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11 2023

"Wir müssen eine gemeinsame Sprache finden, die über Grenzen und Erfahrungen hinweg funktioniert."

Ein Bericht über die "Allied Grounds"-Konferenz

Stephen Bouquin

"Allied Grounds", eine internationale Konferenz zur sozialen Frage der Klimakrise, fand Anfang Oktober in Berlin statt. Die Konferenz war der Höhepunkt des gleichnamigen Jahresprojekts der Berliner Gazette (BG), das zwei verwandte, aber selten miteinander verbundene Konstellationen untersuchte: "Im Globalen Süden sind Umweltbelange ein integraler Bestandteil der Kämpfe der Arbeiter*innenklasse gegen Enteignung, Ausbeutung und Extraktivismus, und zwar buchstäblich seit der kolonial-kapitalistischen Eroberung der Neuen Welt. Im Globalen Norden hingegen entstanden Umweltkämpfe der Arbeiter*innenklasse im 19. Jahrhundert als Reaktion auf die Industrialisierung und Urbanisierung, während Arbeiter*innen- und Umweltbewegungen erst in den letzten Jahren ihr Bündnispotenzial wiederentdeckt haben."


Format-Experimente

Während die abendlichen Podiumsdiskussionen für die breite Öffentlichkeit zugänglich waren, kamen in den tagsüber stattfindenden Workshops Teilnehmer*innen aus so unterschiedlichen Ländern wie Australien, Bosnien und Herzegowina, Kanada, Griechenland, Italien, Kenia, Iran, Indien, Indonesien, Peru, Mexiko, Weißrussland, Portugal, Rumänien, Südsudan, Spanien und der Türkei zusammen. Die von der BG, einem 1999 gegründeten unabhängigen Medium, organisierte Konferenz wurde von einer Vielzahl von Institutionen und Organisationen unterstützt. Besonders die Workshops waren in Form und Inhalt einzigartig. Drei Tage lang hatten fünf Arbeitsgruppen mit etwa zehn Teilnehmer*innen die Aufgabe, die Fragen des "Allied Grounds"-Projekts zu diskutieren und im Zuge dessen ein Ergebnis zu erarbeiten, das auf mehreren Plattformen verbreitet werden konnte. Diese "Trichter"-Methode, bekannt als Hackathon (eine Zusammenziehung von Hacking und Marathon), basiert auf einem sensiblen Gleichgewicht zwischen horizontalem Austausch und der Umsetzung eines greifbaren Ziels, das am Ende der Konferenz erreicht werden soll.

Die Brainstorming-Sitzungen trugen dazu bei, ein gemeinsames Problem zu identifizieren und die Diskussionen auf ein gemeinsames Anliegen zu lenken, um eine Zusammenarbeit zu initiieren, die in einer gemeinsamen "Kreation" gipfeln sollte. Fünf Themenkomplexe und dazugehörige Fragestellungen wurden seitens der Veranstalter*innen zur Diskussion vorgeschlagen, ohne jedoch zu definieren, wie sie gedacht werden sollten oder was das Ergebnis der Diskussion sein könnte: "Eco-Internationalismus for all?", "(Un)Working Balkans", "Jobs vs. Nature?", "Working Class Environmentalism" und "Dismantling Eco-Fascism". Um diese Fragen im Vorfeld zu klären, hatte die BG in ein Forum für eine Textserie zu den zentralen Fragen des "Allied Grounds"-Projekts eingerichtet. Während der Konferenz diente dieser Text-Korpus als eine Art implizites Verweis- und Nachschlagewerk, das den Dialog über sehr breit gefächerte und miteinander verknüpfte Themen sicherlich erleichterte. Alle Teilnehmer*innen der Konferenz waren somit gleichzeitig Akteur*innen, Moderator*innen und Zuhörer*innen.


Verflechtung von Fragen und Themen

Eine der originellen Eigenschaften der Konferenz ist die Verflechtung von Fragen und Themen, die in den Medien und der Wissenschaft meist getrennt und nebeneinander behandelt werden. Beispielsweise wurde die Klimakrise aus einer globalen Perspektive betrachtet, wobei eine geografische und soziale Hierarchie der Situationen anerkannt wurde: Die Krise der Subsistenz in den Ländern des Südens und die Phänomene der Migration können nicht verstanden werden, ohne die Zerstörung der natürlichen Ökosysteme, die neoliberale Globalisierung und die Systemkrise des Kapitalismus zu berücksichtigen.

