10 2000
MigrantInnenorganisationen: Einblick und Ausblick
Wir MigrantInnen organisieren uns - in kleinen, großen, geheimen und öffentlichen Organisationen. Warum tun wir das? Gibt es eine Ordnung dahinter? Welche Ziele verfolgen wir?
Die Welt ist eine Überfülle von Beziehungen. Sie
ist ein Raum verschiedener Beziehungsformen aus dem Lager
der menschlicher Aktivitäten. Ein Raum von unerschöpflichen
Möglichkeiten, in dem niemand seinen Besitz bis zum Letzten
erweitern könnte. Die Dichte der Organisiertheit hat
ihren Gegensatz in den ständigen Versuchen, einen Stillstand
zu produzieren.
Die Welt ist ein Stillstand. Sie ist bürokratisiert,
kontrolliert, überwacht bis zur erschreckenden Gleichgültigkeit,
die wir zur Zeit bei unseren Zeitgenossen gegenüber dem
Begriff gläserner Mensch feststellen können.
Ein Stand der Stille mit abwesender Wirkung, wo Ordnung herrscht
und die Menschen ihre Geburtstage feiern.
Deshalb ist die Welt drittens, gegen jede Erstarrtheit, gegen
die Leere der Überwachungspotenziale, ein Ort der Kreativität.
Was wir herstellen, alle unsere Handlungen, haben das Ziel,
uns aus der Starrheit, dem Stillstand, durch das Beziehungsgeflecht,
das wir produzieren, herauszuführen und uns zu aktiven
TeilnehmerInnen zu entwickeln. Langsam, aber sicher stellen
wir fest, dass wir uns in einer Welt voll undurchsichtiger
Verflechtungen befinden, die je nach Position der Einzelnen
als Bedrohung oder als Sicherheit empfunden wird.
Denn die Welt ist übersät von Kommunikation und
Interaktion, von Überresten alter und Anfängen neuer
Bündnisse. Relikte der menschlichen Aktivitäten.
Manche dieser Organisationsformen werden als positiv betrachtet;
darüber schreiben die PolitologInnen Bücher - sie
werden, aus welchen Gründen auch immer, als wertvoll
für die Weitergabe empfunden. Andere gibt es auch um
uns herum, die als Bedrohung empfunden werden, als Unsicherheitsfaktor
und Aufruhrpotenzial. Manche von diesen Aufruhrpotenzialen
wechseln mittels zunehmender Beteiligung an der Macht die
Seite und werden selbst als ein Wert für die offizielle
Weitergabe an die nächsten Generationen gehandelt. Ein
aktuelles Beispiel dafür sind etwa die Grünen. Sie
müssen ihre Nützlichkeit allerdings in der Welt
der Ersten erst nachweisen, und so agieren manche ihrer VertreterInnen
noch besser, eifriger und fundamentaler als die längst
Anerkannten. Eine hohe Bedeutung gewinnen dabei die Organisationen
der Benachteiligten - die sich scheinbar außerhalb des
Soziotops der zur Verfügung gestellten Formen entwickeln,
die MigrantInnen, die sich im Kampf um Ressourcen nicht einfach
ergeben und in die bestehenden Strukturen einfügen und
eben deshalb von allen Seiten als eine interessante Besonderheit
angesehen werden.
Wir MigrantInnen organisieren uns. Wir organisieren und kommunizieren, mithilfe dessen, was uns die Umgebung manchmal großzügig, manchmal knausrig und widerwillig zur Verfügung stellt. Wir sammeln die gelungenen Ideen und geben sie weiter in einer Form, die uns geeignet erscheint, mittels unserer informellen - aber, verglichen mit den formellen, nicht weniger erfolgreichen - informationsvermittelnden Einrichtungen. Wir tun das, weil uns unsere gesellschaftliche Stellung dazu zwingt. Als je Einzelne stehen uns nicht viele Möglichkeiten zur Verfügung, uns wohl zu fühlen. Also schließen wir uns zusammen und konstruieren Gemeinsamkeiten. Dabei entsteht so etwas wie Übersicht über unsere Umgebung und - vielleicht noch wichtiger - Geborgenheit und Sicherheit. Eine Übersicht über unsere Abhängigkeiten und eine Geborgenheit in der Zeit, in der wir leben. Und schließlich, nachdem wir diese politischen und emotionalen Konstanten stabilisiert haben, versuchen wir, ohne Belohnung und oft zum Scheitern verurteilt, neue Formen des Zusammenlebens auszuprobieren.
