Cookies disclaimer

Our site saves small pieces of text information (cookies) on your device in order to keep sessions open and for statistical purposes. These statistics aren't shared with any third-party company. You can disable the usage of cookies by changing the settings of your browser. By browsing our website without changing the browser settings you grant us permission to store that information on your device.

I agree

10 2006

Prekarität: eine wilde Reise ins Herz des verkörperten Kapitalismus

Oder: wer hat Angst vor der immateriellen Arbeit?

Vassilis Tsianos / Dimitris Papadopoulos

Übersetzt von Hito Steyerl

A. Einleitung

Es gibt eine Annahme, die den gegenwärtigen Debatten über die Klassenzusammensetzung im Postfordismus zugrunde liegt: die Annahme, dass immaterielle Arbeit und die ihr korrespondierenden sozialen Subjekte den Schwerpunkt in den neuen turbulenten Kampfzyklen rund um lebendige Arbeit darstellen. Der vorliegende Text untersucht die theoretischen und politischen Implikationen dieser Annahme, ihre Versprechen und Ausschlüsse. Ist immaterielle Arbeit die Bedingung, aus der eine radikale soziopolitische Transformation des gegenwärtigen postfordistischen Kapitalismus entstehen kann? Wer fürchtet sich heute vor immateriellen ArbeiterInnen?

 
B. Immaterielle Arbeit und Prekarität

In ihrem Versuch, die Entstehung des Konzeptes des General Intellect zu historisieren, haben viele TheoretikerInnen (z. B. Hardt & Negri, 2002; Virno, 2005) uns daran erinnert, dass der General Intellect nicht einfach nur als soziologische Kategorie verstanden werden kann. Wir glauben, dass wir dieselbe Vorsicht anwenden sollten, wenn es um den Begriff der immateriellen Arbeit geht. Das ist vor allem der Fall, wenn die Untersuchungen, die den soziologischen Tatbestand der immateriellen Arbeit zur Kenntnis nehmen, zunehmen, wie etwa jene Forschung in der Mainstreamsoziologie der Arbeit, welche die atypischen Beschäftigungen und die Subjektivierung der Arbeit untersucht (z. B. Lohr & Nickel, 2005; Moldaschl & Voss, 2003)  oder die Begriffe der immateriellen Arbeit im Kontext der Wissensgesellschaft (z. B. Gorz, 2004). Ein rein soziologisches Verständnis der Figur der immateriellen Arbeit reduziert sich auf eine vereinfachende Beschreibung der Verbreitung Eigenschaften wie affektiver Arbeit, Networking, der Zusammenarbeit, der Wissensgesellschaft, auf das, was in der Wissenschaft Netzwerkgesellschaft genannt wird (Castells, 1996). Was eine rein soziologische Beschreibung einer operativen politischen Begriffsbildung der immateriellen Arbeit unterscheidet, die sich in militanter Untersuchung und politischem Aktivismus verortet (Negri, 2006), ist die Suche nach einem Verständnis der Machtpotenziale der lebendigen Arbeit in postfordistischen Gesellschaften.

Das Konzept der immateriellen Arbeit ist dazu in der Lage, eine Diagnose der Gegenwart der Produktion bereitzustellen, aber wer fürchtet sich vor soziologischen Beschreibungen der Gegenwart, vor allem, wenn sie beginnen, Allgemeinplätze im öffentlichen Diskurs und in den Sozialwissenschaften des Mainstream zu werden? Um eine weitere apolitische soziologische Kategorie zu vermeiden, müssen wir uns auf die Brüche, Blockierungen, Fluchtlinien konzentrieren, die der Konfiguration der immateriellen Arbeit immanent sind. Anstatt anzunehmen, dass die heutigen im Entstehen begriffenen sozialen Subjektivitäten einfach die Verbreitung immaterieller Arbeit spiegeln, müssen wir die Subjektivität als Zusammenspiel zwischen der Wertschöpfung in und mit der immateriellen Arbeit und dem Ergebnis der Inkonsistenzen, der Formen der Unterdrückung und Herrschaft, die sie betreffen, begreifen. Es ist irreführend zu behaupten, dass Subjektivität durch die soziologischen Eigenschaften der immateriellen Arbeit konstituiert wird, wie etwa Kooperation, Kreativität, linguistischen Austausch, Affektivität usw. Die entstehenden Subjektivitäten überschreiten eher die Produktionsbedingungen der immateriellen Arbeit, wenn immaterielle ArbeiterInnen mit den Sackgassen ihrer Lebensumstände konfrontiert werden, mit der List der Mikrounterdrückung und Ausbeutung (Ronnenberger 2006; Atzert 2005). In anderen Worten wird die Subjektivität produziert, wenn das gegenwärtige Regime der Arbeit verkörperte Erfahrung wird. Wenn die Subjektivität das Hemd der Mainstreamsoziologie anzieht, wird ihr Fleisch zersetzt, werden ihre Knochen offengelegt. Die Subjektivität der immateriellen ArbeiterInnen spiegelt nicht den Produktionsprozess der immateriellen Arbeit: Sie ist die diabolische Explosion ihrer kontingenten Intensitäten und Brüche. Subjektivität ist keine Faktizität, sondern ein Ausgangspunkt.

Auf diese Weise sind die neuen Subjektivitäten, die das Meer der postfordistischen Produktion durchqueren,  nicht identisch mit den Bedingungen der immateriellen Produktion; die Subjektivität der immateriellen Arbeit bedeutet eher, die neue Ordnung der Ausbeutung der immateriellen Arbeit zu erfahren. Die heutige Komposition der lebendigen Arbeit ist die Antwort auf die Risiken, die durch die immaterielle Arbeit auferlegt werden. Was die neuen politischen Subjektivitäten hervorbringt, sind nicht die Produktionsbedingungen, die der immateriellen Arbeit immanent sind – wie etwa Lazzarato (1998) behauptet –, sondern die verkörperte Erfahrung der neuen Anordnungen der Ausbeutung in postfordistischen Gesellschaften. Prekarität stellt diese neue Anordnung der Ausbeutung der lebendigen Arbeit im fortgeschrittenen Postfordismus dar.

Prekarität ist der Punkt, an dem die immaterielle Produktion auf die Krise der sozialen Systeme trifft, die auf dem national-sozialen Kompromiss der Regelbeschäftigung basierten. Weil Arbeit – um produktiv zu werden – als Nicht-Arbeit verkörpert wird, ereignet sich die Ausbeutung der ArbeiterInnenschaft jenseits der Grenzen der Arbeit, sie wird über den gesamten Lebensraum und die gesamte Lebenszeit verteilt  (Neilson & Rossiter, 2005). Die Prekarität bedeutet die Ausbeutung des Kontinuums des Alltags, nicht nur der Arbeitskraft (Panagiotidis, 2005). In diesem Sinn ist Prekarität eine Form der Ausbeutung, die vor allem auf der Ebene der Zeit operiert. Dies, weil sie die Bedeutung dessen ändert, was Nicht-Produktivität ist. Die Regulierung der Arbeit im Fordismus wurde in antizipatorischer Weise gesichert, unabhängig ihrer unmittelbaren Produktivität (Adophs, Karakayli 2006). Die protektionistische Funktion des Wohlfahrtsstaats ist ein Zeitmanagement: Es funktioniert durch Antizipation und Sicherung der Zeitspannen, in denen jemand unproduktiv wird (Unfall und Krankheit, Arbeitslosigkeit, Alter). Im Postfordismus verschwindet diese Form des Zeitmanagements. Nicht nur, weil die Zukunft nicht garantiert ist, sondern auch weil die Zukunft schon in der Gegenwart angeeignet wird. Vom Standpunkt der ArbeiterIn aus findet die Arbeit in der Gegenwart statt, die aber in seine oder ihre gesamte Lebensspanne als ArbeiterIn inkorporiert ist. Und genau diese lebenslange Perspektive wird in der Prekarität zerstört: Vom Standpunkt des  subsumtiven Kapitals wird die gesamte Lebensspanne einer prekären ArbeiterIn in aufeinander folgende, ausbeutbare Einheiten der Gegenwart zerlegt. Prekarität ist jene Form der Ausbeutung, die nur auf die Gegenwart wirkt, gleichzeitig aber auch die Zukunft ausbeutet.

