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09 2010

Vom liberalen Konsens zum neoliberalen Chaos

KünstlerInnen in den Vereinigten Staaten suchen ihren Platz auf dem Campus

Dan S. Wang

Übersetzt von Birgit Mennel

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an-academy

Als der linke Maler und Grafiker Ben Shahn an der Harvard University im Jahr 1957 einen Vortrag hielt, in dem er über die Chancen und Fallgruben nachdachte, mit denen KünstlerInnen konfrontiert wurden, als sie Aufgaben innerhalb der Hochschule übernahmen, sprach er sehr allgemein und in gehobenem Tonfall. Würde das universitäre Milieu die KünstlerIn befreien oder abstumpfen und würden die Universitäten den künstlerischen Dilettantismus rechtfertigen? In welcher Weise würden sich KünstlerInnen durch die Verfehlungen der wissenschaftlichen Gemeinschaft beeinträchtigen lassen? Dies waren die Probleme, die ihn beschäftigten. Hinter diesen Bedenken zeichnete sich die Frage ab, wie die einzelne KünstlerIn, die damals vollends den Rang eines modernistischen Archetyps angenommen hatte, das vordergründige Willkommen durch die unpersönliche Institution bewältigen würde.[1]

Welchen Bezug KünstlerInnen zur einzigen dem höheren Lernen und Lehren gewidmeten gesellschaftlichen Institution haben und wie sie ein Teil von ihr sein könnten, war lediglich eine der vielen großen philosophischen Fragen, die sich den amerikanischen Universitäten in ihrem Wachstumsschub nach dem 2. Weltkrieg stellten. Die großen öffentlichen Universitäten mit ihrem massivem Wachstum bei den Immatrikulationen, die Tausende von neuen Studierenden und Forschenden beschäftigten und höhere Bildung für Zehntausende von Universitätsstudierenden der ersten Generation leistbar machten, stellten einen bedeutenden Sektor der ökonomischen Expansion nach dem 2. Weltkrieg dar. Es handelte sich um eine Expansion mit noch offener Agenda, da die Universitäten rasch wuchsen, um den doppelten und nicht gänzlich stimmigen Anforderungen einer wohlhabenden, idealistischen und zahlenmäßig sich erweiternden Bevölkerung ebenso gerecht zu werden wie einer ganzen Reihe von Bedürfnissen der Industrie, die hinsichtlich des Typs wie auch der Komplexität gleichfalls im Wachstum begriffen waren. All dies ereignete sich in einer seltenen Periode von systemischem Gleichgewicht und verwaltetem globalen Konflikt, als der kalte Frieden den Westen mit nuklearer Entspannung erfüllte und der liberale Konsens den Vereinigten Staaten die Erfüllung ihrer heimischen Entwicklungsagenda durch groß angelegte öffentliche Investitionen ermöglichte. In diesem historischen Kontext hielten die Künste ihren weitflächigen Einzug in die moderne Welt der amerikanischen Hochschulbildung und Wissensproduktion und wurden in diesem Sinne als Disziplin legitimiert.

Heute – nach ’68, ’89 und zu vielen rezenten Krisen, um es in aller Kürze zu sagen – sind diese lauten Stimmen für immer verloren. Eine Agenda hat alle anderen überdauert, eine Entwicklung, die wir neoliberal nennen könnten. Die grundlegende Logik besteht in der Privatisierung von Ressourcen, in der Streichung öffentlicher Unterstützung sowie in der Instrumentalisierung der institutionellen Mission. Die Konsequenz ist Stratifizierung. Ihrer politischen Offenheit verlustig gegangen, wurden die Universitäten, als eine angepriesene Erfahrung, zu der man per Kauf Zutritt erlangen kann, zum einen vollends in das Geflecht eines konsumorientierten Marketings eingewoben. Zum anderen wurden sie als Produktionsstätten mehr oder weniger explizit in die marktgesteuerte Fertigung von Wissen und WissensarbeiterInnen integriert. In Kombination mit ihren noch immer engen Beziehungen zu militärischer Forschung sowie aufgrund der Tatsache, dass unternehmerische Erwartungen in die Verlaufsbahnen der Grundlagenforschung eindringen konnten, ist die Beziehung zwischen kapitalistischen Interessen und Universitäten stark und innig, wenn sie auch gelegentlich unangenehme Seiten aufweist.  