Wir wissen: auch die anderen sind organisiert. Die autochthonen
Minderheiten sammeln sich um den Begriff der Sprache und Identität,
die Frauen um die Forderung nach Abschaffung des Patriarchats,
usw. Was dabei geschieht, folgt einer bestimmten Logik - angesichts
der Benachteiligung einem Bedürfnis nach Selbstschutz
und Widerstand. Ahmen die MigrantInnen die anderen Benachteiligten
in ihrer Bestrebung nach Organisation nach, wenn sie sich
ihrerseits organisieren? Mag sein, doch das Bewusstsein der
Differenz tritt hinzu, wenn die Organisation einsetzt - absichtsvoll
und zielstrebig entstehen neue Vereine und Ansätze für
zukünftige politische Machtpotenziale. Kein(e) MigrantIn
ohne den Begriff dessen, was Benachteiligung und Abhängigkeitsverhältnis
heißt. Hier also entfaltet sich die differenzierte Perspektive
auf Sport, Kultur und Wirtschaft (deklariert politische Vereine
der MigrantInnen sind in Österreich verboten).
Mag die Welt alles sein, was der Fall ist, so begegnet sie
den MigrantInnen doch erst in der Wahrnehmung der Differenz:
der Abweichung und Besonderung. Woraus ein Selbstschutzbedürfnis
entsteht.
Da sind zunächst nur die Einzelnen angesprochen, die
das Unrecht auf Schritt und Tritt erleben; eine für die
Hegemoniegesellschaft vergleichsweise harmlose Spezies. Aber
ihr Ziel ist, aus diesen Verhältnissen auszubrechen.
Es sind die dutzenden Geschichten, die in unzähligen
Gesprächen ausgetauscht werden, die, einmal als allgemeine
Phänomene begriffen, auf die Aufnahmegesellschaft zurückwirken
werden. Die Wirkung wird dabei nicht durch die Einzelnen entfaltet,
sondern durch das gemeinsame Potenzial der Unterdrückten
im Gleichklang mit der Bewusstwerdung und ihren Folgen. Das
Wissen, das gemeinsam geteilt wird, birgt immer eine Möglichkeit
zur Machtvergrößerung. Wann sie und wie sie kommen
wird, hängt von vielen Faktoren ab; dass es sie aber
gibt, kann nicht bezweifelt werden.
Woraus nochmals die Differenz zwischen MigrantInnen und anderen
Organisationen der Benachteiligten abzuleiten ist: Bei den
MigrantInnen, die für sich selbst stehen, werden Verhältnisse
mittels rassistischer Gesetze als gesellschaftlicher Stillstand
"aufbewahrt", während die anderen Gruppen früher
oder später eine Entwicklung durchmachen, wenn sie als
Teile des Systems um eine Stufe mehr in die Benachteiligung
anderer einbezogen oder - im Fall von störend radikalem
Aufruhrpotenzial - vernichtet werden, wenn sie das Gewaltmonopol
des Staates in Frage zu stellen beginnen.
Zu den Grundstrategien der MigrantInnenorganisationen seit
den siebziger Jahren gehört die sogenannte Abschottung.
Sie schotten sich gegenüber einer unfreundlich abwertenden
Umwelt ab, indem sie sich zusammenschließen in eigenen
Organisationen. Mancherlei Unannehmlichkeiten wäre der
ausgeliefert, der dieser Grundverhaltensregel in einer neuen
Umgebung nicht folgen würde. Die bedeutet ganz schlicht:
Suche die in ähnlicher Situation Befindlichen, mit denen
du erfolgreich Informationen austauschen kannst.