Wie wird dieser Zusammenbruch des nationalen Kompromisses der Regelarbeit und die Neuordnung der Zeit unter prekären Lebensbedingungen durch die einzelne ArbeiterIn erlebt? Wenn wir die verkörperte Erfahrung der Prekarität verstehen, unterbrechen wir auch den Reduktionismus der Begriffsbildungen der Mainstreamsoziologie der immateriellen Arbeit. Wir haben schon beschrieben, dass neue soziale Subjektivitäten nicht so sehr die Eigenschaften der immateriellen Arbeit spiegeln, sondern die prekären Modi der Ausbeutung, die sich in ihnen verbreiten. Prekarität ist die verkörperte Erfahrung der Ambivalenzen der immateriellen Produktion im fortgeschrittenen Postfordismus. Die verkörperte Erfahrung der Prekarität wird charakterisiert durch:  (a) Verletzlichkeit: die ständige Erfahrung der Flexibilität ohne jegliche Form des Schutzes; (b) Hyperaktivität: den Imperativ, sich ständig verfügbar zu halten; (c) Gleichzeitigkeit: die Fähigkeit, zur selben Zeit verschiedene Geschwindigkeiten und Rhythmen multipler Aktivitäten zu bewältigen; (d) Rekombination: die Kreuzungen zwischen verschiedenen Netzwerken, sozialen Räumen, und verfügbaren Ressourcen; (e) Postsexualität: die/den Anderen als Dildo; (f) flüssige Intimitäten: die körperliche Produktion nicht determinierter Geschlechterverhältnisse; (g) Unruhe: dem Überfluss an Kommunikation, Kooperation und Interaktivität ausgesetzt zu sein und zu versuchen, damit umzugehen; (h) Unbehaustheit: die kontinuierliche Erfahrung der Mobilität über verschiedene Räume und Zeitlinien hinweg; (i) affektive Erschöpfung: emotionale Ausbeutung oder Gefühle als wichtiges Element der Kontrolle der Verwendbarkeit und multipler Abhängigkeiten; (j) List: die Fähigkeit zu täuschen, penetrant, opportunistisch, ein Trickster zu sein.

Diese Phänomenologie verweist auf die Potenzialitäten politischer Artikulation der verkörperten Erfahrung der Prekarität. Wir begannen diesen Text mit der Frage, wer sich vor immateriellen ArbeiterInnen fürchtet. Es ist offensichtlich schwer, sich vorzustellen, dass es heute jemanden gibt, der sich vor immateriellen ArbeiterInnen fürchtet. Und das hat sicherlich nichts mit den Schwierigkeiten zu tun, den Neologismus ”immaterielle Arbeit” zu verstehen. Wir haben schon argumentiert, dass die neuen sozialen Subjekte der immateriellen Arbeit nicht mit den Bedingungen identisch sein können, in denen sie sich befinden. Dies, weil sie einen Überschuss an Soziabilität und Subjektivität produzieren, der politisch ist und der zur selben Zeit nicht an der gegebenen politischen Repräsentation partizipiert. Die Logik, die nun Subjektivität als identisch mit der Position einer bestimmten Gruppe Menschen im Produktionsprozess begreift (in diesem Fall immaterielle ArbeiterInnen), mündet darin, diese Subjektivität als vorgängig zu ihrer verkörperten Materialisierung zu konstruieren. Diese Logik entwirft Subjektivität als bereits existierenden aber unsichtbaren Teil der Gesellschaft (d. h. als Andersheit). Diese politische Logik versucht, diese Andersheit in die Totalität der politischen Repräsentation zu integrieren. Subjektivität wird zu einem noch nicht eingeschlossenen Teil reduziert (Rancière, 1998; Stephenson & Papadopoulos, 2006). Die Einschließung der Subjektivität in die politische Repräsentation revitalisiert die demokratische Politik, neutralisiert auf der anderen Seite aber auch gleichzeitig den politischen Überschuss der Subjektivität immaterieller ArbeiterInnen und reduziert sie auf einen kontrollierbaren Teil der existierenden politischen Regulierung. Nur auf der Basis eines regulatorischen oder egalitären Prinzips eingeschlossen zu werden, weist daraufhin, dass einige Teile der Gesellschaft bei ihrer Regierung keine Rolle spielen. Das Ergebnis ist, dass die Gesellschaft so scheint, als bestünde sie aus absolut identifizierbaren, evidenten Subjekten – das heißt, aus Leuten, die den Raum einnehmen, der ihnen durch ihren Platz im Produktionsprozess zugewiesen wurde und durch sonst nichts. 

Und genau das Subjekt, das als Anderes oder als vorher ausgeschlossener Teil in politische Herrschaft eingeschlossen wird, ist und war nie ein beängstigendes Subjekt für die bestehende politische Ordnung. Mehr noch, es ist nicht nur nicht Furcht erregend für die bestehende Ordnung, sondern es ist auch ein verängstigtes und furchtsames  Subjekt. Und mit Spinoza wissen wir, dass  ein Mob, der verängstigt ist, auch keine Furcht erregt (Balibar, 1994). Dies führt uns dazu zu sagen, dass ein Subjekt nur dann Furcht einflößt, wenn es nicht willens ist, an der Inklusionspolitik teilzunehmen. Und es ist Furcht erregend, weil es an der Totalität durch seine Singularität und Unwahrnehmbarkeit teilnimmt, nicht als wiedererkennbarer und repräsentierbarer Teil. Das bedeutet, dass es Furcht erregend ist, weil es überall ist, weil es jedeR ist (Deleuze & Guattari, 1992). Ein neues soziales Subjekt, das aus den Bedingungen immaterieller Arbeit entsteht, kann nur eines sein, das nicht durch seine Stellung im Produktionsprozess bedingt ist, sondern dasjenige, das seine Identität dadurch herausfordert, dass es an seinen immanenten, situierten und verkörperten Erfahrungen arbeitet. Wir haben bereits darauf hingewiesen: Subjektivität ist kein Tatbestand, sondern ein unwahrnehmbarer Aufbruch. Und der Punkt des Aufbruchs des neuen sozialen Subjekts ist nicht die immaterielle Produktion, sondern ihre Materialisierung im Fleisch des Subjekts (Negri, 2003b).

 
C. Furcht erregende Subjekte

Bevor wir die Bedeutung der verkörperten Erfahrung der Prekarität für die Artikulation des politischen Projekts eines Exodus untersuchen, möchten wir drei alternative Formen Furcht erregender Aktion ins Gedächtnis rufen, die Teil der sozialen Geschichte der Subjektivität sind. Kann irgendeine dieser drei Formen ein gangbarer Weg sein, um immaterielle ArbeiterInnen in Furcht erregende politische AkteurInnen zu verwandeln?