So ist es nicht verwunderlich, dass auf der Konferenz immer wieder über "Ökofaschismus" diskutiert wurde. Mittlerweile ist dies ein rechter Kampfbegriff, der unter anderem als Hashtag in sozialen Netzwerken gegen die "öko-sozialistische Regierung in Berlin", Fridays For Future und Elon Musk in Stellung gebracht wird. Ihnen allen wird die Errichtung einer "Ökodiktatur" vorgeworfen. Ein Blick auf Marine Le Pen in Frankreich reicht, um sich den Kontext zu vergegenwärtigen. Wie andere Rechte betreibt Le Pen einen ausgrenzenden ökologischen Lokalismus, bei dem Einwanderer*innen mit fremden invasiven Arten verglichen werden, und ihre offen rechtsradikale Partei verkündet Parolen wie "Grenzen sind die größten Verbündeten der Umwelt; durch sie werden wir den Planeten retten". Vergleichbare Diskurse gibt es in so unterschiedlichen Ländern wie den USA und Österreich. Die rechte Fetischisierung der Natur, so schälte sich bei den Diskussionen auf der Konferenz heraus, lässt sich als eine "Antwort" auf die Klimakrise begreifen, die auf die Phase der Leugnung (Climate change denialism) folgt, sich aber weiterhin weigert, den systemischen Charakter der Klimakrise zu hinterfragen. Indem die Rechte versucht, die Existenzbedingungen der wohlhabenden und im Kapitalismus bevorzugten (überwiegend weißen) Klassen zu sichern, bringt sie nicht zuletzt auch die blinden Flecken des grünen Kapitalismus zum Vorschein, der ebenso darauf abzielt, die Verbindungen von sozialen und klimapolitischen Kämpfe einzudämmen, Bündnisse zwischen Arbeiter*innen zu sabotieren und globale Umweltgerechtigkeit zu verhindern.

Der Aufbau nachhaltiger Allianzen ist jedoch alles andere als spontan. Zwar wächst das Bewusstsein, dass die Ursachen der Klimakrise das Produkt eines treibenden "rassialisierten Kapitalozäns" (Françoise Vergès) sind, aber es reicht nicht aus, die weit verstreuten und zersplitterten Kämpfe zusammenzubringen. Für Krystian Woznicki und Magdalena Taube, die Kurator*innen und Hauptorganisator*innen der Konferenz, ist es genau das, was die Methodik, die sie seit fast 24 Jahren anwenden, rechtfertigt: "Um Allianzen zu bilden und sich zu vereinen, um die Unentschlossenen und Zögernden zu erreichen, müssen wir eine gemeinsame Sprache finden, die über Grenzen und Erfahrungen hinweg funktioniert. Bevor wir eine gemeinsame Geschichte erzählen können, müssen wir einander verstehen und in der Lage sein, miteinander zu reden. Dies ist in erster Linie eine praktische Frage, und das ist zweifellos der Grund, warum wir immer ein so breites Spektrum von Menschen zusammengebracht haben – Aktivist*innen, Forscher*innen, Journalist*innen und Künstler*innen. Das Ergebnis ist nicht garantiert, es ist offen."


Zusammenarbeit: Übungen in Kreativität und im Zuhören

Die Ergebnisse der Workshops, am Ende von drei Tagen intensiver Diskussionen, mögen bescheiden erscheinen, aber sie haben ein beträchtliches Potenzial zur Multiplikation. Die Gruppe zum Thema Ökofaschismus, über deren Erkenntnisse ich oben berichtet habe, hat eine Reihe von Flashcards erstellt, die den wichtigsten ökofaschistischen Stereotypen entgegenwirken. Die Gruppe zum Umweltbewusstsein der Arbeiter*innenklasse hat sich auf nachhaltige Arbeit und die Erstellung eines Online-Glossars konzentriert, das alle Ressourcen und Erfahrungen zusammenbringt, die die Dynamik rund um diese Aspekte stärken und erweitern können. Wir könnten, in keiner besonderen Reihenfolge, die Umwandlung von rekuperierten und selbstverwalteten Fabriken erwähnen, die Kämpfe für Gesundheit am Arbeitsplatz und gegen die Toxizität der Produktion, sowohl für die Arbeiter*innen als auch für die Anwohner*innen, die Kämpfe der Bäuer*innen für die Rekommunalisierung von Ackerland, die Mobilisierungen für die Entwicklung des öffentlichen Verkehrs, und so weiter.