Es ist eine Lebenskunst der MigrantInnen, wenn sie die Demütigungen
auf der ihnen zugedachten untersten gesellschaftlichen Stufe
so von sich weisen, dass sie imstande sind, positive Energien
zu entfalten und umzusetzen in Form von Organisationen, persönlichen
Projekte wie z.B. Hausbau, oder - nicht zuletzt - der persönlichen
Emanzipation aus den alten Verhältnissen. Die Abschottung
ist eine mögliche Strategie, um diese Ziele zu erreichen.
Um aber, im Sinne der Migrationsgeschichte, einige Elementarereignisse
zu betrachten: Vor der Entscheidung der Menschen, sich im
Aufnahmeland als HilfsarbeiterInnen einzurichten, gilt es
als elementar, sich zu organisieren. Das ist ein - nicht bewusster
- politischer Schritt der Verteidigung. Er führt in ein,
durch gesetzliche Restriktionen unwegsames, vielfach feindliches
Soziotop der local people - wo es darum geht, sich
einrichzurichten und abzuschotten. Frauen und Männer
richten sich in ihrem Provisorium, oft am Dachboden oder im
Souterrain, oft in vor dem Abbruch stehenden Häusern
ein, um so lange wie möglich einfach da zu sein.
In "Gastarbeiterklubs" entwickelt sich der zweite
Teil, der des Gesellschaftslebens. Diese Prozesse sind auch
heute noch zu beobachten und bilden zwei Säulen der Kommunikation
in der Gruppe.
Möglichst keine Abschweifungen - das hat sich die Erste
Generation der Väter und Mütter damals vorgenommen.
Beschränkung der Perspektive - durchaus im friedlichen
Einklang mit der Aufnahmegesellschaft - auf das Notwendigste:
vorübergehende Geldbeschaffungsmaßnahmen beiderseits.
Dennoch ist es geschehen, dass die Menschen durch die von
ihnen nicht beeinflussbaren Umstände - und entgegen der
ihrem Weltbild entsprechenden Ziele - zu MigrantInnen werden.
Sie haben das ambivalente Glück der Entscheidung, an
mehreren Orten zu leben, erfahren. Eine Entscheidung, die,
wenn einmal getroffen, nicht mehr zurückzunehmen ist,
weil sei gleichzeitig mit einer Horizonterweiterung verbunden
ist. Das Fremde ist nicht fremd und fern, und das Eigene ist
nicht einzig und ausschließlich.
So führt die Entdeckung der eigenen Stellung in der
Gesellschaft allmählich zu deren Begriff. Denn was ist
die gesellschaftliche Stellung der MigrantInnen? Es ist die
ununterbrochene Grenzerfahrung des Nicht-Dazugehörens
und das Staunen darüber. Es ist ein besonderes Bewusstsein,
das sich hier herausbildet und sich deshalb eignet, untersucht
zu werden. Wozu? Zum Zweck seiner Vergleichbarkeit - wieder
und wieder kehren die Gedanken der MigrantInnen zurück
zu ihrem Schicksal, das, um es bildlich zu formulieren, eine
Beständigkeit abseits der nationalstaatlichen Ideologien
aufweist. Im Bewusstsein scheint das Schicksal Spuren zu hinterlassen,
auch wenn es sich, wie jede Identität, in einem ununterbrochenen
Wandel befindet.
Das Besondere, die Deplacierung und das anschließend
entwickelte Selbstverständnis der Menschen, zeigt, dass
der Charakter dieser Identität nur als prekär einzustufen
ist. Ein Selbstverständnis, eine Identität kann
nur im Übergang sein, von einem zum anderen, wobei weder
das eine noch das andere festgelegt ist. Die Unbestimmtheit
ist bedingt durch die Deplacierung, die wiederum zu mehreren
Lebensorten führt. Diese liegen in mehreren Nationalstaaten,
was zur Relativierung der Grenzen führt. Gleichwohl oder
deshalb versuchen die MigrantInnen vergebens, das Vergangene
festzuhalten, Verschwindendes einzuholen. Sie schmücken
ihre Vereine mit nationalstaatlichen Symbolen, halten sie
erinnernd fest: dabei vor allem bemüht, die Kontinuität
der Geschichte zu erhalten. Wie gehen diese Entwicklungen
zusammen? Wie wird organisiert? Welche Struktur und welche
Leistungen sind dabei zu beobachten?