 
I. Die Form der Partei. Geschichtlich war eines der ersten Furcht erregenden politischen Subjekte in der langen Geschichte der Organisation der Subjektivität ArbeiterInnen die revolutionäre Partei. Die Haupteigenschaft dieser organisierten Subjektivität ist ihr militanter Charakter. Die Partei verwandelt die Subjektivität der ArbeiterInnen in eine Kriegsmaschine. Die Materialisierung der Revolution hat als ihr erstes Ziel die Abschaffung antagonistischer Beziehungen. Der wichtige Punkt ist, dass diese Abschaffung nicht nur auf der Ebene der Produktionsverhältnisse stattfindet, sondern auch auf der Ebene ihrer institutionellen Manifestationen. Die Abschaffung des antagonistischen Charakters sozialer Beziehungen führt zur Auslöschung jener zwei bestimmten Momente, die liberale Nationalstaaten regulieren, nämlich der Rechte und der Repräsentationen (zu einer ausführlichen Diskussion dieser Frage s. Papadopoulos & Tsianos, 2006). Dies war der erste und wesentlich radikalere Versuch, die liberale politische Matrix der westlichen Nationalstaaten zu überwinden. Aber die Krux dieses Versuchs war der Moment, die liberale Matrix der Rechte und Repräsentation oben zu überwinden. Dies geschah, weil die Transzendenz der liberalen Matrix, die durch die Organisation der Subjektivität der ArbeiterInnen freigesetzt wurde, durch die vertikale Organisation der Parteiform wieder angeeignet wurde. Die aufrührerische Kreativität der Subjektivität der ArbeiterInnen, die der liberalen Matrix abwich, endete in der Tatsache der Herrschaft der Partei über die Gesellschaft (Negri, 1999).  Eine Herrschaft, die in einer rein vampirischen Form den Impuls der Subjektivität der ArbeiterInnen absorbierte, seine Verbreitung in die Gesellschaft verhinderte und dann in das Baumaterial einer vertikalen Organisation verwandelte, die oben aufgezwungen wurde.

 
II. Die Form der Gewerkschaft. Eine andere furchterregende Form der Geschichte der Subjektivität ArbeiterInnen beginnt direkt mit der unmittelbaren Beziehung der ArbeiterInnen zur Produktion. Ihr Unterschied der Form der Partei ist, dass der Zusammenstoß mit dem Kapital nicht vermittelt war und durch einen Angriff auf ihre institutionelle Manifestation erleichtert wurde, die vor allem durch den kapitalistischen Staat als Ganzen dargestellt wurde, sondern direkt in dem Raum stattfand, in dem Klassenherrschaft erlebt wurde, nämlich in der Fabrik. Die Genealogie der Gewerkschaftsform weist eine parallele Bewegung zur Parteiform auf, eine, die in vielen historischen Momenten in direktem Widerspruch zur Parteiform stand. Im Unterschied zur Partei organisierte die Gewerkschaftsform die Subjektivität der ArbeiterInnen als eine Gruppe mit gemeinsamen Interessen im Bezug auf das System der Produktion. Wenn die Parteiform an militanter Politik beteiligt war, beteiligt sich die Gewerkschaftsform an einer Politik der Protektion, d. h. dem Syndikalismus. Wenn die Parteiform durch eine Radikalität ohne historische Präzedenz charakterisiert wird, so wird die Gewerkschaftsform durch eine Kameradschaft und Solidarität geprägt, die historisch ohne Vorbild sind. Die Form der Gewerkschaft basiert auf dem Prinzip des Syndikalismus, d. h. einer kämpferischen Soziabilität – kämpferisch gegenüber dem Kommando des Kapitals und soziabel und schützend gegenüber ihren Mitgliedern. Aber der protektionistische Charakter der Soziabilität der Gewerkschaft wurde im Versuch ins Spiel gebracht, die asymmetrische Beziehung zwischen Kapital und Arbeit zu verändern. Dies führt dazu, dass die traditionelle ArbeiterInnenbewegung ihre Interventionen auf den Bereich des Staates beschränkt und sich in einem rein produktivistischen Denken verschließt. Die politische Logik der Gewerkschaftsform war der Reformismus, weil Teile der arbeitenden Klasse ihre Interessen allmählich auf der Seite des Staates verorteten. Die Gewerkschaftsform war die Form, die den Überschuss der Soziabilität der Subjektivität ArbeiterInnen in institutionalisierte Formen des Schutzes durch den Staat e. Natürlich war diese Institutionalisierung der Soziabilität nicht gleichmäßig über verschiedene Gruppen ArbeiterInnen verteilt. Der Etatismus der Gewerkschaftsform verwandelte das Wesen des kapitalistischen Nationalstaates radikal. Die Protektion der Arbeit wurde zum untrennbaren Element des modernen Staates und erschuf ein Triptychon: sozialer Protektionismus, institutionalisierte Regulierung, Wohlfahrtsstaat.

 
III. Die mikropolitische Form. Die letzte und jüngste Form einer Furcht erregenden sozialen Subjektivität steht mit der Radikalisierung der Politik des Alltags in Verbindung. Wir finden hier  einen Abschied einer politischen Subjektivität vor, die primär durch ihr Verhältnis zum Produktionsprozess bestimmt ist. Die mikropolitische Form kehrt zur unmittelbaren Ebene des sozialen Lebens zurück, die in der Erfahrung unter die Haut geht und materialisiert wird und das Selbst und Andere affiziert. Es gibt nichts Außergewöhnliches in dieser Funktion des Alltags. Wie Lefebvre (1987) sagt, ist das der Bereich, aus dem alle außerordentlichen, spezialisierten Aktivitäten eliminiert worden sind. Feminismus, Bürgerrechtsbewegung, Identitätspolitik, urbaner Aktivismus, Antirassismus beginnen alle mit der verkörperten Erfahrung des Ausschlusses auf der Ebene des Alltags und haben auf diese Weise vor, ihn zu verändern und Differenz als ein konstitutives Moment des Alltags einzuführen. Das ist der Moment, in dem die Alltagserfahrung zu ihrer eigenen radikalen Kritik wird (Debord, 1981). Der Alltag ist nicht identisch mit sich selbst, er ist das Ziel und der Ursprung der Veränderung. Politik der Differenz.

In anderen Worten versuchte die mikropolitische Form, neue soziale Subjektivitäten in den etablierten Sozialkompromiss des Staates zu inkorporieren – der entlang der Kategorien whiteness, Heteronormativität, Lohnarbeit und Eigentum organisiert war –, indem sie versuchte, die dominanten Bedingungen der Repräsentation zu ändern (Laclau & Mouffe, 1985). Die Mikropolitik der Differenz ist der Kampf um Repräsentation. Diese politische Strategie findet ihr institutionelles Äquivalent im Konzept der erweiterten citizenship (Honig, 2001). Die Logik der Politik der Differenz ist, dass sie mit einer radikalen Äußerlichkeit arbeitet, die in das institutionalisierte Repräsentationssystem der Gesellschaft integriert werden soll. Orten außerhalb der dominanten citizenship aus fordert die Politik der Differenz faktische Formen der Repräsentation heraus und schafft die Bedingungen transversaler Repräsentation. Anders als die Parteiform, die die militante Zersetzung des Staates als Ganzes zum Ziel hat, anders als die Gewerkschaftsform, die versucht, bestehende Asymmetrien im Bereich des Staates zu vermindern, positioniert sich die mikropolitische Form auf dem vernachlässigten Bereich des Alltags – einem Gebiet, das traditionell vom Staat im Stich gelassen wurde – und greift dieser bestimmten Position aus die etablierten Moden der Zugehörigkeit an, die staatlichen Institutionen reguliert werden. Aber auf diese Weise gelangt sie wieder zum Staat zurück (Stephenson & Papadopoulos, 2006). In diesem Sinne ist die Subjektivität, die mit dem Ereignis der Repräsentation verknüpft ist, weder ein Aufbruch, noch eine Tatsache, sie ist eine Ankunft.

Die Frage für uns ist dann: Könnte irgendeine dieser politischen Formen das Vehikel der Transformation der Subjektivität prekärer ArbeiterInnen in ein Furcht erregendes soziales Subjekt sein?

 
D. Exzessive Soziabilitäten

Die Antwort ist: nein. Dies weil, wie wir argumentieren werden, die Subjektivität prekärer ArbeiterInnen einen Überschuss an Soziabilität produziert, der nicht in die drei existenten Formen integriert werden kann, ohne neutralisiert und normalisiert zu werden.  Es gibt zwei Gründe dafür: Zuerst, dass die verkörperte Erfahrung der Prekarität der immateriellen ArbeiterInnen, wie sie vorher beschrieben wurde, radikal den Erfahrungen abweicht, die historisch die Basis bildeten, auf denen sich die drei Formen der Organisation entfalten konnten.  Zweitens, weil das Kontrollregime, das durch die Furcht erregende Subjektivität der immateriellen ArbeiterInnen herausgefordert werden soll, sich radikal den Regimes unterscheidet, die den drei erwähnten Formen in jeder bestimmten historischen Periode herausgefordert wurden. Warum kann also die prekäre Subjektivität nicht in Form der Partei, der Gewerkschaft oder der Mikropolitik Furcht erregend werden?