Die "Öko-Internationalismus"-Gruppe erarbeitete ein Plattform-Manifest. Die ersten Zeilen lauten: "Dieses Manifest gehört zur Plattform, einem Netzwerk besetzter Ölplattformen im Meer. Die Plattform ist ein lebendiger Körper, der von anderen Körpern bewohnt wird, die ihr Netzwerk der Abhängigkeit mitgestalten. Hier wächst Unkraut zwischen den Solarpanelen und der Hardware. Die Verbindungen innerhalb des Netzes sind zerbrechlich und instabil. Hinter diesem Manifest steht der Traum vom Öko-Internationalismus für alle". Die Gruppe, die sich mit Öko- und Arbeitskämpfen auf dem Balkan beschäftigt hat, hat wiederum ein von Klimacamps inspiriertes Mobilisierungsmodell für ein Treffen von Netzwerken und Bewegungen im kommenden Juni in Bosnien und Herzegowina, dem Kosovo oder Serbien entwickelt. Eine andere Gruppe, die sich mit dem vom Kapitalismus erzwungenen Widerspruch zwischen Arbeit und Natur befasst hat, verließ den Konferenzort, das Haus der Demokratie und Menschenrechte, um Straßeninterviews zu führen und Passant*innen nach ihren Reaktionen auf Slogans zu befragen, die zuvor an Bushaltestellen und Bahnhöfen auf Werbeplakaten für ökologisch zerstörerische und wirtschaftlich unfaire Produkte angebracht worden waren, wie z. B. "Was wollen Sie mit Ihrer Arbeit produzieren?"


Prozessorientierte, selbstgemachte, oppositionelle öffentliche Räume

Für Krystian Woznicki und Magdalena Taube ist jede BG-Konferenz sowohl eine neue Erfahrung, die sich von früheren unterscheidet, als auch die Fortsetzung eines kreativen Experiments, das nichts mit einem Seminar oder einem akademischen Kolloquium zu tun hat, sondern die flüchtige Erscheinung eines dissidenten öffentlichen Raums zum Ausdruck bringt. Dieser Ansatz hat einige Ähnlichkeiten mit der Schaffung oppositioneller öffentlicher Räume, die von Theoretiker*innen der Frankfurter Schule wie Oskar Negt befürwortet wurden. Der Ansatz erinnert aber auch an den Geist prozessorientierter Projekte (wie die Documenta X in Kassel, die von Catherine David kuratiert wurde). Oder an die globale DIY-Kultur: Das machen, was nicht existiert, aber existieren sollte. Der Ansatz ist also grenzenlos, evolutionär und in gewisser Weise ergebnisoffen, und die Spuren, die er hinterlässt und die Nachahmung, die er hervorrufen kann, sind sicherlich viel breiter angelegt als die sofort erkennbaren Signale, die ein solches Projekt in die Welt sendet, und das ist gut so.

Am Ende des Tages, nach den Hackathon-Sitzungen und einigen Pausen, kamen die Workshop-Gäste zu öffentlichen Vorträgen zusammen, zu denen auch die breite Öffentlichkeit eingeladen war.


Das Wachstum abschaffen, aber nicht den Kapitalismus, der es hervorbringt?