Es spielt keine Rolle, ob die öffentlichen Universitäten aus Gründen des Selbsterhalts eine neoliberale Wende hinlegen oder ob die Campus-Aufstände der sechziger und siebziger Jahre wirkliche Ergebnisse erzielten, was die Öffnung der universitären Ressourcen für traditionell marginalisierte Gruppen angeht. Während der achtziger und neunziger Jahre verstärkten die Konservativen ihren Zugriff und stärkten die jahrzehntelange Verbindung einer universitären Gouvernanz mit den wohlhabenden, den gut Vernetzten sowie den politisch Mächtigen. Wer kann das (den Investitionsabbau propagierende) Anti-Apartheid Disinvestment Movement vergessen, das sich in den 1980ern auf den US-Campussen einstellte, als studentische AktivistInnen durch die konservative Unnachgiebigkeit öffentlicher und privater Universitätsbeauftragter zum Ungehorsam gezwungen wurden? In einer Angelegenheit, die die Geschichte mit wenigen Ausnahmen definitiv zugunsten der AktivistInnen entschied, war die Antwort der Universitäts- und Hochschuladministrationen auf die Forderungen nach Gerechtigkeit und Menschenrechten konservativer und gelegentlich faschistisch.

Der Unterschied heute besteht darin, dass die Basis den Anschluss an den Überbau gefunden hat. Kapitalinvestitionen verwandeln Eliteschulen in der Bildung gewidmete Ressorts. Die großen öffentlichen Forschungsuniversitäten preisen Investition und ökonomische Aktivität an, deren Schaffung der Rechtfertigung staatlicher Unterstützungsleistungen dient, während sie die Kosten für die Studierenden kontinuierlich erhöhen, um die Mittelkürzungen von oftmals feindseligen staatlichen Gesetzgebern wettzumachen, auf die sie wegen schwindender öffentlicher Mittel angewiesen sind.[2] Am dramatischsten aber ist, dass eine rasch wachsende Zahl von Studierenden aus allen Bereichen der Bildungswelt, von Eliteschulen über Junior Colleges bis hin zu handelsorientierten Ausbildungsprogrammen, ihre studentische Laufbahn – ob diese erfolgreich verläuft oder nicht – in einer modernen Form von Schuldknechtschaft verlassen, die ein Ergebnis der Darlehen ist, welche sie zur Deckung der in die Höhe schießenden Studienbeiträge und Gebühren benötigen. Diese Trends werden sich in den kommenden Jahren voraussichtlich empfindlich verschlimmern, da drakonische Kürzungen bei der Finanzierung von öffentlicher Bildung von der Grundschule bis zur Universität in den USA gerade erst spürbar werden.

Diese Entwicklungen erklären die unverblümte Instrumentalisierung der höheren Bildung bis zu dem Punkt, dass die Bedenken Shahns hinsichtlich der an der Universität verankerten KünstlerInnen untrennbar werden vom grundlegenderen Problem ihrer Position in der Lohnarbeitsökonomie des globalen Kapitals. Die besonderen Bedingungen der universitären Arbeitskraft, die sich derzeit in ein zweistufiges System von Personen mit befristeter und unbefristeter Anstellung aufteilt, wird durch die sonderbare Position der KünstlerIn weiter verkompliziert, da diese möglicherweise auch für Mittel, Chancen und Anerkennung durch den Kunstmarkts und die nicht-akademische Kunstwelt zeichnet – eine Welt, die aber ebenfalls den Marktlogiken unterworfen ist. Werden die sozioökonomischen Realitäten der Universitäten unter neoliberalem Zwang mit der Position von KünstlerInnen zusammengeführt, die sich aus der inneren Logik von Kunst und Kunstgeschichte ergibt – und die ergänzt wird durch die breiten Strömungen des linken Humanismus, zweier Generationen kontinentaler Theorie sowie der Invasion der Zentren von allen Punkten der Peripherie aus –, dann wird der gegenwärtige Widerspruch deutlich. Als KünstlerInnen, die in der Welt der höheren Bildung operieren, sind wir in das Beziehungsnetz, welche die zeitgenössische Universität und das College bestimmen, involviert und müssen uns diesem unterwerfen. Gleichzeitig lehren uns die Imperative unseres Feldes (im Namen der Kreativität) die Klärung, Infragestellung und kritische Reformulierung unsere eigenen Subjektpositionen, einschließlich unserer Positionen als arbeitende ErzieherInnen. Für KünstlerInnen stehen Fragen wie „Wie und warum lernen Menschen?“, „Wie und warum lehren Menschen“ sowie „Wie und warum forschen Menschen?“ nunmehr im engen Zusammenhang mit den Krisenbedingungen, in denen die öffentliche Sphäre unter der Federführung des Neoliberalismus verwaltet wird.