 
I. ”Ich habe keine Zeit...” Dies ist vielleicht das erste Mal in der Geschichte der Subjektivität ArbeiterInnen, dass der Ausdruck ”Ich habe keine Zeit” ein explizites politisches Statement darstellt. Es ist ein explizites politisches Statement, das eine Form kollektiver Subjektivität bezeichnet, die sich radikal der überregulierten Subjektivität der Parteiform unterscheidet. Und der Grund dafür ist, dass dieser Ausdruck sich nicht auf eine individualisierte Art des persönlichen Zeitmanagements bezieht, sondern in emblematischer Weise die kollektive Erfahrung konzentriert, dass die Zeit schon vollständig angeeignet wurde. Die verkörperte Erfahrung einer rastlosen Bewegung zwischen multiplen Zeitachsen verweist auf die existenzielle Bedingung der prekären lebendigen Arbeit, die sich entlang der kontinuierlichen Lebenszeit organisiert (erinnern wir uns an das Thema – das mittlerweile so verbreitet ist – der Vermischung Produktion und Reproduktion, Arbeit und Nicht-Arbeit, Arbeit und Freizeit, des Öffentlichen und des Privaten). Der Ausdruck: ”Ich habe keine Zeit” ist die paradigmatische Figur der subjektiven Internalisierung der Nicht-Verfügung über die eigene Arbeitskraft.

Wenn die prekäre Erfahrung durch die Dominanz einer produktiven Timeline strukturiert wird, die den Ausdruck ”Ich habe keine Zeit” so offensichtlich macht, ist die Befreiung der Dominanz der Zeit über die Subjektivität der ArbeiterInnen in der postfordistischen Produktion die Fähigkeit, die Zeit hinauszuzögern (Stephenson & Papadopoulos, 2006; Theunissen, 1991). Das bedeutet nicht, sich der Zeit einfach hinzugeben, sondern verschiedene Geschwindigkeiten in die verkörperte Erfahrung der Zeit einzuführen. Die Zeit hinauszuzögern konstituiert den Moment der Wiederaneignung der Produktionsmittel der immateriellen Arbeit (dies weil die Produktionsmittel der immateriellen Arbeit die gesamte lebendige Arbeit jedes Individuums ist). In anderen Worten ist dies der Moment, in dem die Subjektivität der immateriellen ArbeiterInnen nicht als Mittel der Produktivität konstituiert wird, sondern den unmittelbaren Fluss der Zeit unterbricht; sie wird Furcht erregend, weil sie der Dominanz der immateriellen linearen Chronokratie entkommt. Was für uns hier wichtig ist, ist, dass das Hinauszögern der Zeit selbst ohne Zweck ist, kein Objekt hat, nicht organisierbar ist, die Regulierbarkeit herausfordert. Das Verzögern der Zeit ist reine potentia, reiner Aufbruch. In diesem Sinne ist dies der machtvollste Weg, die Logik der Prekarität in Frage zu stellen: Er bringt den Imperativ kreativ zu sein zur Implosion. Wenn die Befreiung der Produktion, also die Erholung vom Druck der Gleichzeitigkeit und Rastlosigkeit, als Bruch mit der Organisation konstituiert wird, wird offensichtlich, warum die Parteiform, die vor allem auf eine Überdeterminierung und Überregulierung der Zeit fixiert ist, unter gegenwärtigen Bedingungen obsolet wird. Die Befreiung der Zeit der prekären ArbeiterInnen und das Programm der Befreiung in der Parteiform entfalten sich entlang zweier inkompatibler Zeitlinien.

 
II: Die Form der Gewerkschaft ist auf dem Gebiet der verkörperten Erfahrung der Prekarität einfach nicht anwendbar – und damit meinen wir, dass sie kein Furcht erregendes soziales Subjekt fabrizieren kann –, weil die konstitutiven Bedürfnisse der prekären ArbeiterIn definitionsgemäß der Struktur des nationalen Kompromisses ausgeschlossen sind, auf den sich die Gewerkschaftsform bezieht. Dies, weil die Krise der sozialen Wohlfahrtssysteme nichts anderes als das Ende einer sonderbaren Liaison zwischen der normalen Lohnarbeit und dem Interventionismus des Staates darstellt, der durch Gewerkschaften gehegt wurde. Wie wir wissen, sind die immaterielle Arbeit und die verkörperte Erfahrung der Prekarität ein Exodus aus dem System der Lohnarbeit. Gleichzeitig wissen wir, dass der neue neoliberale Staat sich diesen Exodus gewaltsam aneignete, um eine Zwangsaktivierung der individuellen Arbeit jenseits der staatlichen Regulierung zu vollziehen. Dies bedeutet, dass die beiden grundlegenden Momente des klassischen gewerkschaftlichen Reformismus, d. h. der Reformismus der Arbeit und der Interventionismus des Staates auf dem Gebiet der Prekarität abwesend sind.

Wenn wir die Unterschiede zwischen der Gewerkschaftsform und der verkörperten Erfahrung der Prekarität ausbuchstabieren wollen, müssen wir den grundlegenden Bedingungen der immateriellen Arbeit ausgehen. Sie ist auf raumübergreifende Art geordnet. Wenn die Gewerkschaftsform vom unmittelbaren Raum der Produktion ausgeht und die ArbeiterInnen entsprechend ihrer gemeinsamen räumlichen Interessen anordnet, werden für einen klassischen Syndikalismus das Haupthindernis gegenüber Prekarität die raumübergreifenden Bewegungen der prekären ArbeiterInnen sein.

Wir haben oben zwei der Haupteigenschaften der verkörperten Erfahrung Prekarität beschrieben,  Hyperaktivität und Unbehaustheit. Die Verkörperung der unaufhörlichen Bewegung und Verantwortlichkeit an verschiedenen Orten zerstört die Möglichkeit der klassischen Form gewerkschaftlicher Organisation, die auf einem einzigen Ort beruht.

Zur selben Zeit erschafft der Exodus der Subjektivität der LohnarbeiterInnen in die Subjektivität der neoliberalen unternehmerischen und sich selbst managenden Individuen eine neue Beziehung zwischen dem Staat und der lebendigen Arbeit. Die klassische Gewerkschaftsbewegung basiert auf der Artikulation eines Gleichgewichts zwischen Teilen der ArbeiterInnenklasse und Teilen des Staates. Ziehen wir zum Beispiel den staatlichen Interventionismus in Erwägung, der die Rechte der männlichen Arbeiterschaft schützt und eine hierarchische Ordnung der Arbeit errichtet.

Auf der untersten Ebene der Hierarchie waren die weibliche und die migrantische ”Drecksarbeit” (Hausarbeit, illegalisierte Arbeit, ungelernte Beschäftigungen, s.a. Anderson, 2000). Historisch waren die Versuche der Gewerkschaften, die Machtasymmetrie zwischen der Arbeit und dem Kapital zu reduzieren, als hierarchische Ordnung zwischen verschiedenen Arten der Subjektivierung Arbeit angeordnet. Dadurch operierten die überrepräsentierten Subjektivitäten der Gewerkschaftsbewegung der ArbeiterInnenklasse entlang eines Partikularismus, der de facto die Alltagssoziabilität der lebendigen Arbeit in verschieden wichtige Gruppen fragmentierte.