Der erste Public Talk am 5. Oktober konzentrierte sich auf potenzielle Akteur*innen für systemische Veränderungen. Moderiert wurde der Talk von Claudia Núñez, einer in Mexiko geborenen Journalistin, die im Ressort "Migration und Grenzen" der Los Angeles Times arbeitet und Mitbegründerin von MigraHack ist. Die Präsentationen konzentrierten sich auf die Zusammenhänge zwischen der Klimakrise und den Migrationsströmen, die Gründe für Grenzziehungen (von Papiergrenzen bis hin zu Stacheldraht) und die daraus resultierende globale Arbeitsteilung. Jennifer Kamau, Mitbegründerin des International Women Space in Berlin, einer Initiative von Migrantinnen und geflüchteten Frauen für Migrantinnen und geflüchtete Frauen, erläuterte, wie die Notlage der Landbevölkerung in Kenia eng damit zusammenhängt, dass die lokale Produktion auf die europäischen Märkte zugeschnitten ist. Beispielsweise kommen 60 % der in Deutschland verkauften Blumen aus Kenia. Industrielle Bewässerung und Monokulturen führen zur Auszehrung der Böden und zu einer großen Abhängigkeit von Getreideimporten, insbesondere aus der Ukraine und Russland, was unweigerlich zu Enteignung, Vertreibung und Migrationsdruck führt.

Florin Poenaru, Bukarest, vertrat den kritisch-realistischen Standpunkt, dass sich die derzeitige Situation in naher Zukunft wohl kaum verbessern wird. Der grüne Kapitalismus sei eine magische Vision, die behauptet, das Problem mit genau dem zu lösen, was es verursacht hat. Die Idee des Degrowth sei ebenso "magisch", denn wir wollen das Wachstum abschaffen, aber nicht den Kapitalismus, der es hervorbringt. Reproduziert man damit nicht das Problem, während man vorgibt, die Lösung zu bieten? Eine bestimmte Art von "bürgerlichem radikalem Umweltschutz" dürfte genauso nutzlos sein: Diejenigen, die für zivilen Ungehorsam, das Aufschlitzen von SUV-Reifen oder die Sabotage von Pipelines eintreten, wenden sich an die Eliten. Die Aktionen zielen darauf ab, die Aufmerksamkeit der Eliten zu erregen und sie davon zu überzeugen, das Problem zu lösen. Auch hier sei Magie im Spiel.

Das Problem ist eben auch, dass es leichter ist, sich das Ende der Welt vorzustellen als das Ende oder den Ausstieg aus dem Kapitalismus. Es gibt keine einfache Antwort, aber es muss daran gearbeitet werden, die "natürliche Umwelt" zu repolitisieren und zu versuchen, ein ökologisches Gleichgewicht so weit wie möglich wiederherzustellen, während man sich auch für die Sache der Menschlichkeit einsetzt und die Schutzlosesten und am meisten Ausgebeuteten stärkt: Geflüchtete und Arbeitsmigrant*innen.


Den Green New Deal in Europa herausfordern

Die zweite öffentliche Veranstaltung am 6. Oktober wurde von Rositsa Kratunkova, Mitglied mehrerer Kollektive, die sich in Bulgarien mit Fragen der sozialen Gerechtigkeit befassen, gehalten und befasste sich mit dem Umweltbewusstsein in der Arbeiter*innenklasse. Zu den Teilnehmerinnen gehörten Svjetlana Nedimović aus Sarajevo, eine Denkerin, Aktivistin und Moderatorin von Puls of Democracy, einer Online-Publikation zur kritischen Analyse des Balkans; Paola Imperatore aus Turin, eine Wissenschaftlerin und Aktivistin, die am Kampf für die ökologische Umstellung der ehemaligen GKN-Fabrik in Florenz beteiligt ist; und Francesca Gabbriellini aus Bologna, eine Historikerin und Forscherin, die ebenfalls an diesen Kämpfen beteiligt ist. Die Reden, die ebenso reichhaltig waren wie die des Vortages, konzentrierten sich auf die widersprüchlichen Aspekte des Green New Deal in Europa.