Die Perspektive von KünstlerInnen auf die Destabilisierung der institutionellen Autorität und auf den Niedergang der Universitäten als Ort der Wissensproduktion wird in der starken Verbreitung von Bildungs- und Forschungsplattformen deutlich, die entweder einer künstlerischen Identität verortet sind oder von KünstlerInnen konzipiert und organisiert werden. Auch wenn es zu einer Vervielfältigung von Experimenten in sowohl vorübergehenden wie auch dauerhaften institutionellen Formen kommt, bleiben die Dilemma und Widersprüche bestehen. Im Bereich der Vermittlung von Kunst etwa, und zwar insbesondere im Anschluss an das Baccaleaureat, gehört die programmatische und lehrplanmäßige Entwicklung von künstlerischer Erziehung in Zusammenhang mit politisierter Pädagogik nunmehr ebenso zu den herausstechenden Aufgaben wie deren Bezug zu einem unersättlichen Kunstmarkt, der sich mittlerweile auf Kunstschulen verlässt, wenn es um die Produktion von sofort kommodifizierter Neuheit und immer vermarktbarer Jugend geht. Kurz, das kritische Element in der Kunstausbildung lebt und ist wohlauf, aber ebenso die Ansprüche eines Kunstmarkts, der von KünstlerInnen verlangt, sich bereits während ihrer Ausbildung als Marke zu etablieren. In den letzten Jahren wurden diverse Programme entwickelt, die in gewissen Sinn alle miteinander konkurrieren, und die die einstmals behagliche Nische der Akademia, die den Kunstschulen und den Kunstabteilungen der Universität vorbehalten war, in ein durchlöchertes Terrain verwandeln. Die Stipendienprogramme für den Master im Bereich der Bildenden Künste konfrontieren Studierende und Fakultäten mit einer ungeregelten Situation von Werkstatt-PhD-Programmen und hochprofilierten unabhängigen Studienoptionen – die Teil des Trends zu einem zusehends professionalisierten Berufsbild KünstlerIn sind. Gleichzeitig agieren immer mehr KünstlerInnen aus ihrer Unzufriedenheit mit der konventionellen akademischen Ausbildung heraus durch die Organisation und die Teilnahme an einer Vielzahl von temporären Ausstellungen, die unter dem Motto der Bildung stehen und die praktische Elemente ebenso beinhalten wie anti-institutionelle Projekte von unten, in denen Bildung und Forschung kombiniert werden.[3]

Obwohl die Bestrebungen von unten im Allgemeinen durch eine kritische Analyse von akademischen Trends genährt sind, ist es in diesem sich ständig erweiternden Feld der Kunst- und Wissensproduktion nicht ganz klar, wo und wie oppositionelle Strömungen verlaufen und wo und wie Vereinnahmungstendenzen ihren Anfang nehmen. Sicher ist jedoch, dass die Krise der Universitäten KünstlerInnen in all ihren Rollen – als Lehrende, KuratorInnen, AutorInnen, AktivistInnen und UnternehmerInnen – dahin drängt, ihre Bereiche in Bezug auf das alte universitäre Modell neu zu strukturieren.