Die neoliberale Politik der 1970er vertiefte diese Fragmentierung des Sozialen, brachte die traditionellen Konzepte des Protektionismus zum Zusammenbruch und unterminierte systematisch die Rolle der Gewerkschaften im nationalen Kompromiss zwischen Arbeit und Kapital. Das neoliberale Projekt verstärkte diesen Bruch; es erhob die Fragmentierung der lebendigen Arbeit de facto in den Rang eines neuen Regimes der primären Akkumulation. Die Bedingung, der wir heute begegnen, ist, dass die Gewerkschaftsform die Arbeit nicht effektiv schützen kann und dass das neoliberale Projekt es nicht länger beschützen will. Die Gewerkschaftsform kann keine Furcht erregenden Subjekte im Kielwasser der neoliberalen Attacke gegen die lebendige Arbeit erschaffen.

Wir befinden uns in einem Vakuum des Schutzes. Die verkörperte Erfahrung der Prekarität reflektiert dieses Vakuum sehr stark: die fast existentielle Bedingung der Verletzlichkeit, die als konstanter Zustand in jedem Moment des Alltags verspürt wird. Die verkörperte Erfahrung der Prekarität erfordert eine neue Art des Schutzes, der nicht durch die klassische Form des gewerkschaftlichen Syndikalismus abgedeckt wird. Das Einkommen der LohnarbeiterInnen wurde im Verhältnis zur individuellen Arbeitskraft bemessen. Dieses Maß war garantiert und wurde durch kollektive gewerkschaftliche Verhandlungen geschützt. Aber dies gilt nicht mehr. Einfach weil man durch kollektive Verhandlungen nichts beschützen kann, was nicht messbar ist.

Es gibt kein gemeinsames Äquivalent der Arbeitsproduktivität jeder individuellen immateriellen ArbeiterIn. Die singuläre Produktivität der immateriellen ArbeiterIn ist nicht mehr quantifizierbar (Negri, 2003a).  Dies führt uns dazu zu sagen, dass immaterielle ArbeiterInnen, die in prekären Bedingungen leben, eine andere Form des Schutzes brauchen, eine, die ihnen ermöglicht, ihren alltäglichen Produktions-/Reproduktionsaktivitäten nachzugehen, und die ihnen zur selben Zeit eine existentielle Sicherheit gewährt, wenn sie neoliberaler Ausbeutung betroffen sind. Neue soziale Bewegungen gegen die Prekarität  (z.B. das EuroMayDay-Netzwerk, www.euromayday.org) betonen diese Notwendigkeit und verlangen ein Grundeinkommen als bedingungslosen Schutz vor der Prekarität der lebendigen Arbeit (Fumagalli & Lucarelli, 2006). Die Vorbedingung für diese Forderung ist die Radikalisierung der klassischen Gewerkschaften, da diese keine Forderungen jenseits der Logik der Lohnarbeit integrieren können. Die Logik der Lohnarbeit ist inkompatibel mit der Forderung nach einem Grundeinkommen, da dieses eine Entkoppelung des Lohns der Arbeit verlangt (d. h. vom Verdienst für die geleistete Arbeit). In diesem Sinne wird eine neue Form des Syndikalismus nötig, die der verkörperten Erfahrung der lebendigen Arbeit ausgehend die Begrenzungen der Gewerkschaftsform überschreitet: der Biosyndikalismus.

Der Biosyndikalismus als mögliche Herangehensweise für die Organisation prekärer Subjektivitäten könnte verschiedene zeitgenössische Experimente kollektiver Organisation mit einer neuen Form der Gewerkschaft zusammenbringen (z.B. Precarias a la Deriva, www.sindominio.net/karakola/precarias.htm; s.a. die precarity map, www.precarity-map.net). Diese neue Form der Gewerkschaft operiert auf transnationaler Ebene (sie folgt dem Fluss der Mobilität der Arbeit), sie ist raum- und felderübergreifend (d. h. sie repräsentiert nicht einen partikularen Sektor oder einen partikularen Ort im Zyklus der Produktion), sie ist nicht-identitär (d. h. sie stellt die vorherrschende Identität der ArbeiterInnenschaft als männlich und weiß in Frage) und schließlich, und das ist am wichtigsten, sie adressiert die Lebenserfahrung der Prekarität (d. h. sie stellt die Zentralität der Arbeitszeit in der Entwicklung des Lebens der ArbeiterInnen in Frage). Ein Syndikalismus dieser Art wird die wertvollsten und unersetzlichsten Vorteile der historischen Form der Gewerkschafts  - d. h. Fürsorge, Solidarität und Kooperation – bewahren und sie in eine komplexere Form der Organisation erheben (s. a. Chesters & Welsh, 2006). In diesem Sinne wird er ein Syndikalismus sein, der wirklich lebensorientiert ist (Biosyndikalismus), da er sich auf der unmittelbaren Ebene der gemeinsamen Lebenserfahrungen befinden wird. Dennoch bleibt die Frage, ob diese neuen Formen des experimentellen Syndikalismus dazu beitragen können, ein Furcht erregendes soziales Subjekt gegen die Prekarität zu erschaffen. Dies kann durch die Erinnerung an eine historische Analogie beantwortet werden: Das Grundeinkommen für prekäre ArbeiterInnen ist heute, was der Achtstundentag für die ArbeiterInnenklasse vor dem Anbruch des letzten Jahrhunderts war. Es war nur die Ankündigung der Furcht.

 
III: Wir haben beschrieben, dass die mikropolitische Form sich vor allem mit den Bedingungen der Repräsentation befasst; sie stellt den Kampf gegen dominante Formen der Repräsentation dar und den Kampf für die Ausweitung der Repräsentation. Die Frage ist dann, ob dieser primäre Fokus der mikropolitischen Form in der Lage ist, die verkörperte Erfahrung der Prekarität anzusprechen. In welchem Ausmaß kann das Konzept der Repräsentation zur Erschaffung eines Furcht erregenden sozialen Subjektes der immateriellen ArbeiterIn beitragen? Wir werden hier behaupten, dass dies fast unmöglich ist, weil die verkörperte Erfahrung der Prekarität die Repräsentation überschreitet, und in diesem Sinne wird sie der mikropolitischen Form nicht abgedeckt, trotz – und dies ist hier besonders wichtig – der fast natürlichen Nähe zwischen der (Bio-)Politik der prekären ArbeiterInnen und der mikropolitischen Form. (Pieper, 2006) Diese Nähe kommt der gemeinsamen Beschäftigung mit dem Thema der Sichtbarkeit. Die verkörperte Erfahrung der Prekarität wird in ihrem Wesen unterminiert und leidet stark unter ihrer Unsichtbarkeit.

Es gibt  drei Gründe für diese unmittelbare Nähe zwischen der Mikropolitik und der prekären Politik und ihrer gemeinsamen Strategie gegen die Unsichtbarkeit: Zuerst, weil sowohl die immaterielle Arbeit wie auch die prekäre Erfahrung der offiziellen Agenda der Arbeiterbewegung und ihrer Institutionen gestrichen wurde. Sie war zur Unsichtbarkeit verdammt oder eher der Kategorie des Dienstleistungssektors untergeordnet oder sie wurde als Synonym für New Economy, Humankapital oder im besten Fall als Wissensarbeit verdrängt. Zum Zweiten, weil eine integrale Komponente der verkörperten Erfahrung der Prekarität, die ”Drecksarbeit” (wie wir sie oben beschrieben haben), im öffentlichen Diskurs mit der Schattenökonomie verknüpft war und als kontraproduktiv oder zumindest irrelevant für nationale Ökonomien angesehen wurde. Den sozialen Kämpfen der MigrantInnen und feministischen Bewegungen ist es zu verdanken, dass das Thema der ”Drecksarbeit” sichtbar wurde. Die gemeinsamen Kämpfe der prekären Bewegungen und der sozialen Bewegungen der 1970er und 80er bleiben eine wichtige und unersetzliche strategische Koalition für jegliche Form des Aktivismus, der sich heute auf Prekarität bezieht. Drittens entsteht die Nähe zwischen der mikropolitischen Form und der verkörperten Erfahrung der Prekarität aus der gemeinsamen Situiertheit im Alltag. Beide, die mikropolitische Form und die Bewegungen gegen die Prekarität, beginnen und arbeiten auf dem immanenten Terrain des Alltags (und hier sollen wir auch die Foucault'sche Idee der Biopolitik nicht vergessen, die gleichermaßen für beide Strömungen wichtig war).