Nedimović reflektierte über die Umweltkrise und den von Brüssel verordneten Übergang in Bosnien und Herzegowina, wo die Bergarbeiter*innengemeinschaften in der Lage sind, sehr starken Druck auszuüben und die Kämpfe für wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit anzuführen, aber ihren Schwung in einer Situation verloren zu haben scheinen, in der die EU-Agenda Umweltmaßnahmen fordert, während sie die Entfaltung extraktivistischer Raubzüge zulässt. Die Erfahrung von GKN, einem ehemaligen Zulieferer von Teilen und Komponenten (Antriebswellen) für die Automobilindustrie, einem Unternehmen, das seit dem Sommer 2021 besetzt ist und dessen Betriebsrat einen Übergang zur Lieferung von Teilen und Komponenten für den öffentlichen Nahverkehr (Züge und Busse) vorantreibt – diese Erfahrung zeigt, dass kreative und phantasievolle Basisinitiativen, wenn sie auf fundierten Allianzen zwischen direkt betroffenen Arbeiter*innen und größeren Gemeinschaften von mobilisierten Einwohner*innen basieren, eine Wirkung haben können, die weit über die unmittelbare oder lokale Situation hinausgeht.


Über die Grenzen von unterschiedlichen Räumen, Maßstäben und Subjektivitäten hinweg

Der dritte und letzte Public Talk am 7. Oktober wurde von der ökofeministischen Forscherin Anna Saave moderiert und befasste sich mit Fragen des Brückenschlags zwischen Kämpfen. Dario Azzellini (New York und Mexiko-Stadt) stellte seine kritische Vision von nachhaltigen Arbeitsplätzen vor, die ein Schwerpunkt für die Mobilisierung sein können, sofern sie die Frage aufwerfen, wie die Produktion durchgeführt wird und welche Ziele sie verfolgt. Lorenzo Feltrin, Birmingham, blickte auf Arbeiter*innenkämpfe gegen Toxizität im weitesten Sinne zurück, die sowohl die psychische als auch die physische Gesundheit einschließen. Die Überwindung der Kluft zwischen Produktion und Reproduktion ist zweifellos eine der Voraussetzungen, um Mobilisierungen in eine nachhaltige Richtung zu lenken. Gleichzeitig verändern und erweitern sich die Wertschöpfungsketten des Kapitals in einer Weise, die es schwieriger macht, Verbindungen zwischen den revoltierenden Arbeiter*innen zu erkennen und herzustellen.

Brett Neilson aus Sydney, Autor von Büchern wie "The Politics of Operation", konzentrierte sich in seinem Vortrag auf die Frage der Übersetzung und Vergemeinschaftung der Sprachen des Widerstands. Das Problem ist nicht linguistisch, sondern sozial, da es analoge subalterne Positionierungen über territoriale oder kulturelle Grenzen hinweg erfordert. Eine Politik der Übersetzung muss es ermöglichen, dass Kämpfe und Solidaritäten artikuliert werden und über Räume, Maßstäbe und Subjektivitäten hinweg ins Gespräch kommen. Zu wissen, wie man dezentriert, also von der Peripherie bzw. dem Rand her denkt und handelt, ist sicherlich eine weitere wichtige Voraussetzung. So ist beispielsweise die Kritik an der Tierarbeit sowohl sehr nordzentrisch als auch Ausdruck einer Art ontologischer Horizontalität, die alle Formen von Lebewesen durcheinander bringt. Außerdem bedeutet die Anerkennung des Wesensunterschieds zwischen den Lebewesen nicht notwendigerweise ein Verhältnis der Unterwerfung oder Ausbeutung.

Die "Allied Grounds"-Konferenz war eine einzigartige, flüchtige Erfahrung. Diese neue Ausgabe der BG-Jahreskonferenzen hinterließ nicht nur durch die kollektive Produktion und den kollektiven Output ihre Spuren, sondern war auch, wie ihre Vorgängerinnen, aber zweifellos auf eine andere Art und Weise, eine Quelle der Inspiration und Energie. Diese drei Tage waren ein praktischer Beweis dafür, dass kollektive Intelligenz in einem Kontext der Horizontalität die Vorstellungskraft beflügeln, Vertrauen schaffen und neue Erzählungen amplifizieren kann, die sich umso leichter verbreiten dürften, als sie einem echten Bedarf entsprechen.


Die Konferenz war der Höhepunkt des BG-Jahresprojekts "Allied Grounds", das Forscher*innen, Aktivist*innen und Kulturschaffende in einer Vielzahl von Formen und Begegnungen zusammenbrachte, um gemeinsam Wissensressourcen wie Audios, Videos und Texte zu produzieren. Bitte schauen Sie sich das Projekt hier an: https://berlinergazette.de/projects/allied-grounds/