Über dieses Dilemma könnte man viel sagen, aber in einem kurzen Text muss ich meinen abschließenden Gedanken auf einen einzigen beschränken, nämlich auf die Frage der Studierenden. Obwohl Shahn die Spannung im Verhältnis von KünstlerInnen und Akademia von Anfang an gespürt hat, hat er die Rolle der Studierenden überhaupt nicht angesprochen. Dies ist insofern überraschend als er seine Position stets auf dem Boden des sozialen Aktivismus verortete. Was Shahn jedoch nicht sehen konnte, wurde seitdem erwartet, wenn nicht sogar überdeterminiert: Studierende können, wollen und sollen eine politische Kraft sein. Vor einem halben Jahrhundert beschränkte Shahn seine Frage auf die Bedrohungen durch die Akademie als Setting, das, in Zeiten, die Widerspruch erforderlich machen,  Kunst zu umstrittenen Themen verhindert. Linke KünstlerInnen mit akademischer Anbindung können sich heute laut und in praktischen Begriffen danach fragen, wie sich die im Entstehen begriffenen Studierendenbewegungen der Zirkel, der Räume, der Sprache, der Legitimationsweisen, der Kreativität sowie aller anderen mittlerweile zum Standard gewordenen Werkzeuge bedienen können, die den Kunststudierenden zur Verfügung stehen. In dieser Frage liegt auch die zusätzliche Aufgabe dem besonderen Profil der Kunststudierenden von heute Rechnung zu tragen: in hohem Maße weibliche, zumeist weiße Studierende mit überdurchschnittlich queerer Ausrichtung, die tendenziell BewohnerInnen des städtischen Raums sind. Die Subjektposition(en) der Studierenden selbst werden sich nicht nur auf die Art und Weise auswirken, wie diese ihre Politisierung ausagieren, sondern geben auch Auskunft über die voraussichtlichen Rollen, die sie in den Bewegungen spielen werden.

Für Linke gibt es keinen Grund optimistisch zu sein. Die neoliberalen Agenden überwiegen, und dabei überdauern – dank der Überreste an oppositionellen Intellektuellen und politisierter Arbeit – anti-kapitalistische Strömungen innerhalb der Universität als sich ausweitende, von den Universitäten selbst produzierte Klasse von permanent prekären ArbeiterInnen; und die Studierenden bilden, wie ich bereits angemerkt habe, in ihrer besonderen Position als KonsumentInnen und im Werden begriffenes Prekariat, eine eigene Subklasse. Blickt man auf die Zahl und Talente derjenigen, die dieses Potenzial ausmachen und dabei mitunter konkreten Widerstand leisten, so sprechen wir von keiner geringen Größe. Die Tatsache, dass es zu Kreuzungspraxen von an der Akademie verankerten ArbeiterInnen in nicht- bzw. anti-institutionellen Settings kommt, in denen manchmal genuin kreatives und autonomes Wissen produziert wird, stimmt zuversichtlich, da die ParteigängerInnen in den kommenden Kämpfen so viele Brücken wie möglich ausmachen und benützen müssen, um eine nicht-universitäre Öffentlichkeit für die Kämpfe zu gewinnen – so weit dies geht. Auch diesbezüglich gilt, dass im Zuge der Entwicklung von Segmenten der höheren Kunstausbildung hin zu nicht-traditionellen und experimentellen Formen und Formaten – wie dies auch repräsentiert wird durch die Kombination von institutionellen und Grassroots-AkteurInnen in Publikationen, in der Verbreitung von Ideen in Kreisläufen globalen Austauschs, in einer zunehmenden Selbstlegitimierung sowie in der Partizipation –, dass im Zuge dieser Entwicklung also Studierende der Kunst mehr als in anderen Feldern möglicherweise eine besondere Rolle übernehmen müssen.

Ob individuelle Stätten von Campus-Kämpfen in irgendeiner substantiellen, funktionalen und erfindungsreichen Weise verbunden werden, bleibt noch zu sehen. In Anbetracht der Häufigkeit sowie der internationalen Verbreitung studentischer Aktionen in den letzten Monaten des Jahres 2009, könnte die Gelegenheit zu bedeutungsvollen Verbindungen sehr wohl entstehen.[4] Die koordinierten Kampagnen zur Verteidigung der öffentlichen Bildung in Kalifornien am 4. März 2010 waren insbesondere dadurch bemerkenswert, dass sie viele Jugendliche und Lehrende der Mittelschulen mit einschlossen, und damit die Tendenz zur Aufsplitterung in öffentliche Gebilde der Mittelschule und Öffentlichkeiten, welche die Mittelschule bereits hinter sich hatten, Einhalt geboten; diese Tatsache erinnert uns daran, dass vertikale Einbeziehungen zwischen Alters- und im Bildungsstatus variierenden Gruppen in einem gemeinsamen Territorium ebenso wichtig sind wie die horizontalen Einbeziehungen, die sich über internationale Grenzen hinwegsetzen. Der Blick darauf, wie sich an den Mittelschulen „leadership“ konstituiert, verbessert die Positionierung von Campus-Bewegungen im Zuge der Verteidigung gegen Angriffe auf den öffentlichen Sektor im Allgemeinen. Die Gefahr für die Studierendenbewegung besteht darin, in erster Linie die Kürzungen bei den Universitätsbudgets, die Erhöhung der Studiengebühren, die Jobaussichten von Graduierten und/oder die Finanzierung der eigenen auf die Mittelschule folgenden Ausbildung anzusprechen und sich so selbst darauf zu beschränken, als Gruppe mit besonderem Interesse aufzutreten.

