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Die Stadt als Stätte der Solidarität

Ein Gespräch zwischen Monika Mokre, Niki Kubaczek und Vassilis Tsianos anlässlich des gerade erschienenen Buches 'Die Stadt als Stätte der Solidarität'
13 Feb 21 [17:00] – 13 Feb 21 [18:45] · [online]

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https://oeaw-ac-at.zoom.us/j/97220036793?pwd=d082aUdCaHQ1MXdsMFJhYXhBWVpCQT09


In der Nacht vom 27. auf den 28. Jänner 2021 wurde die 12jährige Tina aus Wien nach Georgien abgeschoben – ein Land, das sie nur aus Erzählungen kennt. Tina wurde in Österreich geboren und wuchs hier auf. Sie war nicht mehr und nicht weniger Bewohner_in dieser Stadt als ihre Mitschüler_innen – und trotzdem versagte ihr der österreichische Staat das Recht, hier zu leben. Als ihre Mitschüler_innen und andere solidarische Menschen versuchten, die Abschiebung zu verhindern, wurde die Sitzblockade der Mitschüler_innen von der Spezialeinheit WEGA mit Hunden und gewaltsam geräumt. „Wenn das Rechtens ist, dann stimmt etwas nicht mit dem Recht“, brachte es der Schulsprecher von Tinas Gymnasiums auf den Punkt. Gut integrierte Kinder dürfen nicht abgeschoben werden, hieß es dann vom österreichischen Bundespräsidenten und quer durch die Grüne Partei. Die Empörung war groß und vor allem kurz. Ein Bündnis aus NGOs und Organisationen forderten deshalb anlässlich der Abschiebung von Tina und ihren Verwandten eine Neuauflage des humanitären Bleiberechts und einen Stop der Abschiebung von Kindern.

So wichtig und befürwortenswert solche konkreten Initiativen für ein humanitäres Bleiberecht sind, stellt sich doch die Frage: Ist das Problem wirklich die Abschiebung von Kindern? Ist das Problem wirklich die Abschiebung von ‚gut integrierten Ausländern'? Oder liegt das Problem nicht vielmehr darin, dass manche Bewohner_innen zu Ausländern gemacht werden, von denen dann Integration und Unterordnung eingefordert werden, während andere Bewohner_innen aus reinem Zufall - nämlich durch ihre Staatsbürgerschaft - nie eine Abschiebung fürchten werden müssen?

Die Gemeinschaft der Bewohner_innen, die städtische Bevölkerung steht immer schon in einem gewissen Antagonismus zum nationalstaatlichen Zugriff, der manche der Bewohner_innen beständig – wenn auch aufgrund sich ändernder Logiken – zu Illegalen, zu Fremden, zu Entrechteten und damit zu Abzuschiebenden oder Auszubeutenden macht. Dieser Zugriff bzw. dieser Angriff wird jedoch nie einfach nur ertragen: Das zeigt der Widerstand gegen die Abschiebung von Tina und das zeigen unzählige lokale solidarische Initiativen, die über die letzten Jahre und Jahrzehnte stattfanden: Manchmal als Widerstände gegen die eigene Abschiebung, manchmal als gemeinsame Flucht vor der Inhaftierung, manchmal als Protest gegen die Verschleppung von Mitschüler_innen oder Nachbar_innen, manchmal unter dem Banner der Solidarischen Stadt, der Sanctuary City, des religiös motivierten Asyls wie des Kirchenasyls, der No-Border-Bewegung oder unter der schlichten wie einleuchtenden Devise: 'Wer hier ist, ist von hier'. So frustrierend und zermürbend diese Widerstände gegen die staatlichen Zugriffe auch oft sind, so sehr sind sie der Beweis für einen immer wieder auftauchenden Zusammenhalt unter den Bewohner_innen, welchen der nationale Staat – will er überleben – sukzessive zerschlagen bzw. regieren muss. Die fortwährenden Widerstände sind damit nie nur gescheiterte Versuche der Verteidigung, sie sind auch der Verweis auf eine städtische bzw. lokale Solidarität unter Nicht-Gleichen: auf die Stadt als Stätte der Solidarität.

https://www.facebook.com/events/411205243308936


Die Stadt als Stätte der Solidarität
Niki Kubaczek und Monika Mokre (Hg.)

transversal texts, Februar 2021
ISBN: 978-3-903046-26-9
313 Seiten, broschiert, € 15,00

Mit Beiträgen von Ame Panzh, Sheri Avraham, Manuela Bojadžijev, Katalin Erdödi, Michael Kalivoda, Serhat Karakayali, Dominic Kropp, Niki Kubaczek, Olga Lafazanis, Henrik Lebuhn, Monika Mokre, Julia Mourão Permoser, Sarah Schilliger, Maurice Stierl, Vassilis S. Tsianos, Berena Yogarajah und Tahir Zaman.

Mehr Infos zum Buch:
https://transversal.at/books/stadt

Eine Kooperation zwischen kritnet (Netzwerk für kritische Grenzregime- und Migrationsforschung) kritnet.org und transversal texts transversal.at

Bei Interesse an Rezensionsexemplaren schicken wir Ihnen gerne ein Buch zu. In diesem Fall bitte um ein Mail an Niki Kubaczek <kubaczek@eipcp.net>.