florencio Cabello, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Málaga und Sprecher des Zentrums. Er weist auch darauf hin, dass das Haus bis heute keinen Räumungsbescheid erhalten hat (der die fünfzehn Tage Aufschub für eine Räumung in Gang setzen würde), obwohl das Rathaus behauptet, ihn verschickt zu haben. Diese widersprüchlichen Aussagen verschärfen den Konflikt zwischen der Stadt und dem Sozialzentrum, das sich in einer heiklen Lage befindet, sich zugleich aber "aktiver und lebendiger denn je" zeigt.

Beweis dafür ist der internationale Kongress über die Zukunft der Kulturpolitik in Europa mit dem Titel "Multiplicity", der gemeinsam mit dem Europäischen Institut für progressive Kulturpolitik und dem Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, seit Jahren Verbündete der Casa Invisible in ihrem Widerstand, veranstaltet wird. "Deshalb käme die versuchte Räumung, die die Stadtverwaltung durchführen will, einer Räumung des Reina-Sofía-Museums in Málaga gleich", sagt Kike España, Mitglied des Kollektivs der Invisible. Angesichts der kulturellen Homogenität, die der Stadtverwaltung vorgeworfen wird und "die nur darauf ausgerichtet ist, Besucher_innen anzuziehen und nicht darauf, die Stadt zu bewohnen", setze sich die Invisible für die Mannigfaltigkeit ein. Das Haus sei "exemplarisch für eine andere Form der Institutionalität, die weder privat noch öffentlich ist, sondern kommun, gemeinsam", mit einer kulturellen Praxis, die eng mit dem Sozialen verbunden ist. Und in diesem Sinne verstehe die Invisible sich als "ungehorsam und undiszipliniert", "wie alle Formen des Experimentierens in der kulturellen, künstlerischen und wissenschaftlichen Produktion".

Mit "Multiplicity" versammelt die Invisible die "Freund_innen" an ihrer Seite. "Wir vom Museo Reina Sofía schätzen die Zusammenarbeit mit der Invisible sehr", sagt Sara Buraya Boned von der Veranstaltungsabteilung des Museums für zeitgenössische Kunst in Madrid, Koordinatorin von Museo en Red und L'Internationale. Die Invisible, so fügt sie hinzu, entspricht dem "pluralen und vielfältigen" Kulturmodell, dem sich die Madrider Institution verschrieben hat, und Buraya bekräftigt deren Engagement für das Haus in Málaga. Jetzt und in der Zukunft – zum Beispiel auch in Bezug auf die geplanten Aktivitäten anlässlich des 50. Todestags von Picasso im Jahr 2023.

Zuvor werden auf einem internationalen Kongress die Kräfte gebündelt, um "auf europäischer Ebene über Kulturpolitik nachzudenken". Der Direktor des Madrider Museums, Manuel Borja-Villel, wird im Februar erneut in den Patio der Casa Invisible zurückkehren, um in der ersten der drei Mittags-Sessions mit dem ehemaligen Direktor des Pariser Pompidou, Bernard Blistène, und der Präsidentin des Europäischen Instituts für progressive Kulturpolitik, Monika Mokre, ein Panel zu bestreiten. Zuletzt war er 2018 in der Casa Invisible, als sie ebenfalls von der Räumung bedroht war. "Und ein paar Tage später machte der Bürgermeister einen Rückzieher", erinnert sich Cabello, der zuversichtlich ist, dass das kulturelle Gewicht der Referent_innen des Kongresses dieses Mal die gleiche Wirkung haben wird. Das zweite Panel in der Casa Invisible ist der Universität gewidmet, teilnehmen werden Tecla Lumbreras, Vizerektorin für Kultur der UMA, Eva Morales, Professorin an der Fakultät für Architektur der UMA, José V. Iranzo Benito, Professor an der Fakultät für Bildende Kunst, und Florencio Cabello. Den Abschluss der Mittags-Sessions bildet ein kulturpolitisches Gespräch mit den Künstler_innen Elo Vega und Rogelio López Cuenca, der Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler und - vorbehaltlich der endgültigen Bestätigung - dem Bürgermeister von Zagreb, Tomislav Tomasevic.

Die Nachmittagssitzungen finden in der Casa Azul in Lagunillas statt. Hier werden unter anderem der Philosoph und Kulturkritiker Boris Buden, Nanna Heidenreich, Professorin für Transkulturelle Studien an der Universität für angewandte Kunst in Wien, Brigitta Kuster, Professorin für Kulturforschung der Humboldt-Universität zu Berlin, Isabell Lorey, Professorin für Queer Studies in Künsten und Wissenschaft an der Kunsthochschule für Medien Köln, Stefan Nowotny von der University of London, Gerald Raunig, Professor für Ästhetik an der Zürcher Universität der Künste, und Ruth Sonderegger, Professorin für Philosophie und ästhetische Theorie an der Akademie der bildenden Künste Wien, sprechen.

Mit dem Kongress "Multiplicity" feiert die Casa Invisible im Februar 2022 ihr fünfzehnjähriges Bestehen, in der vollen Überzeugung, dass sie weiterhin eine "kulturelle Oase" im Zentrum von Málaga bleiben wird. "Angesichts der Unklarheiten und dem Fehlen von Grundlagen und behördlichen Unterlagen quasi schutzlos, arbeiten wir weiter daran, was wir am besten können: uns um den Raum als Ort der Reflexion und der kulturellen Produktion kümmern": Florencio Cabello fordert von der Stadtregierung, den Bericht vorzulegen, in dem der Zustand des Gebäudes kritisiert wird, wodurch die Dringlichkeit der Räumung legitimiert werden könnte ("die Tatsache, dass es keine Vorsichtsmaßnahmen gibt, bestätigt unsere Überzeugung, dass die strukturelle Sicherheit nicht in Frage steht"), während er gleichzeitig die Hand ausstreckt: die Kommunikationskanäle für Verhandlungen "sind offen".