Jeder Zugewinn an erzielten Ergebnissen oder auch politischer Kapazität, der den Campus-Aktivismus in Richtung einer lang erhofften transnationalen und mehrere Generationen einschließenden Koordinierung von antikapitalistischen politischen Aktion bringt, wäre eine ernsthafter und dringend notwendiger Fortschritt für die globale Linke. Dies wäre insbesondere in den USA wichtig, wo die Campusse viele Kapitalinvestitionen angezogen haben, was sie erneut zu einem politischen Kampffeld werden lässt, während systemische Gabelungen mit jedem Jahr, das vorüberzieht, deutlicher werden.

 



[1] Ben Shahn, The Shape of Content, Cambridge/Mass.: Harvard University Press 1957, S. 73–91.

[2] Selbst die Vorzeigeuniversitäten, die der öffentlichen Forschung gewidmet sind, erhalten in den Vereinigten Staaten nunmehr weniger als 25% ihres operativen Budgets aus freien öffentlichen Geldern. Im Jahr 2008 beispielsweise erhielt die Universität von Wisconsin-Madison nur 20,2% ihres operativen Budgets vom Staat Wisconsin. Die Universität von Michgan erhielt 24% und die Universität von California-Berkeley 22% von den jeweiligen staatlichen Regierungen. Nahezu überall in den Vereinigten Staaten zielen konservative GesetzgeberInnen auf das Universität, um jährlich budgetäre Kürzungen durchzuführen und zwingen die Universitäten zur Rechtfertigung ihres Wert in strikt ökonomischen Termini. Der Rest der operativen Budgets kommt zumeist aus beschränkten Forschungszuwendungen, Schenkungen und Stiftungen sowie aus steigenden Studiengebühren. Vgl. diesbezüglich http://www.wisc.edu/about/facts/budget.php, http://www.vpcomm.umich.edu/budget/understandig.html sowie http://newscenter.berkeley.edu/news/budget/img/revenue0809.gif.

[3] Die Werkstatt-PhD-Programme existieren als unausgereifte Form ohne klar definierte Standards. Die unabhängigen Studienprogramme beinhalten renommierte Marken wie das Whitney Independent Study Program und die Skowhegan Residency. Die Ausstellung und Workshop-Reihe AREA Chicagos Pedagogical Factory im Hyde Park Art Center ist ein Beispiel für eine Ausstellung als Lernlabor. Mildred’s Lane, eine Initiative des Künstlers Mark Dion sowie des Designer J. Morgan Puett ist ein Beispiel für eine von KünstlerInnen betriebene Kunstschule. Die Flying University von Red76 ist ein Beispiel für Bildung als Kunstprojekt– die von Gleichgestellten, informell und wesentlich sozial übermittelt wird. Beispiele von Grassroots und selbst initiierten Schulen und Forschungsprojekten beinhalten das Experimental College of the Twin Cities or EXCO, The Public School (in Los Angeles) sowie das Wanderseminar Continental Drift. Für eine exzellente Diskussion zum Master of Fine Arts im Hinblick auf die Vervielfältigung von Bildungsmöglichkeiten vgl., „The Currency of Practice: Reclaiming Autonomy For The MFA“, in: Art Journal, Vol. 68, Nr. 1, Frühjahr 2009, S. 41–57.

[4] Die unvollständige Liste von Universitäten, die gegen Ende des Jahres von Studierendenaktionen betroffen sind, beinhaltet die University of California, die Campusse in Los Angeles und Santa Cruz; die University of Illinois Champaign Urbana, die Universität Wien sowie die Universität der Bildenden Künste in Wien; die Universität von Zagreb; die Universität Bern. Zwischen diesen verschiedenartigen von Studierenden geführten Kämpfen kam es zu Gesten der Solidarität sowie manchmal zu regionaler und nationaler Koordination (bspw. in Italien). Aber soweit ich weiß, gab es keine transnational koordinierten Aktionen. Auch die scheinbar vollständige Abwesenheit einer Verbindung zwischen Studierendenkämpfen in Europa und den USA sowie die andauernden Studierendenkämpfe im Iran sind eine Analyse wert.