Die Organisationen leben von Entscheidungen, die tradiert
werden - die ideale Aneinanderreihung der von den Mitgliedern
akzeptierten sozialen Tatsachen. Für MigrantInnenorganisationen
bedeutet das weiters: keine Organisation ohne die Betroffenheit.
Die MigrantInnen setzen sich mit dieser eigenen Betroffenheit
auseinander, sie greifen sie auf und schaffen sie fort - wohin?
Zu den Bedingungen der Möglichkeit eines Fortschreitens.
Die Benachteiligung schafft ein Weltbild, das vor allem darauf
gerichtet ist, dieser etwas entgegenzustellen, Widerstand
zu leisten. Das impliziert, dass die MigrantInnen, die sich
Ende der sechziger Jahre zu organisieren begannen, zuvor nicht
als organisierte Mitglieder ausgewandert sind. Bevor sie sich
organisierten, befanden sie sich, einander näher oder
ferner als Einzelpersonen, in einem für sie nicht näher
definierten Raum, im Aufnahmeland.
Aktive Organisation setzt vieles voraus, denn die durch den
Zwang der Benachteiligung organisierten MigrantInnen sind
auf eine komplexe, erst zu schaffende Struktur angewiesen.
Es gibt keine Routine in diesem Prozess, der sich außerhalb
der durch die Moderne streng kodifizierten Nationalgrenzen
abspielt. Erstens müssen die MigantInnen wissen, wie
es zu ihrer Situation kommt. Zweitens müssen sie das
System der Aufnahmelandes schon einigermaßen kennen,
bevor sie sich legal innerhalb der Grenzen der für sie
neuen Gesetze organisieren können. Und drittens müssen
sie in ein kompliziertes Beziehungsgeflecht eingehen, das
aus einem zweifachen Abhängigkeitsverhältnis entsteht:
einerseits gegenüber dem Ursprungsland und andererseits
gegenüber dem Aufnahmeland. Damit ist nicht gesagt, dass
zwischen diesen zwei Polen der Abhängigkeit keine Beziehung
besteht. Ganz im Gegenteil: erst die gemeinsame Entscheidung
des Ursprungs- und Aufnahmelandes schafft den Rahmen einer
geordneten Migration und daran anschließenden Organisierung
der MigrantInnen.
Doch ist der/die MigrantIn nicht einfach ein in diesem Beziehungsgeflecht
verhaftetes Individuum, sondern ein mit Kreativität ausgestatteter
Mensch, der vor allem eines im Sinn hat: durch Organisation
mit den anderen, sich in ähnlicher Situation befindlichen
Individuen seine Stellung innerhalb der neuen gesellschaftlichen
Verhältnisse, in die er geraten ist, zu stärken.
Anders gesagt, die zeitliche Dimension - die Gegenwart der
Organisation und die Orientiertheit auf eine zukünftige
Ebene - strukturieren die Gegebenheiten, die sich im Bewusstsein
(durch Tausende Einzelgespräche) entfaltet haben, um
am Ende wieder aus der defensiven gesellschaftlichen Stellung
in die Offensive zu gelangen. "Jetzt werden wir erst
recht hier bleiben", rufen uns heute alle Generationen
der MigrantInnen zu, und erst recht wird sich die Festung
Europa als unbrauchbarer Traum erweisen. Herrscht da Aufruhr?
Oder ist es vielmehr so, dass auch die zukünftigen MigrantInnenorganisationen,
die auf politisches Geschick im Rahmen der zu analysierenden
Möglichkeiten setzen, eine Zeit zur Entwicklung brauchen?