Trotz all dieser Gemeinsamkeiten und strategischen Allianzen gibt es eine unüberwindliche Differenz zwischen den beiden, eine, die einer mikropolitischen sozialen Bewegung nicht erlaubt, eine Furcht erregende soziale Akteurin zu werden. Dieser Unterschied bezieht sich auf das Scheitern der Politik der Repräsentation (Stephenson & Papadopoulos, 2006). Das Thema der Repräsentation ist heute der Stoff, aus dem der Postfordismus seinen eigenen (Contra-)Exodus aus der Blockade des existierenden nationalen Kompromisses distributiver Rechte vollzieht – wir nennen diese Transformation postliberale Souveränität (Papadopoulos & Tsianos, 2006). Um diese Blockade zu rekonstruieren, müssen wir die Beziehung zwischen der Produktivität (als wertschöpfender Arbeit) und dem Eigentum (als  Akkumulation Wert) im Postfordismus neu überdenken.

Die Produktivität der immateriellen Arbeit fordert die Systeme der Verteilung Wert heraus. Um produktiv zu werden, erfordert immaterielle Arbeit einen unlimitierten Zugang zu den immateriellen Ressourcen der Produktion (d. h. zur Netware, den Netzwerken, den Datenbanken, visuellen Daten, zu Gesundheit, Zirkulation, Bewegungsfreiheit). In diesem Sinn wird immaterielle Arbeit produktiv, indem sie das kapitalistische Eigentumsprinzip blockiert. Natürlich ist die Produktivität der immateriellen Arbeit essenziell für das neoliberale Projekt. Es ist daher eine andere Lösung notwendig, eine, die einerseits nicht die Produktivität, Soziabilität und Kreativität der immateriellen ArbeiterInnen unterdrückt, und auf der anderen Seite eine, die ein neues Regime der Verteilung des Reichtums installiert – die auf der Produktion und Verdinglichung Netware beruht (Moulier-Boutang, 2001). Aber das Eigentumsregime der Netware hat eine besondere Eigenschaft: Es gründet nicht auf dem Eigentum an den Produktionsmitteln, sondern nur auf dem an den Produkten (i. e. Patente intellektueller Güter, das Leben und die Biodiversität; das Copyright; Einschränkungen im Herauf/Herunterladen Daten; die Privatisierung der Gesundheit; die Kontrolle der Mobilität usw.). Dies, weil die Mittel der netzwerkbasierten Produktion und der verkörperten Produktivität die singuläre Kreativität, Affektivität und die Soziabilität der immateriellen ArbeiterInnen sind. Ein neues Eigentumssystem entsteht, das eher die Produkte der Subjektivitäten der immateriellen ArbeiterInnen kontrolliert als die Produktionsmittel, die die Subjektivität der immateriellen ArbeiterInnen als solche ist (der Konsumkapitalismus ist zu einem großen Teil das Resultat dieser Entwicklung).

Ein Teil der neuen Netware, die im Postfordismus zirkuliert, sind die Risiken der lebendigen Arbeit als solche. Die Monetarisierung und Verdinglichung des Lebensrisikos immaterieller ArbeiterInnen ist ein essentieller Bestandteil der verkörperten Erfahrung der Prekarität. (Wir haben oben die Aspekte der Verletzlichkeit, der affektiven Erschöpfung und der Rekombination beschrieben, die exakt dem Druck entsprechen, der der Subjektivierung der Risiken in prekären Lebensbedingungen kommt.) Die produktive Subjektivität der immateriellen Arbeit wird als prekäre Subjektivität neu aufgelegt. Die Prekarisierung des Lebens enthüllt die Grenzen des nationalen Kompromisses distributiver Rechte. Prekarität bedeutet, den Rechten auf die Beteiligung an den etablierten nationalen Kompromissen Beschränkungen aufzuerlegen. Gleichzeitig erschafft dieser partielle Ausschluss die konstitutive Bedingung, um die Politik der Repräsentation auszuagieren. Die mikropolitische Unternehmung (d. h. Studien der Gouvernementalität) versucht zu verstehen, wie das neoliberale Projekt multiple soziale AkteurInnen aktiviert, und versucht auch, ihre Inklusion in ein neues System der Rechte zu initiieren. Dies ist der mikropolitische New Deal neoliberaler Gesellschaften. Es ist klar, dass es trotz der Zentralität der Mikropolitik in den zeitgenössischen Bewegungen gegen die Prekarität nicht viel gibt, das auf ein Furcht erregendes soziales Subjekt hindeuten könnte. Dies weil die Subjektivität der Mikropolitik selbst verängstigt und furchtsam ist.

Die Kodifizierung des mikropolitischen New Deal im neoliberalen Staat nimmt die Form der citizenship an. Die Idee der flexiblen citizenship fängt den Moment ein, in dem die Politik sich mit der Krise der nationalen Souveränität und dem nationalen Kompromiss zwischen Arbeit und Eigentum konfrontiert sieht, wie das in den vorhergehenden Absätzen beschrieben wurde. Flexible citizenship verschiebt den Blick einer hermetischen und exklusiv strukturierten Form der nationalen Herkunft  zur Form einer Residenzzugehörigkeit jenseits der destabilisierten Dominanz der nationalen Identität (z. B. Sassen, 2004) und optiert für eine neue ausgedehntere Grundlage der Demokratie (z. B. Honig, 2001). Sie zieht die neuen sozialen AkteurInnen in Betracht, die an transnationalen, postwohlfahrtstaatlichen Repräsentationen partizipativer Rechte arbeiten (z. B. Mezzadra, 2001).

Aber das Problem mit diesem Verständnis politischer Repräsentation und der flexiblen citizenship – trotz ihrer enormen Bedeutung für die politische Konstitution der Gegenwart – ist, dass sie an sich defensiv ist. Sie ist defensiv, weil sie nicht jenseits der schon gegebenen ambivalenten Dynamik des globalisierten neoliberalen Projekts agieren kann. Natürlich ist die Politik der transnationalen Repräsentation und der flexiblen citizenship für die heutigen sozialen Bewegungen zentral, weil sie de facto das Recht etablieren, vor dominanten nationalen Repräsentationen und dem nationalen Kompromiss zwischen Arbeit und Kapital zu fliehen. Aber da sie defensiv sind, sind diese Bewegungen auf eine Ankunft fixiert, sie versuchen einen neuen Kompromiss zwischen der immateriellen Arbeit und dem postnationalen Kapitalismus in der Form der Flexisecurity zu finden. Die Politik der Repräsentation und die Nachfrage nach Flexisecurity sind notwendige Antworten auf die Belange der verkörperten Erfahrung der Prekarität, aber sie reterritorialisieren die Subjektivität der prekären ArbeiterInnen in der Matrix eines neuen postliberalen Etatismus.