Eine Zeit zum Selbsteinordnen und Diskutieren, um zu weiteren
Entscheidungen zu gelangen? Die systemische Kompetenz scheint
jetzt gegeben zu sein, das Wissen aber um den fest einordenbaren
Platz innerhalb des skizzierten Dreiecks Ursprungsland - MigrantInnen
- Aufnahmeland scheint sich erst jetzt zu entwickeln. Dieses
Wissen wird die zukünftigen Entwicklungen vorantreiben.
Natürlich, es mag abgeschlossene Organisationen geben
- etwa von Parteien im Ursprungsland abhängige politische
Zweigvereine, deren Entscheidungen den Entscheidungen anderer
ihnen übergeordneter Organisationen folgen müssen.
Es wird aber mit der Zeit die Begeisterung auch für diese
spezifische Form der MigranInnenorganisationen schwinden.
Solange eine Organisation existiert, muss sie für die
Mitglieder nachvollziehbare Entscheidungen treffen. Und die
Nachvollziehbarkeit ist dann am schnellsten gegeben, wenn
ein Versuch gestartet wird, die den Alltag betreffenden Probleme
zu lösen. Sie treten dabei in immer neue Beziehungen
ein, die angesichts der gesetzlichen Lage des Außenseitertums
manchmal auch als Stillstand erscheinen. Denn es ist legitim
zu fragen, warum es nach vierzig Jahren Aufenthalt nach wie
vor (in Österreich) keinen einzigen gesellschaftlichen
Bereich gibt, in dem die Partizipation der MigrantInnen möglich
ist.
Und auch die unmittelbaren Organisationsformen ändern
sich - neue auf Wirtschaft orientierte Vereine entstehen,
die alte Abhängigkeitsverhältnisse mit einem Schlag
umdrehen. Weder die Gewerkschaft noch die Konsulate haben
den Einfluss mehr, den sie noch vor nicht so langer Zeit reichlich
genossen. Insbesondere ist diese Entwicklung in der jugoslawischen
Community z.B. in Wien zu beobachten. Die Aufgaben erweitern
sich, die unmittelbaren Abhängigkeiten werden schwächer;
wie es sich aber mit den mittelbaren entwickeln wird, wird
erst die Zeit zeigen.
Zuletzt der Ausblick - im wörtlichen Sinn die Möglichkeiten
der Weiterentwicklung der MigrantInnenorganisationen, die
sich in ihrer dreißigjährigen Geschichte in viele
Entscheidungsketten eingeschlossen haben, derentwillen ich
diesen Text schreibe. Bedeutungsvoll wird der Moment des Politisierens,
und zwar in der Asymmetrie von Idealen und Realitäten
des Aufnahmelandes sein: Vielleicht erkennen diese Benachteiligten
mit ihrer Multilokalisierung etwas, anhand dessen sich die
Realitäten des zukünftigen Nationalstaates erst
entwickeln werden. Denkbar ist auch, dass die Aufnahmestaaten
der Forderung z.B. nach Wahlrecht entgegenkommen. Auch die
weiteren Rituale werden sich zugunsten der MigrantInnen entwickeln
müssen. Ihre ungeschriebene Geschichte findet zur Zeit
SchreiberInnen, die einen anderen Blick als den vom Aufnahmestaat
vorgeschriebenen haben.
Dies alles hatte einen Anfang; einen geschichtlichen Ursprung
in den sozialen Wirklichkeiten der Moderne. Aus dem naiven
Glauben an die ökonomische Natur der Armen werden diese
inmitten des Imperiums eingepflanzt, aus dem Staunen dieser
Menschen formen sich Bilder und Bedeutungen, die allmählich
zu neuen Erfahrungen und Sinnzusammenhängen führen.
Diese Erfahrungen der Differenz in einer nationalstaatlich
regierten Welt erweisen sich langsam als dauerhaft und bleibend,
weil sie ein Wissen erzeugt haben. Ein Wissen darüber,
dass die Welt aus verschiedenen persönlichen Orten besteht,
jenseits aller bürokratischen Grenzen. Wir Menschen sind
MigrantInnen, quer durch die Vorhänge, egal ob sie eisern
oder golden sind.