 
E. Politiken der Unwahrnehmbarkeit

Unsere Eingangsfrage war, warum immaterielle ArbeiterInnen keine Subjektivität konstituieren können, die die gegenwärtig existierende politische Ordnung verängstigt. In einer zweiten Bewegung versuchten wir, die immaterielle Arbeit vom Standpunkt der Subjektivität der ArbeiterInnen zu rekonstruieren, das heißt danach zu fragen, wie die Intensitäten und Brüche der immateriellen Produktion auf dem Terrain des Alltags erfahren werden. Dies erlaubt, eine andere Perspektive auf das Konzept der immateriellen ArbeiterInnen einzunehmen: nicht nur als konstitutives Moment eines neuen Zyklus der Klassenkomposition im Postfordismus, sondern als begriffliches Moment, um die Geschichte unserer spätkapitalistischen Gegenwart zu verstehen. Wir argumentierten, dass wir kein Verständnis der gegenwärtigen Klassenzusammensetzung aus den Eigenschaften der immateriellen Arbeit selbst extrapolieren können. Wir verstehen immaterielle Arbeit als Voraussetzung, die den Übergang vom Fordismus zum Postfordismus auf eine Weise bestätigt, die uns daran hindert, die Gegenwart (den Postfordismus) zu verstehen, indem Kategorien der Vergangenheit (des Fordismus) darauf anwendet werden. Zur selben Zeit bietet sie uns nicht genügend begriffliche Möglichkeiten, potenzielle Entwicklungen der Zukunft zu denken, oder anders formuliert die Bedingungen eines Aufbruchs aus der Vergangenheit. Auf der einen Seite enthüllt die immaterielle Arbeit die Unmöglichkeit, zu einer fordistischen Regulierung Arbeit zurückzukehren, sie ist die institutionalisierte Manifestation einer irreversiblen Bewegung zu einem Produktionssystem, das für die Verwirklichung eines transnationalen Systems der Herrschaft zentral wird (d. h. einer postliberalen Souveränität, s. a. Papadopoulos & Tsianos, 2006). Auf der anderen Seite kann immaterielle Arbeit nicht als Möglichkeit des Entwurfs einer Fluchtlinie aus diesem System der Herrschaft gedacht werden. Die Frage ist dann, wie man Deterritorialisierung und Exodus jenseits des Konzepts der immateriellen Arbeit denken kann.

Die Deterritorialisierung im Postfordismus kann nicht in Beziehung zur immateriellen Arbeit selbst gedacht werden, sondern muss in Beziehung zu den unwahrnehmbaren Erfahrungen der Möglichkeiten und Niederungen gesetzt werden, die die lebendige Arbeit betreffen. Wir nannten dies die verkörperte Erfahrung der Prekarität. Wir schlagen vor, dass dies der Ausgangspunkt sein muss, um (a) die Möglichkeiten für den Exodus zu verstehen, und (b) die Konstitution der Gegenwart. Wir werden mit einer Beschreibung der letzteren fortfahren, und am Ende dieses Textes wollen wir zur Diskussion einer Politik des Exodus kommen.

Das Paradigma des kognitiven Kapitalismus konzeptualisiert die Konstitution der gegenwärtigen Verwandlung der Produktion, indem sie die Zentralität des Wissens als Hauptressource der Wertschöpfung unterstreicht. Wir denken, dass es trotz der Bedeutung des Konzeptes des kognitiven Kapitalismus viel mehr gibt, das wir in Betracht ziehen müssen, um die gegnwärtige Formation des Kapitalismus in seiner postfordistischen Phase zu verstehen. Die Figur des kognitiven Kapitalismus liefert eine überzeugende Begriffsbildung bezüglich des ”Post-” im Postfordismus. Aber wir stellen die These auf, dass weitere Bemühungen notwendig sind, um die Komplexität des Postfordismus zu verstehen und die Bedingungen, die der Postfordismus selbst für seine eigene Überwindung schafft. Wir behaupten, dass wir uns dem Problem des Körpers und seiner Materialität zuwenden müssen, um diese Komplexität zu erfassen – eine Wendung, die vor allem durch feministische Forschungen (s. a. Boudry, Kuster & Lorenz, 2000; Braidotti, 2006; e.g. Grosz, 1994) beeinflusst wurde, durch epistemologische und Wissenschafts-Forschung (s. a. Barad, 2003; Haraway, 1997) und Migrations- und Grenzforschung (s. a. De Genova 2005; Papastergiadis 2000).

Das konstitutive Moment des gegenwärtigen Systems der Produktion ist nicht primär seine kognitive Qualität, sondern seine verkörperte Verwirklichung. Im Versuch, die Somatophobie des Ansatzes des kognitiven Kapitalismus zu überwinden, möchten wir die Zusammensetzung der lebendigen Arbeit als Überschuss der Soziabilität menschlicher Körper verstehen. Der dritte Kapitalismus (Präindustrialismus, Industrialismus, Postfordismus) ist nicht kognitiv, er ist verkörpert: das Regime des verkörperten Kapitalismus. Die Haupteigenschaften dieses Regimes sind: (a) Soziabilität: Produktivität ist nicht das Resultat des reinen Austauschs Information und wissenbasierter Interaktion, sondern die Schöpfung eines indeterminierten Überschusses an informellen, affektiven, Welt machenden Verbindungen. Der verkörperte Kapitalismus schöpft dasjenige ab, das noch nicht verdinglicht ist. (b) Affektivität: die Herstellung Körpern, die zur Arbeit fähig sind. Körper werden durch ihre Fähigkeit hergestellt, ihren eigenen Existenzmodus dadurch zu verändern, dass sie andere affizieren und anderen affiziert werden, nicht nur durch reine linguistische oder verbale Kommunikation. Der verkörperte Kapitalismus arbeitet mit Körpern, nicht mit Geistern. (c) Volatilität: Die Macht des Körpers, im Raum zu handeln und die Lokalitäten, die er bewohnt, zu verändern, nicht nur die Mobilität zwischen Räumen. Das Regime des verkörperten Kapitalismus kapitalisiert die Körper der MigrantInnen als nackte Arbeitskraft, nicht als mobile Rechtssubjekte. (d) Materialität: Der verkörperte Kapitalismus betrifft die Produktion Materie, nicht Wissen. Wissen ist nichts anderes als ein Attribut einigen  materiellen Verknüpfungen unter anderen; es ist inkarnierte Technowissenschaft. Die Materialität geht unseren Körpern weder voraus, noch ist sie eine objektive Faktizität. Die Produktivität im verkörperten Kapitalismus ist nicht das Ergebnis der ”Kooperation zwischen Gehirnen”, sondern der Kooperation zwischen menschlichen Körpern, Maschinen und Dingen. (e) Rekombination: Die primäre Produktivkraft des verkörperten Kapitalismus ist die Fähigkeit, die Natur in nicht festgelegter und grenzenloser Weise zu rekombinieren. Die primäre Produktivkraft des verkörperten Kapitalismus beruht auf der Herstellung Materie und der Denaturalisierung der Natur, nicht der Herstellung Wissen. Der verkörperte Kapitalismus ist ein Mega-”Apparat körperlicher Produktion”, eine Kombination aus Biotechnologien und Informationstechnologien.

Die verkörperte Erfahrung der Prekarität ist die Art, in der sich das Regime des verkörperten Kapitalismus im Fleisch der lebendigen Arbeit einschreibt, d. h. im individuellen Körper der ArbeiterInnen. Daher ist, wenn Prekarität der Kernmodus der Ausbeutung der lebendigen Arbeit im Regime des lebendigen Kapitalismus ist, die verkörperte Erfahrung der Prekarität der Ausgangspunkt und die Bedingung, um den Exodus zu denken. Und eben weil die verkörperte Erfahrung der Prekarität das Terrain ist, auf dem Ausbeutung ebenso wie Wertschöpfung stattfindet, erlaubt sie uns, die Dynamik des Dritten Kapitalismus jenseits des vorherrschenden produktivistischen Modells zu verstehen, das in zeitgenössischen Theorien der neuen Klassenzusammensetzung und der immateriellen Arbeit dominiert. Diesem produktivistischen Modell zufolge ist die Subjektivität des Exodus identisch mit den Zyklen der Produktion, sei es immaterielle Arbeit oder kognitiver Kapitalismus. Dieses Modell ist passé, es ist das Modell, das der ausgebeuteten Klasse verlangt, sich als totale Expressivität in eine Klasse für sich selbst zu verwandeln. Aber die Dialektik hat sich für jedes Projekt des Exodus als fatal erwiesen. Dialektik ähnelt einer Black Box, man kann alles hineinstecken und auf die Auferstehung warten. Ein neues Modell Subjektivität wird gebraucht, das weder Effekt seiner Produktionsverhältnisse noch identisch mit den Konditionen seiner Ausbeutung ist, ein Konzept, das sich beständig seinen sozialen Determinanten wegbewegt. Wir glauben, dass die verkörperte Erfahrung der Prekarität genau das tut.

In der verkörperten Erfahrung der Prekarität sehen wir eine Spannung zwischen der Wertschöpfung und der Ausbeutung, d. h. zwischen dem Kapital und der lebendigen Arbeit, eine Spannung, die weniger einen dialektischen Prozess darstellt, als eine stetige Bewegung der Deterritorialisierung ihren eigenen Existenzbedingungen. Diese Bewegung verändert sowohl die Komposition des Kapitals als auch die Zusammensetzung Arbeitssubjektivitäten. In diesem Spiel gibt es keine fixen Regeln. Es gibt nur ein Treiben, einen Aufbruch, ein Gleiten, das sich immer wieder neu in die teilnehmenden Körper einschreibt, und immer wieder neue singuläre soziale Subjekte erzeugt. Dies ist die Macht der Veränderung, die Macht zur Veränderung. Dies ist der soziale Wandel nach der Repräsentation. Diese Art der Transformation konstruiert nicht prekäre ArbeiterInnen als verängstigte Subjekte, die eingeschlossen und beschützt werden müssen, indem sie Teil des postfordistischen Klassenkompromisses werden. In diesem Moment hört die Erfahrung auf, soziale Subjekte hervorzubringen, Subjektivität zu erzeugen und materiell zu werden. Sie verändert de facto soziale Realität. Und dies ist eine unwahrnehmbare Veränderung, ein nicht dialektischer Wandel. Das ist die List der Prekarität.

 
BIBLIOGRAPHIE

Anderson, B. (2000). Doing the dirty work? The global politics of domestic labour. London: Zed Books.

Adolphs, Stephan, Serhat Karakayali (2005). Politik der gesellschaftlichen Arbeit, in Grundrisse 15.

Atzert, Thomas (2005).  Multitudes. Über immaterielle Arbeit und Biopolitik, in DemoPunK/ KuP Berlin (Hg.), Indeterminate! Kommunismus. Texte zu Ökonomie, Politik und Kultur, Münster.

Balibar, E. (1994). Masses, classes, ideas: studies on politics and philosophy before and after Marx. London: Routledge.

Barad, K. (2003). Posthumanist performativity: Toward an understanding of how matter comes to matter. Signs: Journal of Women in Culture and Society, 28(3), 801-831.

Boudry, P., Kuster, B., & Lorenz, R. (Eds.). (2000). Reproduktionskonten fälschen! Heterosexualität, Arbeit & Zuhause. Berlin: b_books.

Braidotti, R. (2006). Transpositions. On nomadic ethics. Cambridge: Polity.

Castells, M. (1996). The rise of the network society. Oxford: Blackwell.

Chesters, G., & Welsh, I. (2006). Complexity and social movements : multitudes at the edge of chaos. London: Routledge.

De Genova, N. (2005). Working the boundaries : race, space, and “illegality” in Mexican Chicago. Durham, N.C.: Duke University Press.

Debord, G. (1981). Perspectives for conscious alterations in everyday life. In K. Knabb (Ed.), Situationist International anthology (pp. 68-75). Berkeley, CA: Bureau of Public Secrets.

Deleuze, G., & Guattari, F. (1992). Tausend Plateaus : Kapitalismus und Schizophrenie. Berlin: Merve.

Fumagalli, A., & Lucarelli, S. (2006). Basic income sustainability and productivity growth. Paper presented at the Association for Social Economics Meeting, January 6-8, 2006, Boston, MA.

Gorz, A. (2004). Wissen, Wert und Kapital : zur Kritik der Wissensökonomie. Zürich: Rotpunktverlag.

Grosz, E. A. (1994). Volatile bodies : toward a corporeal feminism. Bloomington: Indiana University Press.

Haraway, D. J. (1997). Modest_Witness@Second_Millennium. FemaleMan©_Meets_OncoMouse™ : feminism and technoscience. New York: Routledge.

Hardt, M., & Negri, A. (2002). Empire. Die neue Weltordnung. Frankfurt/Main: Campus.

Honig, B. (2001). Democracy and the foreigner. Princeton, N.J.; Oxford: Princeton University Press.

Laclau, E., & Mouffe, C. (1985). Hegemony and socialist strategy : towards a radical democratic politics. London: Verso.

Lazzarato, M. (1998). Immaterielle Arbeit. In A. Negri, M. Lazzarato, P. Virno & M. Hardt, Umherschweifende Proudzenten, Berlin: ID.

Lefebvre, H. (1987). Kritik des Alltagslebens : Grundrisse e. Soziologie d. Alltäglichkeit, Frankfurt am Main: Fischer.

Lohr, K., & Nickel, H. (2005). Subjektivierung Arbeit - riskante Chancen. Münster: Westfälisches Dampfboot.

Mezzadra, S. (2001). Diritto di fuga. Migrazioni, cittadinanza, globalizzazione. Verona: Ombre Corte.

Moldaschl, M., & Voss, G. G. (Eds.). (2003). Subjektivierung Arbeit. München: Hampp.

Moulier-Boutang, Y. (2001). Marx in Kalifornien: Der dritte Kapitalismus und die alte politische Ökonomie. Aus Politik und Zeitgeschichte, B 52-53, 29-37.

Negri, A. (1999). Insurgencies : constituent power and the modern state. Minneapolis: University of Minnesota Press.

Negri, A. (2003a). The constitution of time. In A. Negri (Ed.), Time for revolution (pp. 19-135). New York: Continuum.

Negri, A. (2003b). Kairos, Alma Venus, Multitudo. Nine lessons to myself. In A. Negri (Ed.), Time for revolution (pp. 137-298). New York: Continuum.

Negri, A. (2006). Zur gesellschaftlichen Ontologie: materielle Arbeit, immaterielle Arbeit, Biopolitik. In M. Pieper, T. Atzert, S. Karakayali & V. Tsianos (Eds.), Empire. Die biopolitische Wende. Frankfurt/M.: Campus.

Neilson, B., & Rossiter, N. (2005). From precarity to precariousness and back again: Labour, life and unstable networks. Fibreculture, 5, from http://journal.fibreculture.org/issue5/neilson_rossiter.html.

Papadopoulos, D., & Tsianos, V. (2006). How to do sovereignty without people? The subjectless condition of postliberal power. Boundary 2, 34(1).

Panagiotidis, Efthimia (2005): DenkerInnenzelle X3. Prekarisierung, Migration, Exodus. In NGBK Hrsg.) (2005): Mov!ng on. Handlungen an Grenzen – Strategien zum Antirassistischen Handeln. Berlin, 35-37.

Papastergiadis, N. (2000). The turbulence of migration : globalization, deterritorialization, and hybridity. Cambridge: Polity Press.

Pieper, Marianne (2006). Biopolitik - Die Umwendung eines Machtparadigmas. Immaterielle Arbeit und Prekarisierung. Konzeptionelle Überlegungen zu Subjektivierungs­prozessen und widerständigen Praktiken der Gegenwart in M. Pieper, T. Atzert, S. Karakayali & V. Tsianos (Eds.), Empire. Die biopolitische Wende. Frankfurt/M.: Campus.

Rancière, J. (1998). Disagreement : politics and philosophy. Minneapolis: University of Minnesota Press.

Ronneberger, Klaus (2006). Die Kunst, sich an nichts zu gewöhnen. Prekäre Arbeit im flexiblen Kapitalismus. In springerin 03/2006.

Sassen, S. (2004). The repositioning of citizenship: emergent subjects and spaces for politics. In P. A.

Passavant & J. Dean (Eds.), Empire’s new clothes : reading Hardt and Negri (pp. 175-198). New York: Routledge.

Stephenson, N., & Papadopoulos, D. (2006). Analysing everyday experience. Social research and political change. London: Palgrave Macmillan.

Theunissen, M. (1991). Negative Theologie der Zeit. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Virno, P. (2005). Grammatik der Multitude. Mit einem Anhang: Die Engel und der General Intellect. Wien: Turia+Kant.

Virno, P. (2005). Grammatik der Multitude. Untersuchungen zu gegenwärtigen Lebensformen. Berlin: ID.